Spider-Man Team-Up 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 25. Juni 2014 19:04
Christopher Yost, Eric Burnham
Spider-Man Team-Up 1
(Superior Spider-Man Team-Up 1 + 2, Scarlet Spider 20,, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Ryan Stegman
Zeichnungen von David López, Marco Checchetto, In-Hyuk Lee u.a.
Panini, 2014, Heft, 68 Seiten, 4,99 EUR
Von Irene Salzmann
Seitdem sich Otto Octavius alias Dr. Octopus den Körper und das Leben von Peter Parker angeeignet hat, will er der ganzen Welt sein Genie als Wissenschaftler und als der bessere Spider-Man unter Beweis stellen. Wegen seiner Arroganz und Skrupellosigkeit wenden sich immer mehr Freunde von ihm ab, und seine Feinde fürchten ihn. Aufgrund zahlreicher gewalttätiger Aktionen hat er als Avenger nur mehr einen Bewährungsstatus inne.
Seine Kameraden greifen prompt ein, als Spider-Man gegen etliche Helden, darunter Moon Knight, Cloak und Dagger, Dr. Strange und Daredevil, mit Vehemenz vorgeht. Vereint können sie ihn tatsächlich aufhalten, doch dann setzt bei Hyperion eine unheimliche Veränderung ein, und er attackiert seine Gefährten. Notgedrungen müssen die Avengers Spider-Man vertrauen, der als einziger weiß, was los ist.
Die Spur führt zum Schakal, der wiederholt Klone von sich selbst, von Peter und seinen Angehörigen angefertigt hat und die Gelegenheit nutzt, sowohl Spider-Man als auch dessen Klon Kaine, der als neuer Scarlet Spider versucht, ein Held zu sein, in seine Gewalt zu bringen. Der Schakal ahnt nichts von Peters Schicksal und wundert sich, dass die Psychospiele, zu denen ein Gwen Stacy-Klon gehört, nicht fruchten.
Im Laufe der Jahrzehnte gab es eine Vielzahl „Team-Up“-Serien, in denen namhafte Helden, meist Einzelkämpfer, gemeinsam einen mächtigen Feind besiegen mussten. Oft stand Spider-Man im Mittelpunkt einer solchen Reihe, und auch diesmal ist der Superior Spider-Man die zentrale Figur. Allerdings gibt es auf den Seiten dieser drei Hefte kein wirkliches Team-up, da sich Dr. Ock durch sein Verhalten isoliert und sogar Verbündete bekämpft – aus Rache, aus Überlegenheitsdünkel, um sich zu beweisen, teilweise auch aus triftigem Grund.
Damit dürfte der Verlauf der weiteren Team-ups festgelegt sein: Spider-Man verbündet sich nur temporär mit anderen, wenn es seiner Sache dient, wenn er an jemandem später selbst Rache üben will, wenn plötzlich ein Fünkchen Gerechtigkeitsempfinden in ihm keimt. Diese Motive liefern nicht die Voraussetzungen für übliche Team-ups, sondern eher für Zwistigkeiten und Kämpfe, die Spider-Man provoziert.
Erstaunlich ist, dass zwar immer mehr Personen misstrauisch werden ob des krassen Charakterwandels von Peter beziehungsweise Spider-Man, aber noch immer stehen alle buchstäblich auf dem Schlauch und ignorieren die vagen Hinweise, die Dr. Ock entlarven könnten. Nachdem dieser die Fragmente von Peters Geist in seinem Gehirn hatte auslöschen können, hält ihn niemand mehr zurück, aber es fehlen ihm auch wichtige Informationen, die er nun nicht mehr abrufen kann, beispielsweise über den Schakal, Kaine, den Tod von Gwen Stacy und ihrem Vater.
Da in der laufenden „Spider-Man“-Serie gerade die Weichen gestellt werden, Dr. Ocks Geheimnis zu lüften, dürfte klar sein, dass der neuen „Team-Up“-Reihe bloß ein kurzes Leben vergönnt ist (in den USA sind 12 Ausgaben erschienen), das Panini dadurch verlängert, indem auch Hefte von Serien integriert werden, die in Deutschland nicht publiziert werden oder weniger populär sind, in diesem Fall den zweiten Teil des „Sibling Rivalry“-Crossovers, sodass der eine oder andere Leser, neugierig geworden, vielleicht auch zu der auf vier Bände angelegten „Scarlet-Spider“-Reihe greifen wird.
Infolgedessen ist „Spider-Man Team-Up“ eine gelungene Ergänzung zu „Spider-Man“ und zugleich der Nachfolger von „Spider-Man, the Avenger“, den man kaufen kann, aber nicht muss, da nur am Rande auf die Problematiken eingegangen wird, die in den anderen Titeln geschildert werden.
Hinzu kommt, dass man sich an die rotierenden Zeichner gewöhnen muss, die alle ihren eigenen Stil haben, sodass es zu deutlichen Kontrasten kommt, zum Beispiel bei den sehr comichaften, flächigen Illustrationen von David López und den fast schon fotorealistischen Abbildungen von In-Hyuk Lee („Scarlet Spider“ 20).
Auf jeden Fall stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis bei „Spider-Man Team-Up“ 1, denn auf fast 70 Seiten für knapp 5,00 EUR bekommt man eine relativ abgeschlossene Storyline inklusive ansehnlicher Zeichnungen geboten.