Storm 5: Der Kampf um die Erde (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 02. August 2009 01:00
Storm 5
Der Kampf um die Erde
(Storm: De Strijd om de Aarde)
Text: Dick Matena
Artwork: Don Lawrence
Übersetzung: James ter Beek und Nikolaus Danner
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 64 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-52-9
Von Frank Drehmel
Die außerirdischen Azurier, die vor über dreihundert Jahren drei Viertel der Weltbevölkerung auslöschten und dem Rest der Menschheit die Erinnerungen an die technischen Errungenschaften nahmen, machen auf Befehl des Supervisors Jagd auf Storm und Rothaar, da sie in dem ehemaligen Raumpiloten ein Gefahr für ihre Herrschaft sehen.
Die beiden Flüchtlinge haben jedoch zwischenzeitlich in einem äonenalten Bunkerkomplex Unterschlupf gefunden, wo sich schon andere Menschen vor den Azuriern verbergen. Unter Storms Anleitung beginnen die Terraner, die alten Maschinen und Waffensysteme der Anlage zu reaktivieren, um schließlich den offenen Aufstand gegen die Unterdrücker zu proben. Dabei liefert ihnen ein Überläufer der blauhäutigen Fremden, General Solon, entscheidende Informationen für die Eroberung der azurischen Militärbasen.
Mit Solons Unterstützung gelingt es Storm sogar, ein Dimensionsraumschiff der Fremden zu kapern, doch haben die noch einen Trumpf in der Hinterhand: die entführte Rothaar.
Obgleich die Handlung der »Storm«-Saga in einer postapokalyptischen Zukunft angesiedelt ist, spielten Science-Fiction-Elemente bisher nur ein untergeordnete Rolle. Mit dem fünften Band ändert sich dieses radikal, d.h. die Reihe schlägt den Pfad lupenreiner SF nach Space-Opera-Manier ein. Epische Schlachten auf der und um die Erde, Raumkreuzer, Dimensionsreisen und extraterrestrische Lebensformen treiben dem einfach gestrickten Action-Fan die Freudentränen in die Äugelein.
So weit, so gut? Ganz und gar nicht! Matena nimmt in seinem fast schon devoten Bestreben, eine Handlung zu entwerfen, die es Lawrence erlaubt, sein künstlerisches Ausnahmetalent in den unterschiedlichsten Szenarien unter Beweis zu stellen, billigend in Kauf, dass die Story die Grenze wenn nicht zum Schwachsinn, so doch wenigstens zur SF-Parodie überschreitet. Der gesamte Grundplot um die Bedeutung Storms als großer Revolutionsführer und den Aufstand einer Spezies nomadisch lebender Barbaren gegen eine Spezies, die drei Viertel der Menschheit auslöschte und den Rest seiner zivilisatorischen Erinnerungen beraubte, ist sowohl im Großen, als auch den Details – bis hin zur Figurenebene – so abstrus, so hanebüchen, dass sie nicht einmal als Reminiszenz an trashige Pulp-Geschichten ernst genommen werden kann und letztendlich nur mit einer gehörigen Portion Langmut oder Humor zu ertragen ist.
Da der Leser Figuren und Situationen unmöglich ernstnehmen kann, fehlt der Geschichte eine elementare Voraussetzung, um Spannung aufzubauen. Lawrence ist also mehr als zuvor gefordert, den erzählerischen Karren mit seinem grandiosen Artwork aus dem Dreck zu ziehen. Zwar gelingt es ihm auch diesmal, den Leser alleine durch seine farbenprächtigen, ausdrucksstarken Bilder bei der Stange zu halten, aber die Luft wird spürbar dünn.
Am redaktionellen Teil gibt es – abgesehen vom Layout – nichts zu kritisieren. Hintergrundinformationen zu den kreativen Köpfen hinter der Serie und über den Entstehungsprozess sowie zahlreiche großformatige Bilder und ein beiliegender Druck im DinA4-Format bieten nicht nur Storm-Fans einen beachtlichen Zusatznutzen.
Fazit: Eine krude Action-Story, deren planetengroße Plausibilitätslöcher Lawrences geniales Artwork nur mühsam zu kaschieren vermag.