James Bond 12: Man lebt nur zweimal, Ian Fleming (Buch)

James Bond 12
Man lebt nur zweimal
Ian Fleming
(You Only Live Twice, 1964)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2013, Taschenbuch, 288 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-092-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Nach den Ereignissen in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ ist James Bond ein gebrochener Mann. Ernst Stavro Blofeld scheint gewonnen zu haben, mit der Ermordung von Tracy, Bonds gerade erst frisch angetrauter Ehefrau, hat der den richtigen Nerv getroffen, um den Spitzenspion zu entwaffnen. „Man lebt nur zweimal“ schließt an diese Ereignisse an.

M macht sich Sorgen um seinen besten Mann. Bond scheint nicht mehr ganz bei der Sache zu sein. Zwei Aufträge hat er in der Zwischenzeit ausgeführt, beide sind ordentlich in die Hose gegangen und bei einem hätte er fast sein Leben verloren. Deshalb hat er kein gutes Gefühl, Bond nach Japan zu schicken, um mit dem dortigen Geheimdienst, geleitet von dem illustren „Tiger Tanaka“, zusammenzuarbeiten. Denn wenn die Gerüchte stimmen, plant Blofeld ausgerechnet dort seinen nächsten Coup.

In Japan wird Bond erst einmal in die Feinheiten der japanischen Kultur eingeführt und darf ihre Vorzüge genießen. Nach und nach erfährt er mehr über den Plan seines Widersachers und die Ermittlungen der Japaner. Schließlich ist der Tag gekommen, an dem er endgültig in die Rolle eines einfachen japanischen Fischers schlüpfen darf, um das zu tun, was ihn als Einzigstes noch vorantreibt – Rache an Ernst Blofeld zu nehmen.

An seiner Seite ist die schöne und liebenswerte Kissy, eine Agentin, die für ihren falschen Ehemann durch das Feuer gehen würde.

Anders als im gleichnamigen Film lernen wir hier einen eher gebrochenen und düsteren Bond kennen, der von Todessehnsucht und Wut erfüllt ist. Zwar funktioniert er noch als Geheimagent, so gut er kann, aber für seinen Vorgesetzten ist von Anfang an klar, dass er seinen besten Mann nicht aufhalten kann.

Während Ian Fleming die japanische Kultur mit all der westlichen Arroganz der 50er Jahre gegenüber anderen Kultur darstellt und sich vieler gängiger Klischees bedient, gibt er auch erstmals Informationen über die Kindheit und Jugend seines Helden preis, liefert die Informationen, die ihm nun endlich auch eine Vergangenheit geben und Verbindungen zu anderen Menschen.

Die Handlung selbst scheint in diesem Band eher nebensächlich – der Auftrag ist simpel gestrickt und wird entsprechend einfach in die Wege geleitet. Viel mehr kümmert sich Fleming um die Weiterentwicklung seines Protagonisten, der nun vor einem Scheideweg steht – seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, oder weiterzumachen wie bisher und wieder zu seinem kalten und sachlichen alten Selbst zurückzukehren. So bietet der Roman erstmals mehr als oberflächliche Action und gängige Handlungsmuster des Agenten-genres und ist sicherlich einen Blick wert.

„Man lebt nur zweimal“ gehört zu den interessanteren Romanen der „James Bond“-Reihe, weil er dem Superagenten erstmals eine Vergangenheit und mehr Profil gibt. Dennoch kommt das nicht zu kurz, was die Reihe eigentlich ausmacht, bietet das Buch zudem einen Einblick in eine andere Gesellschaft ... auch wenn der Roman ganz anders ist als der gleichnamige Film, der sich letztendlich doch nur einiger weniger Motive aus dem Buch bedient hat...