Terry Pratchett: Vollsthändiger und unentbehrlicher Stadtführer von gesammt Ankh-Morpork (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. Dezember 2013 10:16
Terry Pratchett
Vollsthändiger und unentbehrlicher Stadtführer von gesammt Ankh-Morpork
Übersetzung aus dem Englischen von Gerald Jung
Umschlagmotiv: The Discworld-Emporium
Weitere Illustrationen: Peter Dennis
Manhattan, 2013, Hardcover, 128 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-442-54732-6
Von Irene Salzmann
Sir Terence David John Pratchett wurde am 28. April 1948 in Beaconsfield, England geboren. Sein bekanntestes, ja, sein Lebenswerk sind die mehr als 40 „Scheibenwelt“-Romane und Sekundär-Bände, die längst andere Autoren dazu inspirierten, ihre Geschichten in diesem Kosmos anzusiedeln, ferner Filme und Games dazu. Der erste Roman, „Die Farben der Magie“, erschien 1983. Seither wurden die Bücher in 37 Sprachen übersetzt und weltweit rund 60 Millionen Exemplare verkauft.
Inspiriert von der hinduistischen Mythologie und antiken Welt-Modellen entwarf Terry Pratchett die sogenannte Scheibenwelt, die auf vier Elefanten ruht, welche auf einer Schildkröte stehen, die sich durchs All bewegt. Nicht nur siedelt er in dieser Fantasy-Welt die magischen Abenteuer-Zyklen seiner skurrilen Figuren an, er parodiert darüberhinaus die sattsam bekannten Genre-Klischees, aber auch aktuelle Entwicklungen und die alltäglichen Sorgen und Nöte, die den Leser durchaus bewegen können. Der Autor zeichnet sich durch einen schrägen, mitunter anarchischem Humor aus, der auch schon in den Klamauk abrutschen kann. Und daran scheiden sich die Geister: Die einen lieben Pratchett wegen seines Witzes, den anderen ist es schon etwas zu viel des Guten.
Den treuen Fans offeriert Manhattan passenderweise kurz vor Weihnachten den Sekundärband „Vollständiger und unentbehrlicher Stadtführer von gesammt Ankh-Morpork“ (ja, gesammt!).
Dieser ist sehr schön gestaltet. Zunächst hält man einen stabilen Pappschuber in Händen, der durch ein Gummiband verschlossen wird. Öffnet man ihn, lässt sich der Hardcover-Band ebenso entnehmen wie die große, gefaltete und beidseitig bedruckte Karte mit dem konventionellen Plan und dem Blick aus der Vogelperspektive auf die gezeichnete Stadt (nach den „Bollmann“-Bildkarten). Auch im Innern wird der Schuber durch Zeichnungen geziert, genauso wie das Buch. Dieses ist auf ‚alt‘ getrimmt, sodass es wirkt wie ein Handbuch aus viktorianischer Zeit. Das hochwertige Papier ist marmoriert und zu den Rändern hin vergilbt. Auch die Schrift und das Layout muten ‚alt‘ an, was noch unterstützt wird durch den Stil der aufwändigen Zeichnungen, die aus einer alten Zeitung, von Postkarten, illustrierten Reisebüchern oder Litfass-Säulen hätten stammen können. Wie auch in den modernen Stadtführern erklärt ein Vorwort den sinnvollen Gebrauch des Buchs und fährt fort mit weiteren nützlichen Hinweisen, die dann auch schon zu den Gesetzen überleiten. Jetzt erst beginnt die eigentliche Führung durch die Stadt, indem Herbergen, Gasthäuser, Orte der Andacht, Geschäfte, Plätze für Vergnügungen und vieles mehr vorgestellt werden. Natürlich sind die Namen und Beschreibungen voller humoriger Anspielungen, die man erst dann wirklich versteht, wenn man die Bücher gelesen hat und sich am Aha-Effekt erfreuen kann.
Für Fans ist „Vollständiger und unentbehrlicher Stadtführer von gesammt Ankh-Morpork“ ein toller Sekundärband. Auch Rollenspieler können gewiss so manche Anregung aus dem Buch ziehen. Hat man keinen Bezug zur „Scheibenwelt“, weiß man immerhin die wunderschöne, aufwändige Gestaltung zu würdigen, die dem Titel zwar noch keine Bildbandqualität verleiht, aber dem wirklich sehr nahe kommt. Vielleicht verleitet der wirklich gelungene Band so manchen, doch mal in die „Scheibenwelt“ hineinzuschnuppern.