X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (Comic)

Chris Claremont
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
(The Uncanny X-Men 138-143)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration und Zeichnungen von John Byrne
Panini, 2014, Paperback, 132 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86201-925-0 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)

Von Christel Scheja

Ende Mai kommt der neueste X-Men-Film in die Kinos, in dem gleich zwei Generationen von Superhelden eine Katastrophe verhindern müssen. Die grundlegenden Ideen für den Streifen lieferte die hier vorliegende Graphic Novel, die das eigentliche Abenteuer aus den „Uncanny X-Men“ von 1980 noch einmal in einem frisch überarbeiteten Band zusammenfasst.

Nach dem Tod von Jean Grey alias Dark Phoenix sind die X-Men in eine Schockstarre verfallen. Vor allem Scott Summers, der sie immer geliebt hat, kann die Freundin, die sich letztendlich geopfert hat, nicht vergessen. Daher zieht er sich zurück und erzählt aus der Sicht eines Beobachters, welche Herausforderungen die X-Men in den kommenden Jahren zu bewältigen haben. Dazu gehören neben den üblichen Auseinandersetzungen mit Magneto und anderen Superschurken auch die Machenschaften von Bolivar Trask, dessen Sentinels den Mutanten gewachsen zu sein scheinen.

Andere X-Men bekämpfen die Trauer mit vermehrter Aktivität. So kehrt Woverine nach Kanada zurück, um endlich die Probleme zu klären, die ihn dort zu einem gesuchten Kriminellen machen. Zusammen mit den dortigen Mutanten besiegt er einen bösen Geist und bekommt erstmals zu spüren, dass sich die Stimmung gegen die Mutanten deutlich verschlechtert.

Zu denen, die positiv in die Welt blicken, gehört die junge Kitty Pryde, deren Kräfte gerade erst erwacht sind. Munter und offen schaut sie in die Welt und erkundet ihre Fähigkeiten, nicht ahnend, dass sie dunkle Zeiten erwarten. Zwanzig Jahre später lebt sie zusammen mit dem Rest der Mutanten als Ausgestoßene in einem Lager. Sentinels haben die Macht übernommen und unterdrücken jeden mit besonderen Kräften, nur weil ein Präsident angeblich durch einen Mutanten ermordet wurde.

Schließlich fassen die letzten überlebenden X-Men einen wahnwitzigen Plan. Kitty soll in die Vergangenheit zurückreisen, um die Geschichte zu ändern...

Vergleicht man die Graphic Novel mit den bereits bekannten Inhaltsangaben zum Film, so fallen doch gehörige Unterschiede auf. Zwar wurden viele Elemente übernommen wie Bolivar Trask und die Sentinels, aber es ist nicht Kitty Pryde, die in die Vergangenheit zurück reist, sondern Wolverine. Und das sind nur einige der Unterschiede, denn in „Zukunft ist Vergangenheit“ geht es nicht nur um die Rettung der Mutanten, sondern auch noch viele andere Dinge mehr. Liest man das Vorwort genau, merkt man durchaus, dass die damaligen Künstler auch die Übergabe ihrer Reihe an ihre Nachfolger vorbereiteten und sie so von einigem Ballast befreiten – etwas, das vermutlich auch auf die Filmreihe zukommt.
Alles in allem ist die Zusammenstellung der klassischen Hefte sehr spannend und interessant aufbereitet – und verständlich, selbst wenn man nur die Verfilmungen gesehen hat.

Die anfängliche Zusammenfassung vieler Ereignisse durch Scott Summers führt den Leser in den Kosmos ein, nennt wichtige Meilensteine in der Geschichte der Mutanten nach Jean Greys Tod und zeiget, in welcher Beziehung die Figuren eigentlich zueinander stehen und was sie bereits erlebt haben, so dass man keine großen Vorkenntnisse braucht, um die Geschehnisse zu verstehen. Auch wird nicht nur ein großes, sondern mehrere kleine Abenteuer erzählt, die aber locker miteinander verknüpft sind. Auch in den Storys um Wolverines Kanada-Abenteuer und Kitty Prydes unerwartete Bewährungsprobe in der Schule von Professer Xavier gibt es kleine aber feine Andeutungen, die die Geschichte in neue Bahnen lenkt und am Ende tatsächlich einen roten Faden ergibt.

Zwar darf man charakterlich und inhaltlich nicht allzuviel Tiefgang erwarten, aber neben all der Action gibt es doch auch ruhige und nachdenkliche Momente, in denen man auch neue Facetten der Figuren kennenlernt, die zur Entwicklung ihres Charakters beitragen.

Das Erzähltempo ist aufgrund des Alters der Geschichten gemächlich, auch wenn die Action natürlich nicht zu kurz kommt. Auch der Zeichenstil und die Farbgebung sind eher klassisch zu nennen, die Figuren sind aber gut zu erkennen und es gibt keine Stilbrüche; die Action wurde dynamisch gestaltet.

Alles in allem mag „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ vielleicht nicht den Film wiedergeben, ist aber auch für Fans der Verfilmungen gut verständlich und zeigt die klassische, nicht minder spannende Version der Geschichte, von der doch einige Elemente in den Streifen eingeflossen sind. Und diejenigen, die die Serie in Comic-Form schätzen, halten erstmals seit Langem wieder einen Klassiker unter den Storys ihrer Helden in einer frisch überarbeiteten Fassung in den Händen, die sich durchaus sehen lassen kann.