Susanne Gerdom: Elidar – Magierin der Drachen (Buch)

Susanne Gerdom
Elidar – Magierin der Drachen
Piper, 2011, Taschenbuch, 464 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26806-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Der Soldat Luca nimmt sich der Straßengöre Elidar an, die über magische Kräfte verfügt und nichts über ihre Herkunft weiß. Obwohl er ihretwegen zum Krüppel geschlagen wird und sich fortan als Söldner durchschlagen muss, schickt er sie in seine Heimat, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Unverhofft findet das Mädchen in Prinzessin Morgenblüte, der zweiten Gemahlin des Kurators, eine Gönnerin, die sehr viel mehr sieht und weiß, als andere auch nur ahnen.

Morgenblüte ermöglicht es ihr, als Junge verkleidet im Spinnen-Orden Aufnahme zu finden und sich zum Magier ausbilden zu lassen. Es gelingt Elidar tatsächlich, das Geheimnis – angeblich verfügen Frauen über keine Magie, und eine Magierin ließe sich niemals mit den Regeln des Ordens in Einklang bringen! – zu bewahren bis zum Tag der Prüfung, an dem sie und ihre Kameraden die Roben der Magier erhalten sollen.

Für Elidar ist die strenge Prüfung ein großer Erfolg, für den Orden dagegen eine Katastrophe, denn die Machtentfaltung der jungen Frau zieht ernste Folgen nach sich. Anschließend ist Magnifizenz Sturm so geschwächt, dass ihm der Tod gewiss ist. Angeblich ist jedoch nicht Elidar an seinem schlimmen Zustand schuld, sondern jemand, dem sie beide ihr Vertrauen geschenkt haben.

Elidar will sich nicht in die Intrigen um die Macht über den Orden verwickeln lassen und sucht nach einem Ausweg. Aber wird man es ihr auch dann noch danken, dass sie einen Verräter überführen konnte, nachdem sie ihre wahre Identität zufällig offenbarte? Oder wird man ihr die Magierwürde verweigern? Und was verlangt die Stimme in Elidars Innern, die sie Tochter nennt und so manches Mal ihren Körper übernimmt?

Der Titel nimmt im Prinzip den Kern der Handlung vorweg. Mädchen, die sich als Jungen ausgeben und umgekehrt, sind ein beliebtes Thema in vielen Genres. Auch dass die Titelheldin ihr Ziel erreichen und gegen alle Widerstände die Ausbildung zur mächtigen Magierin durchlaufen würde, ist vorhersehbar.

Die Geschichte ihres Werdegangs ist allerdings noch in eine Rahmenhandlung eingebettet, durch die weitere Aspekte den Geschehnissen hinzugefügt werden. In ihr werden Elidar, Luca und einige andere wieder vereint. Gleichzeitig wird das Rätsel um die Abstammung der jungen Frau gelöst und aufgedeckt, welche besondere Bewandtnis es mit einem alten Echsenvolk hat, das die Herrschaft an die Menschen hatte abgeben müssen und davon träumt, die einstige Macht wieder zu gewinnen, was auch zu gelingen scheint.

Die Dkhev werden überaus interessant geschildert, und alles, was mit ihnen zu tun hat, birgt viele Möglichkeiten und Überraschungen. Schade, dass die Autorin ihr Hauptaugenmerk auf die vorhersehbaren Standardsituationen und die unvermeidlichen romantischen Beziehungen richtete. Sie versteht zwar zu fabulieren, aber da sie insgesamt zu wenig Neues bringt und an Altem festhält, plätschert der Roman monoton und arm an Höhepunkten dahin. Der Kreis schließt sich zu einer Endlosschleife.

Junge Genre-Fans, die noch nicht viel Fantasy gelesen haben, dürften sich dennoch gut unterhalten fühlen. Das reifere Publikum hingegen stellt höhere Anforderungen an Handlungsaufbau, Spannungsbogen, Überraschungsmoment und Charakterentwicklung.