interDuck: Art of the Duckomenta (Buch)

interDuck
Art of the Duckomenta
Titel- und Buch-Gestaltung von Bettina Schürmann & Anne-Kathrin Schöttle
Gesamtwerke „Duckomenta“ von interDuck und Freunden
Fotos von Ulli Becker, Roland Paschhoff, Ommo Wille, Rüdiger Stanko; digitale Bildbearbeitung von Rüdiger Stanko, Ommo Wille; Reinzeichnung von Olaf Welling
Texte zu den Abbildungen von Marion Egenberger, Anke Doepner, Volker Schönwart
Essays von Bruno Girveau, Bernd Kauffmann, Fredrik Strömberg, Britta Georgi, Hartmut Holzapfel, Marion Egenberger
Texte in drei Sprachen: Deutsch; ins Englische von Deborah S. Philips, Helen E. Carter; ins Französische von Marie Wilz
Ehapa, 2010, Paperback, 400 Seiten, 49,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3293-6

Von Irene Salzmann

Disney ist ein Phänomen, das weit über Comics und Trickfilme hinausgeht. Insbesondere Donald Duck und seine Freunde haben es den Fans weltweit angetan. Die kleinen und größeren Geschichten, die sich um die Entenhausener ranken, sind Allegorien auf den bekannten Alltag. Durch die Stärken und Schwächen, die jede Figur auszeichnen, wirken sie nachvollziehbar, vertraut, wie Freunde – man kann sich und sein Umfeld in ihnen wieder finden.

Entenhausen und seine Bewohner, wenn es sie wirklich gäbe, wenn sie ein Teil der Geschichte wären, wenn es neben dem Archaeopterix einen Duckaeopterix und neben dem Homo Erectus einen Anas Erectus gegeben hätte und so weiter. … Wie würden dann die archäologischen Funde des Neolithikums, die Kultur und Kunst der frühen Hochkulturen, der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit, ja, unserer Nachbarplaneten aussehen?
Die deutschen Künstler, die unter der Bezeichnung ‚interDuck’ zusammengefunden haben, befass(t)en sich seriös und humorig zugleich mit all diesen Fragen. Historische Persönlichkeiten, Funde, Plastiken, Gemälde und vielem mehr, die für Aufsehen sorgten und praktisch jedem bekannt sind, dienten als Vorlage für eine Sammlung, die so umfangreich wurde, dass man schon von einem ‚Enten-Kulturgeschichtswerk’ sprechen könnte.

All diese Objekte sind seither als Wanderausstellung unterwegs. Leider listet das Verzeichnis fast nur vergangene Ausstellungen und bloß wenige geplante auf. Der vorliegende Katalog mit der „Art of the Duckomenta“ ist ein wahrer Prachtband, eigentlich ein Bildband, der viele (alle?) Exponate zeigt, in Briefmarkengröße bis hin zu doppelseitigen Abbildungen, ausnahmslos in Farbe.
Zu jeder Abbildung gibt es einen kurzen Text, der das Objekt – Scherben, Münzen, Keramiken, Plastiken, Gemälde, Mumien, Poster und vieles mehr – erläutert. Man muss nicht allzu bewandert in Geschichte und Kunst sein, um die Anspielungen zu erkennen, da sich die Künstler auf Standardwerke konzentrierten.
Das Buch ist in sinnvolle chronologische Abschnitte (Zeitalter, Kontinente, Epochen) gegliedert, und innerhalb dieser findet man beispielsweise die Venus von Villenduck, den Sarkophag Duckamun I, die trojanische Ente, die kapitolinische Plutonia, einen lachenden Buddha mit Entenschnabel, ‚entische’ Runensteine der Wikinger, Altarmalereien um den wundertätigen St. Dagobert, ein Bildnis des Erasmus von Dotterdam, die Skulptur des Huitziliduxtl, das Gemälde von der Ente mit dem Perlenohrring, von Mozart, Goethe, Marx … bis hin zu Filmen wie ‚die blaue Ente’ mit Marlene Duckrich und Funden auf dem Mars.
Ergänzt wird mit Essays rund um die „Duckomenta“, Entenhausen und den Spaß, den die Künstler und die Besucher der Ausstellung mit dem Thema hatten.

Es macht riesigen Spaß, diesen Bildband anzuschauen! Man kann ihn wieder und wieder durchblättern und dabei auf Details stoßen, die einem bei den vorherigen Malen entgangen sind.
Die Künstler haben sich eine Menge einfallen lassen, und das Vergnügen, das sie beim Malen und Werken hatten, überträgt sich auf den Betrachter. Die humorigen Texte, denen man vielleicht erst auf den zweiten Blick hin Beachtung schenkt, tun ein Übriges, den Leser gut zu unterhalten. Der Wortwitz und die Anspielungen sind einfach köstlich!
Man kann den Dötzi sehen, Mäusemumien, Napoleon, den großen Vorsitzenden Mao Tse-Tung, Che Guevara, Marilyn Monroe, die Roswell-Aliens und anderes mehr – mit Entenschnabel oder seltener: mit Mauseohren. Freilich tauchen Micky, Goofy und Pluto auf, aber in untergeordneten Rollen, denn nomen est omen, und dies ist die „Art of the Duckomenta“, von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart, wobei die Erforschung des Alls nicht ausgeklammert wird.

Die Gestaltung des Bandes steht der von anderen Ausstellungskatalogen in nichts nach: Das Buch von ungefähr quadratischem Format ist mit einem Softcover ausgestattet. Auf schwerem, glänzendem Kunstdruckpapier kommen die klaren Fotos der Exponate sehr gut zur Geltung. 400 Seiten mit unterhaltsamen Erläuterungen und vor allem phantasievollen Abbildungen erfreuen das Auge. Wer den Band in der Hand hält und ein wenig darin blättert, empfindet den Preis von knapp 50,00 EUR durchaus für angemessen.

„Art of the Duckomenta“ ist ein Pracht-Bildband, den jeder Disney-Fan in seiner Sammlung haben sollte. Die beteiligten Künstler warten mit einem Feuerwerk an Ideen und Gags auf, die den Betrachter beeindrucken und ihn zu Schmunzeln bringen. Auch die Optik lässt nichts zu wünschen übrig. Das Buch ist teuer, aber jeden Cent wert – einfach super!