Coco Zamis 21: Der teuflische Derwisch, Michael M. Thurner & Catalina Corvo (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 23. März 2010 20:05
Coco Zamis 21
Michael M. Thurner & Catalina Corvo
Der teuflische Derwisch
Titelillustration von Sandobal
Zaubermond, 256 Seiten, Hardcover, 14,95 EUR
Von Carsten Kuhr
Seitdem Uwe Voehl als Ideengeber und Expokrat bei "Coco Zamis" wirkt, haben wir schon so einiges über die Vergangenheit der Zamis-Familie und ihre Herkunft erfahren. Nicht länger steht alleine die titelgebende Coco im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern nutzen die Autoren die Reihe für eine faszinierende Familienbiographie der dunkel-dämonischen Art. So ist es keine große Überraschung, dass Michael M. Thurner im Verlauf seines Parts des neuen Hardcovers weitere Offenbarungen für uns bereithält.
Der Wiener Autor entführt uns in die 30er Jahre. Hitler hat die Ostmark noch nicht heim ins Reich geholt, als Michael Zamis einmal mehr seine gerade mühsam erworbene Stellung als Oberhaupt der Schwarzen Familie in Wien verteidigen muss. Ein Dämon, der scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht ist, fordert ihn heraus. Natürlich ahnt Zamis, dass Asmodi, dem er weiterhin ein Dorn im Auge ist, hinter dem Zweikampf steckt. Das magische Duell sollte eigentlich kein Problem für ihn sein, doch am Roten Berg muss er eine schmerzliche Niederlage einstecken. Nur die Flucht verhindert, dass er sein unheiliges Leben aushaucht. In seine Villa zurückgekehrt findet er in Thekla, der Tochter Asmodis, eine intrigante und mit alles unheiligen Wassern gewaschene Verbündete. Gemeinsam wollen sie eine Dynastie gründen und eines fernen Tages Asmodi von seinem Thron stoßen.
In der Jetztzeit reist Thekla Zamis als Gesandte im Auftrag Asmodis nach Istanbul. Hier, beim Murshid von Istanbul und den Anafi, hofft sie als Unterhändlerin ihres Vaters auf den Anführer der Oppositionsdämonen, die Schwarze Eminenz, zu treffen und einen Waffenstillstand auszuhandeln. Stattdessen wird sie geschändet und gefangengesetzt.
In Catalina Corvos Teil reist Michael Zamis nach Kappadokien um seine Frau zu befreien. Gleichzeitig entsendet er Coco in den Harz. Hier hat er vor Jahrzehnten einen alten Feind gebannt und versteckt. 999, so der Name des Wesens, könnte sich befreit haben, und nun als Schwarze Eminenz sein Unwesen treiben, so zumindest seine Vermutung. Coco soll in seinem Auftrag das alte Gefängnis und dessen Insassen kontrollieren …
Was kaum möglich erschien, den drei Verfassern – ich zähle Uwe Voehl, der sich die Handlung hat einfallen lassen dazu – gelingt es, das Tempo und die Intensität nochmals zu steigern!
Dorian Hunter muss sich warm anziehen, denn die Fortschreibung der Abenteuer der Wiener Hexe mausert sich zu einer, wenn nicht der besten Reihe im Hause Zaubermond. Geschickt verbinden die Autoren Ausflüge in die Vergangenheit mit Offenbarungen über die Sippe Zamis, erfahren wir immer mehr über die Herkunft, das Leben und den alten Konflikt zwischen den Zamis und Asmodi.Dabei gelingt es den Neuen im Autorenteam der Reihe ihren Stempel aufzudrücken. Das ist Gruselfeeling pur, wenn Thekla Zamis in Istanbul von den Anafi verführt und missbraucht wird, das atmet den Rauch des Verdorbenen, des Lasziven ja Teuflischen. Selten in den letzten Jahren habe ich ein so überzeugende Gruselszene gelesen.
Kam uns unsere allerliebste Hexe Coco sonst zumeist handzahm daher, wich sie, die eigentlich in Orgien gestählt sein und allem Fleischlichen aufgeschlossen gegenüberstehen sollte, sonst sexuellen Begierden weitgehend aus, so steht sie, wie ihre Mutter auch, nun ihre Frau. Thekla Zamis, sonst eher zurückhaltendes, unauffälliges Anhängsel des großen Michael Zamis, wird endlich einmal näher beleuchtet. Nicht nur in Ihrer Rolle als Unterhändler des von ihr verachteten Vaters, sondern auch als intrigante junge Frau mit dem Gespür für die Macht wird sie uns näher vorgestellt.
Das wirkt frisch, interessant und vor allem gerade in Details glaubwürdig.
Die Verpflichtung des "Perry Rhodan"- und "Maddrax"-Autors Thurner hat sich hier, ebenso wie bei Catalina Corvo, als Glücksfall erwiesen. Als Wiener gelingt es ihm mit einigen wenigen Bemerkungen, dem Handlungsort seltene Realität und Detailtreue einzuhauchen. Mit solchen – eigentlich nebensächlichen – Fakten (wie etwa, dass Austria vor dem Anschluss ans Reich Linksverkehr hatte und die Maybach- und Daimler-Karossen entsprechend umgebaut wurden, oder der Darstellung von Stadtvierteln und ihrer jeweiligen Besonderheiten) schafft er hier ein Maß an Authentizität, das es bislang in dieser Ausprägung nicht gab.
Kurz zusammengefasst: klasse.