Wonderland – Der neue Wahnsinn 1: Das Wunderland lebt! (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 28. Februar 2014 09:15
Raven Gregory
Wonderland – Der neue Wahnsinn 1
Das Wunderland lebt!
(Grimm Fairy Tales presents Wonderland 1-5, 2012/2013)
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
Zeichnungen von V. Ken Marion, Sheldon Goh, Jacob Bear u.a.
Panini, 2014, Paperback, 144 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86201-808-6
Von Christel Scheja
In der ersten „Wonderland“-Serie wurde Callie, damals selbst noch ein Teenager, mit dem tragischen Erbe ihrer Familie konfrontiert, das schon ihre Mutter Alice in den Wahnsinn getrieben hat. Zusammen mit dieser konnte sie jedoch die Schrecken des Horror-Reiches besiegen und entkommen, wenn auch zu einem hohen Preis.
Seither ist die junge Frau auf der Hut. Denn sie weiß, dass der Kampf mit dem Wunderland nie ein Ende finden wird, solange das Böse existiert. Sie konnte zwar die Kräfte schwächen, die aus dieser Welt in die unsere drangen... aber diese regenerieren sich langsam aber sicher und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Schatten des Wunderlandes sie und ihre Tochter wieder einholen wird. Aus diesem Grund reist sie mit der inzwischen fast erwachsenen Violet durch Amerika und bleibt nie wirklich lange an einem Ort. Das ärgert den Teenager, der so nicht die Gelegenheit bekommt, den Spaß zu haben, den andere in ihrem Alter genießen können, inklusive erster Techtelmechtel mit dem Jungs.
Aber Callie tut recht daran, wachsam zu sein. Im Wunderland rumort es ordentlich, denn auch wenn der Zipperlak besiegt ist – seine Kräfte sind immer noch vorhanden und auch die Schwarze Pik-Königin kann sich nicht sicher wähnen, kehrt doch auch ein anderes bekanntes Gesicht zurück.
Callies Bruder, der vom Geist des Wunderlandes erfüllt zum Verrückten Hutmacher wurde, ist immer noch davon beseelt, sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien und sich an der Schwester zu rechen. Es gelingt ihm, endlich wieder die Spiegel zu aktivieren und Kontakt mit der verlorenen Seele eines Jungen aufzunehmen, der wie er nur Leid von den Erwachsenen erlebt hat und deshalb sehr empfänglich für die dunklen Einflüsterungen ist. Damit wird der Weg für ihn geebnet.
„Wonderland – Der neue Wahnsinn“ 1 macht dort weiter, wo die alte Serie ihr Ende fand. Daher ist es schwierig noch neu einzusteigen, werden doch viele Ereignisse und Konstellationen als bekannt vorausgesetzt und wenn überhaupt nur kurz erklärt. Ansonsten findet sich all das, was man schon aus den Abenteuern der jungen Callie kennt: Das Wunderland bleibt ein Sammelsurium von gruseligen Gestalten und hübschen Frauen mit dunklen Absichten, zelebriert den Wahnsinn und das Grauen in zwar ansprechenden, aber doch irgendwie unheimlichen Bildern.
Dazu kommt ein Schuss Generationen-Konflikt, denn natürlich versteht Violet als rebellischer Teenager nicht, warum ihre Mutter so paranoid und immer auf dem Sprung ist. Das Mädchen muss aber schon bald die Erfahrungen machen, die ihre Mutter prägten – und das nicht zuletzt durch die Machenschaften des eigenen Onkels.
Zwar wiederholen sich Entwicklungen, die man schon aus dem ersten Band kennt, sie werden aber auch in ansprechender Variation präsentiert, so dass die Spannung erhalten bleibt. Die Charaktere entsprechen ihren Archetypen und zeigen nur selten andere Verhaltensweisen, so dass man auch in dieser Richtung nicht viel erwarten sollte. Immerhin bleiben Callie und ihre Tochter relativ stark und selbstständig, müssen sich nicht retten lassen. Tiefgang jedoch scheinen die Macher gar nicht im Sinn zu haben, denn ihnen geht es um andere, viel plakativere Dinge: Blut, Grauen und viel nackte Haut.
Wieder einmal präsentieren Raven Gregory und sein Team also eine bitterböse Geschichte um mutige, wenn auch leicht bekleidete Frauen, psychopatische Killer, die jede Grenzen vergessen und ein stark pervertiertes Märchenland. Die Zeichnungen sind relativ einheitlich, auch wenn in den ersten Heften immer wieder andere Teams am Werk sind.
Alles in allem ist „Wunderland – Der neue Wahnsinn“ 1 solide und halbwegs in sich geschlossene Dark-Fantasy-Kost, die vermutlich vor allem Fans blutiger Horror-Geschichten und hübscher Mädchen ansprechen wird und den Fans der ersten Serie auch weiterhin gefallen dürfte, da die neue Serie die Handlung nahtlos weiterspinnt.