Asterix Gesamtausgabe 1 (Comic)

Asterix Gesamtausgabe 1
Text: René Goscinny
Zeichnungen: Albert Uderzo
Übersetzung: Gudrun Penndorf M.A.
Lettering: Yannick Fallek
Ehapa, 2008, 168 Seiten, 20,40 EUR, ISBN 978-3-7704-0600-5

Von Frank Drehmel

Die Abenteuer von Asterix, Obelix und den wehrhaften gallischen Dörflern, die im Jahre 50 v. Chr. nicht nur der römischen Besatzungsmacht dank Zaubertrank und scharfem Verstand erfolgreich die Stirn bieten, sondern die es immer wieder auch an weit entfernte Gestade, in fremde Länder in- und außerhalb Europas verschlägt, sind der Klassiker des europäischen Comics schlechthin. Keine anderen Kunst-Figuren – mit Ausnahme einiger Disney-Helden – waren und sind in Europa über alle Altersgruppen hinweg ähnlich populär wie der kleine schnauzbärtige Gallier und sein Hinkelstein tragender Kumpel.

Rund 50 Jahre nach dem ersten Auftreten der Helden in dem 1959 gegründeten Jugendmagazin »Pilote« liegt nun im Rahmen der Ehapa Comic Collection die 12-bändige Gesamtausgabe der Abenteuer von Asterix und Obelix vor. Jeder der in edler, blauer Lederoptik gehaltenen Bände enthält drei Einzelalben, wobei die ersten sieben Asterix-Abenteuer innerhalb dieser Gesamtausgabe in ihrer chronologisch korrekten Reihenfolge veröffentlicht werden und nicht in der Abfolge, in der sie ehemals in Deutschland erschienen sind. Damit beinhaltet der erste Sammelband »Asterix der Gallier« (Astérix le Gaulois), »Die goldene Sichel« (La Serpe d’Or) sowie »Asterix und die Goten« (Astérix et le Goths).

Asterix der Gallier
Gaius Bonus, der Zenturio des römischen Lagers Kleinbonum ist der Verzweiflung nahe. Regelmäßig werden seine Mannen während ihrer Patrouillen in den Wäldern rum um das belagerte, kleine Dorf voller unbeugsamer Gallier von eben jenen mit viel Freude und wenig Feingefühl verdroschen. Da selbst ein einzelner kleiner dieser Widerspenstigen mühelos vier oder mehr Legionären zeigt, wo der der Frosch die Locke hat, mutmaßt Gaius, dass Übernatürliches im Spiel sei. Um dem auf den Grund zu gehen, schickt er einen Spion in das Dorf, der schon bald die Ursache für die Scherereien der Römer ausmacht: Miraculix, seines Zeichens Druide und Zaubertrankbrauer.
Ein Plan ist schnell geschmiedet: der Zenturio lässt Miraculix von einigen mutigen Legionären entführen, damit dieser ihm den Trank braue und dadurch nicht nur den Sieg über die Dörfler, sondern auch den Platz Caesars im römischen Senat beschere; zum Leidwesen Gaius Bonus’ jedoch zeigt sich der Druide alles andere als kooperativ.

Die goldene Sichel
Eine wichtige Zutat für jenen Zaubertrank, der unseren Galliern übermenschliche Kräfte verleiht, sind Misteln; und zwar Misteln, die mit einer goldenen Sichel geschnitten werden. Als Miraculix’ kleine Handsichel ihren Geist aufgibt, ist daher angesichts der Belagerung durch die Römer Eile geboten, eine neue zu beschaffen. Die besten Sicheln gibt es in Lutetia (Paris) und der Star unter den dortigen Schmieden ist ausgerechnet Obelix’ Vetter Talentix.
Ohne viel Federlesens brechen Asterix und sein großer Kumpel auf, sehen sich, kaum dass sie in Lutetia angekommen sind, jedoch mit der Tatsache konfrontiert, dass Talentix verschwunden ist und die Sichelpreise in astronomische Höhen geschnellt sind. Die Nachforschungen führen unsere beiden Helden auf die Spur einer Sichelschieberbande, deren Kontakte bis zu den römischen Stadthaltern reichen.

Asterix und die Goten
Alljährlich findet im finsteren Karnutenwald ein Treffen aller Druiden statt, auf dem derjenige gekrönt wird, der innerhalb eines Wettkampfes das beste Rezept präsentiert. Dieses Jahr fällt der erste Preis an Miraculix und seinen Zaubertrank. Der Druide kann sich aber nur kurz über die Auszeichnung freuen, da er quasi vom Fleck weg von Goten entführt wird, welche in der Hoffnung, einen Zauber im Kampf gegen die Römer abzustauben, die Feierlichkeiten ausspionieren.
Für Asterix und Obelix, die beide vergeblich am Waldrand auf die Rückkehr Miraculix’ warten, gilt es, eine Rettungsexpedition in das Land der Goten zur Befreiung des Druiden zu starten. Doch das ist leichter gesagt als getan, wenn man des Gotischen nicht mächtig ist.

In dem redaktionellen Beitrag zu »Asterix und die Goten« fasst Horst Brenner die drei vorliegenden Bände gleichsam als Einstiegs-Trilogie in die Asterix-Saga auf. Ob die Trilogie-These unwidersprochen bleiben sollte, lasse ich dahingestellt; augenfällig ist jedoch, dass sich die drei Alben erzählerisch wie grafisch in der Tat harmonischer aneinanderreihen, als es in der bisherigen Abfolge, in der »Asterix und Kleopatra« an zweiter und »Asterix als Gladiator« an dritter Stelle stehen, der Fall war.
Die Figuren werden nun nachvollziehbar eingeführt, gewinnen sowohl charakterlich als auch äußerlich allmählich an Profil, der Aktionsradius der Helden verändert sich nicht sprunghaft, sondern wächst vom Dorf und seiner Umgebung in »Asterix der Gallier« über die Abenteuer in Lutetia bis hin nach Germanien in »Asterix und die Goten«.
Der feine Humor, das Spielen mit kulturellen Stereotypen und Klischees, die historischen Anspielungen sowie der mehr oder weniger hintergründige Sprachwitz, welche zu einem Markenzeichen der Asterix-Saga geworden sind, zeichnen sich in diesen ersten Bänden zwar schon ab, doch noch dominiert der eher alberne bzw. vordergründige Humor Handlung und Texte.

In editorischer Hinsicht überzeugen nicht nur die Aufmachung und der farbbrillante, klare Druck, sondern auch die den einzelnen Alben vorangestellten redaktionelle Beiträge Horst Berners, die sowohl informativ, als auch unterhaltsam verfasst sind.
Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Ein absolutes No Go für eine äußerlich edle und redaktionell ambitionierte Ausgabe ist das zum Teil dilettantisch wirkende Handlettering bedeutungstragender Schrift. Generell ist in dieser Gesamtausgabe der Text traditionell maschinengelettert – auf die Möglichkeit der Wahl eines dem Handlettering näher kommenden Computerfonts sei an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber hingewiesen –, besonders betonte Wörter und Sätze jedoch sind ebenso offensichtlich handgelettert. Neben den damit ohnehin schon verbundenen visuellen Brüchen ist das eigentlich Ärgerliche die – vorsichtig ausgedrückt – teilweise üble Qualität des Letterings: Unsicher wirkende, unterschiedlich große und dicke, mal hierin mal dahin kippende Buchstaben bzw. Satzzeichen selbst innerhalb einzelner Sprechblasen sowie eine suboptimale Raumausnutzung des zur Verfügung stehenden Platzes lassen zumindest mich bei jedem lauten, betonten Ausruf eines Protagonisten innerlich zusammenzucken. Doch genug genörgelt, denn abgesehen von einigen Ästheten (^^) werden sich daran mutmaßlich keine Leser stören.

Fazit: Eine alles in allem liebevolle und dekorative Edition des europäischen Comic-Klassikers schlechthin. Nicht nur der moderate Preis macht diese Asterix-Gesamtausgabe zu einer unbedingten Empfehlung für Freunde leichter, humorvoller und inspirierender »Bildergeschichten«.