Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud 5 (Comic)

Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud 5
Text: René Goscinny
Zeichnungen:Jean Tabary
Übersetzung: Gudrun Penndorf M.A., Uwe Löhmann; Horst Brenner
Lettering: Eleonore Caspart
Ehapa, 2009, Hardcover, 160 Seiten, 29,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3184-7

Von Frank Drehmel

Band 5 der »Isnogud«-Buchreihe enthält folgende Alben: »Feenzauber um Isnogud« (Le Conte de fées d’Isznogoud), »Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen« (Je veux être calife à place du calife) und »Die Alpträume des Isnogud – Teil 2« (Les cauchemars d’Iznogoud – Tome 2).
Wie schon im vierten Sammelband bekommt der Leser nicht nur die gewohnten Kurzgeschichten geboten, sondern muss sich wiederum mit einen Album voller One-Pager auseinander setzen.

Beginnen wir diesmal mit Letzterem: auch die zweite Sammlung einseitiger Strips ist in mehrerer Hinsicht nicht das Gelbe von Ei. Schlechtes Timing, lahme Dialoge, laue, vorhersehbare Pointen, Anspielungen auf französische bzw. europäische, mindestens 30 Jahre alte Tagespolitik und ein oft grobes Artwork machen diese Storys in toto allenfalls für »Isnogud«-Sammler oder Historiker interessant, auch wenn die eine oder andere dabei ist, die einen Hauch von intelligentem Witz ausstrahlt.

Als Entschädigung für das dröge letzte Drittel des Sammelbandes bieten die ersten beiden Alben allerdings die gewohnt zauberhaften Geschichten Goscinny und Tabarys: so trifft Isnogud eine verirrte Fee, die ihm seinen Herzenswunsch erfüllen könnte, Kalif anstelle des Kalifen zu werden, wüsste sie, was ein Kalif ist, und wäre sie keine Lernfee. Oder er betritt eine Spiegelwelt, in der der Rechtsverkehr nicht das einzige Kuriosum ist. In der Geschichte »Magische Minarette« muss sich Isnogud lediglich als großzügiger, hilfsbereiter, höflicher, aufrichtiger, mutiger, abstinenter, bescheidener und ehrlicher Mensch erweisen, um das Ziel seiner Träume zu erreichen. Weitere – ausgewählte – Storys handeln von einem Geist, der Kalifen in den Wahnsinn treibt, oder einem Wachsfigurenkabinett, in dem als Exponate berühmte Mörder wie Brutus, Landru, Lucrezia Borgia und andere ausgestellt sind, welche sich zur Freude des Großwesirs zum Leben erwecken lassen, bedauerlicherweise jedoch einen eigenen Willen an den Tag legen.

Grandios auf den Punkt inszenierte Situationskomik, Dialoge, die vor Esprit nur so strotzen und nicht zuletzt Tabarys leichte, lebendige Zeichnungen machen auch diesen fünften Sammelband zu einem Highlight. Auffällig sind einmal mehr Reminiszenzen an andere Comic-Serien – wie bspw. Asterix – sowie das sporadische Verlassen der eigentlichen Handlungsebene durch das Einbinden bzw. direkte Ansprechen des Lesers – in dieser Hinsicht sucht gerade die Geschichte »Magische Minarette«, in der der Leser durch einen gleichermaßen witzigen wie intelligenten Dreh zum Handlanger des Schicksals gemacht wird, ihresgleichen – oder die Selbstinszenierung des Zeichners.

Der vierseitige redaktionelle Teil dieses Hardcoverbandes beleuchtet in auf Grund zu vieler Daten gewohnt unübersichtlicher und trockener Art den Werdegang und die Bedeutung des Autors René Goscinny.

Fazit: Die urkomischen, spritzigen Storys der ersten beiden Alben machen den drögen dritten Teil weitgehend vergessen. Ginge es nach mir, könnte man auf die One-Pager ganz verzichten oder aber sie gesondert veröffentlichen.