Donald Duck 1 (Comic)

Carl Barks
Donald Duck 1
(USA, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Dr. Erika Fuchs
Ehapa, 2012, Hardcover, 188 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3555-5

Von Frank Drehmel

Neben Micky Maus und Onkel Dagobert ist Donald Fauntleroy Duck Disneys ikonischter Charakter, eine Figur, die gleichsam als Synonym für das farbenprächtige, humorige und abenteuerliche Disney-Universum steht. Ohne die erzählerische und zeichnerische Genialität einzelner kreativer Köpfe hinter der Figur wäre Donald allerdings kaum der weltberühmte Choleriker, Pechvogel, unerschütterliche Optimist und Abenteurer geworden, als den wir ihn alle kennen; und zu den kreativsten Köpfen hinter den Geschichten gehörten zweifelsohne die Disney-Legenden Al Taliaferro sowie Carl Barks, welche das Duck’sche Pantheon sowohl visuell als auch inhaltlich maßgeblich und nachhaltig prägten.

Während Taliaferros Schwerpunkt jedoch auf kurzen Zeitungsstrips lag, war Barks der Mann für lange Abenteuer. Dementsprechend hält sich die Anzahl der Storys dieses ersten „Donald Duck“-Bandes im überschaubaren einstelligen Rahmen, wobei gleich das erste Abenteuer aus dem Jahre 1942 – „Piratengold“ („Donald Duck finds Pirate Gold“) – über 60 Seiten umfasst.

Donald und seine drei Neffen versuchen mit eher mäßigem Erfolg zum einen ein nahe der Küste abgelegenes Wirtshaus – den „Bulligen Butt“ – zu betreiben und zum anderen ihr karges Einkommen durch Fischerei aufzustocken, als eines regnerischen Abends Käpt’n Kakadu, ein piratesker, kakaduartiger kleiner Vogel, großspurig um Einlass und eine Mahlzeit bittet. Als kurz darauf ein zwielichtiger Zeitgenosse – Kater Karlo – vor der Tür steht, wird klar, dass der Käpt’n auf der Flucht ist. Der Grund ist auch schnell ermittelt: Kakadu weiß um den Verbleib eines riesigen Piratenschatzes, den Karlo sich unter den Nagel reißen will. Nachdem man den Schurken geschickt abgewimmelt hat, beschließen die Ducks und Kakadu, gemeinsam den Schatz zu suchen, und geraten vom Regen in die Traufe, denn Kater Karlo und seinen Spießgesellen gelingt es, den Abenteurern nicht nur ihr Schiff, die „Schwarze Sophie“, unter einem unverfänglichen Namen zu vermieten, sondern auch als harmlose Zeitgenossen verkleidet die Ducks auf ihrer Seereise zu begleiten. Als die Tarnung der Schurken auf dem offenen Meer auffliegt, ist die Not der Ducks und des Käpt’n groß, denn Karlo ist bereit, über Leichen zu gehen.

Die weiteren Geschichten sind zwar um einiges kürzer, jedoch nicht minder abenteuerlich: so wird Tick in einem Sarkophag nach Ägypten entführt, weil der uralte Ring, der zufällig in seinen Besitz gelangt ist, möglicherweise verflucht ist, und Donald, Trick und Track müssen ihn retten; doch schon die Schiffsreise in den Orient erweist sich alles andere als einfach.

In Story Nummer 3 ist in Entenhausen anlässlich des Wiesenfestes ein großes Allotria-Derby angesagt, an dem jeder mit einem Pferd – egal ob geliehen oder eigen, egal ab Rennpferd oder alter Klepper – teilnehmen kann. Während die drei Neffen auf dem alten Gaul Rasputin in den Wettkampf ziehen, versucht der gleichermaßen ehrgeizige wie missgünstige Donald mit allerlei miesen Tricks, den Kindern einen Strich durch die Rechnung zu machen und den ausgelobten Pokal selbst abzugreifen.

In der vierten Geschichte erteilt Donald den drei Neffen aufgrund diverser Vorkommnisse ein striktes Haustierverbot. Dennoch dauert es nicht allzu lange, bis die drei Racker einen dressierten Affen anschleppen, den ihnen ein Spielmann geschenkt hat. Da sich das kleine Tier als überaus wohlerzogen, hilfsbereit und von löblicher Wesensart erweist, erlaubt Donald den Tierbesitz, nicht ahnend, dass der kleine Bursche eine heftige Macke hat.

In „Nordische Nächte“ verschlägt es die Ducks nach Alaska; und das, obwohl sie mit ihrem neu erworbenen Flugzeug dem Entenhausener Schnee gen Süden entfliehen wollten, denn in dem abgelegenen Ort Nanuk City erwartet man eine dringende Penizillin-Lieferung und Donald ist der einzige Held weit und breit, der das Medikament liefern kann. Doch neben dem rauen, unerfreulichen Klima machen Schurken den Ducks das Leben schwer.

In der letzten Geschichte ziehen die Ducks auf der Suche nach Einsamkeit und Abenteuern in die Everglades. Anstatt Fischen und Jagen erwarten sie dort sehr spezielle und skurrile Sumpfbewohner, die es gar nicht gerne sehen, dass Fremde in ihr Territorium eindringen.

Dass die Geschichten aus der Anfangszeit Donalds als Comicheld datieren – und zwar aus den Jahren 1942 bis 1945 –, wird zuallererst am Artwork deutlich und hier zunächst an der strengen, formalistischen Seiteneinteilung. Dem Zeichenduktus fehlt noch der Schwung und die Leichtigkeit späterer Jahre, die Proportionen der Figuren sind vergleichsweise schlank und langgezogen und die Hintergründe sparsam gestaltet. Dennoch überzeugen schon diese grafisch eher einfachen Storys inhaltlich in Gänze, sowohl in Hinblick auf den zeitlosen Humor, als auch die Spannung und die abenteuerliche Ausrichtung. Insbesondere die Eröffnungsgeschichte weist einen wunderbaren erzählerischen Fluss auf, der solch langen Storys häufig fehlt, wirken sie meist doch in der Dramaturgie künstlich gedehnt und unrhythmisch.

Fazit: In grafischer Hinsicht hat Barks später bessere Story abgeliefert; erzählerisch und in Sachen Humor überzeugen sie jedoch schon diese frühen Geschichten aus den Jahren 1942 bis 1945.