Leon Traumgänger: erwachen 2 (Hörspiel)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 16. August 2009 01:00
Leon Traumgänger
erwachen 2
Skript: Dennis Ehrhardt
Regie: Marco Göllner
Mischung & Sounddesign: Marco Göllner & Moorland Music
Sprecher: Nicolas Artajo, Leonhard Mahlich, Claudia Urbschat-Mingues, Steffi Kirchberger,
Thomas Schmuckert, Jochen Schröder fu.a.
Zaubermond, 2009, 1 CD, ca. 70 Minuten, ca. 9,95 EUR
Von Sandra Busch
Was, wenn deine Albträume eines Tages Wirklichkeit werden? Der Waisenjunge Leon verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten. Er kann sich in die Träume anderer Menschen hineinversetzen. Als in seinem unmittelbaren Umfeld ein Mord geschieht, ist Leon der Einzige, der der Polizei wertvolle Hinweise geben kann. Doch niemand glaubt ihm – außer Eule, einem geheimnisvollen Mädchen, das niemanden an sich heranlässt und das vorzugsweise um Mitternacht in der Dunkelheit des Hofgarten anzutreffen ist …
»Leon Traumgänger – erwachen 2« beginnt praktischerweise mit einer Zusammenfassung der Handlung des ersten Teils, und für ein Hörspiel fällt diese Zusammenfassung sehr umfangreich aus, so dass man – wenn man zwischen den Teilen eine längere Pause gemacht hat- ganz gut wieder in die Geschichte hineinfinden kann.
Die folgende Handlung schließt nahezu unmittelbar an der Stelle an, an der die erste Folge endete: nachdem er den Angriff auf Lucy mit ansehen musste, liegt Leon wegen des Schocks im Krankenhaus.
Doch der Verlauf der Geschichte nimmt auf seinen angeschlagenen Zustand keine Rücksicht und so fällt Folge 2 um ein Vielfaches spannender aus als noch der erste Teil, der einem ja hauptsächlich die Charaktere vertraut macht und die »Vorbereitungen« für die Geschichte an sich trifft.
Da ist beispielsweise eine ganze Reihe merkwürdiger Leute um Leon herum: ein recht undurchsichtiger Polizist, der Leiter einer Privatklinik, den Leon aus einem früheren Abenteuer kennt und der ihm nicht wohl gesonnen zu sein scheint und natürlich Eule, ein seltsames Mädchen mit ebenfalls sehr speziellen Fähigkeiten, das ihm erstmals zeigt, welche Kräfte in ihm stecken und das ihm womöglich bei der Suche nach Lucys Mörder helfen könnte. Und dann ist da noch Clochard, ein merkwürdiger Stadtstreicher, der Leon eine schier unglaubliche Eröffnung macht, mit der die Geschichte noch einen zusätzlichen Touch in Richtung Fantasy erhält. Leon selber entdeckt eine Gemeinsamkeit der Orte, an denen die Leute ermordet wurden, und diese Gemeinsamkeit stützt sich auf tatsächliche historische Ereignisse und Personen, ist deshalb aber nicht weniger schaurig. Im Gegenteil, als Leon und Eule dieser Spur mit Hilfe von Clochard folgen, da zieht die Geschichte in Sachen Grusel alle Register.
In der Rolle des Clochard ist Jochen Schröder zu hören und ich finde, er spricht diesen Part wirklich bravourös. Es gelingt ihm wunderbar, diese spezielle Kombination vom trunksüchtigem Landstreicher mit der so gegensätzlichen Ausdrucksweise eines Edelmanns aus früheren Zeiten umzusetzen.
Steffi Kirchberger übernimmt die Rolle von Eule und trifft genau den richtigen Ton für den Part dieses merkwürdigen Mädchens. Meist zwar unbeschwert und gegenüber Leon oft höhnisch, aber dennoch hört man bei jedem ihrer Worte heraus, dass an Eule etwas Geheimnisvolles ist.
Als Polizist Jarne Kallert und als Lampen- und Antik-»Händlerin« Melek trifft man das vertraute Sprecher-Duo aus der Serie Dorian Hunter an: Thomas Schmuckert und Claudia Urbschat-Mingues, die auch ihre Rollen in Leon Traumgänger souverän meistern.
Der Soundtrack setzt weiterhin auf harte Rhythmen und schleichende Melodien, die einem unter die Haut gehen und für eine Gänsehaut sorgen. Diese moderne Untermalung passt ausgezeichnet zu einem Hörspiel für Jugendliche (und natürlich auch Erwachsene) von heute, das Fantasy, Krimi und eine gehörige Portion Grusel in sich vereint. Sie wird jedem dieser Genres gerecht.
An den Geräuschen gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, sie klingen authentisch und fügen sich harmonisch in die Handlung ein. Besonderes Lob gilt der Geräuschkulisse der Szenen, wenn Leon träumt oder in die Schatten tritt. Was man hier zu hören bekommt, kann sich problemlos mit mit den »großen« Hörspielen aus dem Grusel- oder Fantasy-Bereich messen.
Das Layout hat sich nicht geändert, das Cover hat lediglich eine andere Hintergrundfarbe bekommen, ein dunkles Violett statt des Blaus, das Motiv an sich ist das gleiche geblieben. Da es aber in der Geschichte wichtig ist, geht dieses Motiv auch für Folge 2 völlig in Ordnung. Man muss ja auch bedenken, dass hier ein Buch in einem dreiteiligen Hörspiel »verarbeitet« wurde und dieses eine Buch hat nun mal logischerweise nur ein Cover.
Fazit: »Leon Traumgänger« beeindruckt mich immer mehr. Die Handlung nimmt Fahrt auf und bedient sich nun auch mythologischer Elemente, flechtet aber auch – krasser könnte der Gegensatz kaum sein- die Taten einer realen, historischen Person mit ein.
Ein gewagter, aber überaus gelungener Mix.