Cantarella – Eine unmoralische Liebe (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 09. Februar 2014 11:33
Akira Sakamoto
Cantarella – Eine unmoralische Liebe
Aus dem Japanischen von Ekaterina Mikulich
Tokyopop, 2014, Taschenbuch, 160 Seiten , 6,95 EUR, ISBN 978-3-8420-0916-5
Von Christel Scheja
Viele Leser werden sich bei dem Titel unwillkürlich an die fast gleichnamige Serie von You Higuri erinnert fühlen. Und tatsächlich dreht sich auch in „Cantarella – Eine unmoralische Liebe“ alles um die Borgias und das Geschwisterpaar Cesare und Lucrezia...
Rom gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Das Italien der Renaissance zittert vor der Familie Borgia, vor allem jetzt, wo es Kardinal Alexander Borgia gelungen ist, zum Papst und damit dem mächtigsten Mann der westlichen Welt aufzusteigen. Seine Feinde wissen, dass sie ihn fürchten müssen, denn an seiner Seite steht sein Sohn Cesare. Skrupellos, machtgierig und gerissen setzt er Alles daran, den Einfluss der Familie zu mehren. Um ihn liegt die Aura des Unnahbaren, es heißt sogar, er sei unverwundbar. Dabei verlässt sich auch Cesare auf die Treffsicherheit eines Attentäters, der ihm bereitwillig folgt, seit er von dem Sohn des Papstes überlistet wurde, und auf seine schöne Schwester Lurezia, die ein düsteres Geheimnis hütet: die Kenntnis um ein absolut tödliches Gift. Zusammen lassen sie sich in die dunklen Intrigen rund um den Thron verwickeln, leben die Fehden zu den anderen mächtigen Häusern des Landes aus und frönen ihren Leidenschaften. Cesare ist dabei vor allem von einer erfüllt: dem Verlangen nach seiner schönen, klugen und gefühlvollen Schwester. Das könnten Feinde wie der florentinische Mönch Savonarola zu ihrem Vorteil ausnutzen, wenn sie nur mehr darüber wüssten…
Anders als in You Higuris Geschichte konzentriert „Cantarella – Eine unmoralische Liebe“ die historischen Highlights und macht sich gar nicht erst die Mühe, die Figuren besonders auszuarbeiten. Die Geschichte bedient sich sämtlicher Klischees und Vorurteile, die man der Familie Borgia schon zu ihren Lebzeiten angedichtet hat – einschließlich des Brudermordes und der inzestuösen Liebe Cesares zu seiner Schwester. Dabei geht es nicht um eine korrekte historische Darstellung, sondern eher um die schwülstigen Leidenschaften, die man so gerne mit der Renaissance in Verbindung bringt, und durch die sogar die Unschuldigen und Reinen Flecken auf ihrer ansonsten makellosen Seele davon tragen. Cesare Borgia ist zwar die zentrale Figur, aber auch der verderbte Antiheld, der am Ende nicht das bekommt, was er besitzen möchte, sonder etwas ganz anderes.
Die Geschichte wirkt stellenweise wirr, springt von einer Episode zur anderen und zelebriert Machtgier, Intrigen und Liebe auf sehr oberflächliche Art. Das mag zwar ganz nett anzuschauen sein, ist aber auch schnell wieder vergessen, da die Handlung nicht wirklich spannend ist, weil gerade erfahrene Leser sehr schnell wissen, auf was sie herauslaufen wird. Auch gefühlsmäßig springt der Funke nicht über, da die Figuren einfach zu hohl und blass bleiben, mit keinem Charakterzug fesseln können.
Letztendlich ist „Cantarella – Eine unmoralische Liebe“ einer der Titel, die man lesen kann aber nicht muss, da die Geschichte weder inhaltlich noch von den Figuren oder den Zeichnungen her in Erinnerung bleibt.