Conan 10: Conan und die Prophezeiung (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Juli 2009 01:00
Joe R. Landsdale
Conan 10
Conan und die Prophezeiung
(Conan and the Songs of the Dead #1-5, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration und Zeichnungen von Timothy Truman
Farben von Dave Steward
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86607-732-4
Von Frank Drehmel
Das vorliegende Tradepaperback enthält die 2006 erschienene, komplette Mini-Serie »Conan and the Songs of the Dead«, die laut Nachwort chronologisch kurz vor Howards »Jenseits des Schwarzen Flusses« (Beyond The Black River) einzuordnen ist und somit einen gealterten Helden präsentiert.
Auf seinem Weg durch die stygische Wüste bewahrt Conan einen alten Bekannten, den Dieb Alvazar, vor einem qualvollen Tod unter der gleißenden Sonne. Gleichsam als Preis für die Rettung knüpft der Cimmerier ihm jenes Artefakt – die Dämonenwurzel – ab, dessen Diebstahl im Auftrag eines stygischen Hexers den Banditen in die Bredouille brachte. Da Conan beim Zauberer noch mehr Gold vermutet, beschließt er, zusammen mit Alvazar den Auftraggeber um selbiges zu erleichtern.
Ein magischer Angriff zwingt die beiden jedoch, in einem uralten Tempel Zuflucht zu suchen. Hier, im Haus der Nacht, begegnen sie einer Djinn der Steine, die sich Conan nicht nur willig hingibt, sondern ihm auch von einer Prophezeiung berichtet, nach welcher der erbeutete Talisman in Verbindung mit einem Ring, einem magischen Buch und der Hand jenes Hexers das Tor zu ungeahnter Macht – und damit Reichtum – öffnen soll.
Der Ring ist trotz zahlreicher untoter Wächter schnell errungen, da er sich zufälligerweise in dem Tempel der Djinn befindet. Die beiden letzten Artefakte erfordern allerdings eine gefährliche Reise, auf der Conan und Alvazar nicht nur Verbündete wie die Schwertkämpferin Ohala und ihrem Leibwächter Sartu begegnen, sondern vor allem Feinden, dämonischen Kreaturen, Untoten, kleinwüchsigen Pikten und Erdwürmern – mutierte Männer, die als Hüter des Buches von einem dämonischen Leben beseelt sind.
Und schließlich lauert im Hintergrund noch der Hexer, der die Artefakte als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtet, was zumindest in Bezug auf seine Hand nicht von der Hand zu weisen ist.
Autor Joe R. Landsdale, der Vater des »Mojo Storytelling«, hat mit »Conan and the Songs of the Dead« eine klassische Sword & Sorcery-Story geschrieben, die auf den ersten Blick in bester Conan-Tradition zu stehen scheint, sich aber bei genauerem Hinschauen merklich von den bisherigen Comic-Alben gerade unter Busieks Federführung unterscheidet.
Landsdales Geschichte ist deutlich grimmiger, brutaler und zynischer als die unter Busiek. Sein Held ist ein egoistischer und skrupelloser Zeitgenosse, der keinen Moment zögert, aus nichtigem Grund zu töten. Wenn er Alvazar die Klinge an den Hals setzt, um seine Belohnung einzufordern, dann besteht kein Zweifel daran, dass er seinem »Freund« die Kehle durchschneiden wird, sollte dieser nicht zahlen. Damit entspricht dieser Conan nicht im Geringsten dem Bild eines im Grunde seines Herzens edelmütigen Barbaren, das bisher viele seiner Comic-Abenteuer zeichneten …
Die actionreiche Handlung bietet zwar kaum Überraschungen, verbindet jedoch auf so unprätentiöse, frische, fast schon lustvolle Weise unterschiedliche Fantasy- und Horror-Elemente, dass man ihr mit Freude folgt.
Der augenfälligste Unterschied zischen Landsdales Conan und dem seiner Vorgänger ist der ätzende, bissige Humor, der nicht nur die Wortgeplänkel zwischen Alvazar und dem Cimmerier dominiert, sondern der auch situativ angelegt ist. Wenn beispielsweise der skrupellose Hexer kurz nach einem Blutbad in einer pathetischen Pose gen Himmel blick und klagt, »Warum ist man ein Zauberer, wenn man doch alles selbst tun muss?!«, dann schwingt darin Situationskomik mit.
Was das Artwork Timothy Trumans betrifft, so fällt es mir schwer, objektiv zu bleiben, denn ich schätze seine Arbeiten seit jener Zeit, als er zusammen mit John Ostrander zunächst für den First-Verlag an »Grimjack« und später für DC an »Hawkworld« (2nd) arbeitete. Vielleicht auch deshalb meine ich, in dem Barbaren ein wenig von John Gaunt wiederzuerkennen. Wahrscheinlich liegt es jedoch daran, dass Trumans Figuren grundsätzlich oft jene harte, fatalistisch Ausstrahlung innewohnt, die auch seinen Conan einzigartig authentisch macht. Das vernarbte Gesicht, die an einen Boxer erinnernde gebrochene Nase, die Falten um die Augen und der taxierende, kalte, schmale Blick gehören einem vom Leben und von zahllosen Kämpfen gezeichneten Krieger.
Weitere Merkmale des cineastisch angelegten, klaren Artworks sind die auf Grund exakt gesetzter Verschattungen beziehungsweise Schraffierungen kontrastreichen, dreidimensional wirkenden Figuren sowie der Detailreichtum der Bilder, deren Lebendigkeit durch die farbenfrohe, kräftige Koloration, welche der Zeichner in der Regel zumindest in den Grundzügen vorgibt, unterstrichen wird.
Der redaktionelle Beitrag dieses Tradepaperbacks besteht aus einem zweiseitigen Nachwort des Comic-Künstlers und Illustrators Tim Bradstreet sowie einem informativen, umfangreichen Einblick in Timothy Trumans Sketchbook.
Fazit: Die actionreiche Story, das erstklassige Artwork sowie die äußerst kurzweiligen Dialoge machen den zehnten Band der Reihe zu einer uneingeschränkten Empfehlung für jeden Sword & Sorcery-Fan.