Abrantes, Rebecca: Schatten Blut (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 29. Juli 2009 01:00
Rebecca Abrantes
Schatten Blut
Titelillustration von Anja Hess
Scholz Fachverlag, 2009, Hardcover, 510 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3- 941653-01-6
Von Carsten Kuhr
Faye McNamara ist eine Powerfrau. Als Fotojournalistin bereist sie die ganze Welt, setzt sich mit Missbrauch und Verbrechen ebenso auseinander, wie mit der globalen Erderwärmung oder berichtet im Kugelhagel aus dem Kriegsgebiet. Immer wenn sie einmal zu ihrer Redaktion nach London heimkehrt, schlüpft sie dort bei ihrer Schwester unter. Mit ihr geht sie shoppen, kann sie die Seele baumeln lassen.
Dieses Mal aber ist alles anders. Des Nachts suchen sie Albträume heim. Nicht etwa die schrecklichen Bilder des Krieges gehen ihr nach. Nein, sie findet sich in einem alten Herrenhaus wieder, sieht ihre herausgeputzte Schwester und einen Fremden, der sich an ihrem Blut labt. Dabei steht sie weder auf Harry Potter noch den Herrn der Ringe. Doch seltsam ist es schon, dass sie aus ihren Träumen bleibende, körperliche Erinnerungen mitbringt. Dreht sie langsam durch? Zu viel Stress – eine andere Erklärung kann es doch nicht geben. Als sie dann auf einer Geburtstagsparty noch den charismatischen Antiquitätenhändler Darian Knight kennenlernt, der ihr aus ihren Visionen doch irgendwie bekannt vorkommt, überstürzen sich die Ereignisse. Ihre Schwester wird ermordet, sie selbst entdeckt unbekannte Fähigkeiten an sich und wird mehr und mehr in eine ihr bis dahin unbekannte Welt gezogen.
Faye muss akzeptieren, dass sie der Familientradition folgend als Schattenjägerin den Vampiren zeigt, was eine Harke ist. Dabei kommt es ihr zugute, dass sie nicht nur ihr Vater unterstützt, sondern, dass sie in Darian einen geläuterten Vampir mit Teilseele an ihrer Seite wiederfindet.
Dass der Gute sich in den zweitausend Jahren seinen Existenz gut gehalten hat, einen Waschbrettbauch und erotische Finessen aufweist, die sie in den siebten Himmel katapultieren, ist wahrlich nicht zu verachten, doch auch himmlische Unterstützung ist im Kampf gegen die finsteren Gegner willkommen …
Was ist dies für ein Buch, von dem die Leserinnen nur so schwärmen? Stephenie Meyer weist den Weg, doch Rebecca Abrantes muss sich hier wahrlich nicht verstecken.
Mit viel Witz und Charme lässt die Autorin mit leichter Hand ihre abwechslungsreiche Handlung ablaufen. Und diese kann sich wahrlich sehen lassen. Nicht, dass der Markt nicht mit wohlgeformten Muskelmännern und lasziven Frauen der Blutsaugenden Art überschwemmt wäre, aber Abrantes
Vampir-Saga lässt diese Vorbilder hinter sich. Zum einen hat die Autorin ihre Handlung mit einem sorgfältig entworfenen Bild einer Vampirclan-Gesellschaft unterfüttert. Die unterschiedlichen Clans werden im Anhang dann jeweils kurz mit ihren Eigenheiten vorgestellt, so dass man sie und ihre Fähigkeiten besser einschätzen kann. Zum anderen, und das ist wohl das Pfund mit dem der Roman wuchert, liest sich die Geschichte rund, überraschend und temporeich. Die Autorin hat uns ihre
Figuren vielschichtig vorgestellt, diese handeln ihrem Naturell und Historie folgend überzeugend.
Insbesondere die spritzigen Dialoge machen die Lektüre zu einem Genuss. Hier nimmt sie uns für ihre Hauptfiguren ein, schafft Intimität und Glaubwürdigkeit. Dass ein gehöriger Schuss Erotik nicht fehlen darf ist ebenso klar, wie spannende Kämpfe und sympathisch gezeichnete Nebenfiguren. Auch dass es herbe Verlust zu beklagen gilt, dass Fehler zum Teil teuer bezahlt werden müssen, trägt nur zur inneren Überzeugungskraft des Buches bei. Lediglich die Gegner unserer Helden werden ein wenig zu stereotyp gezeichnet, ansonsten sei an dieser Stelle nur das nicht ganz überzeugende Cover als Manko genannt.
Als Fazit bleibt, dass mit Abrantes ersten Band ihrer Vampirsaga – Teil 2 ist fürs Frühjahr 2010 in Vorbereitung – eine deutsche Autorin die Bühne betritt, die sich vor ihren anglo-amerikanischen Vorbildern sicherlich nicht verstecken muss, die faszinierend und bemerkenswert locker zu erzählen weiß und ihren Platz auf den Bestsellerlisten verdient hätte.