Frank, Jaquelyn: Jacob – Schattenwandler 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. September 2009 01:00
Jacquelyn Frank
Jacob
Schattenwandler 1
(Jacob, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Karina Schwarz
Titelgestaltung von HildenDesign, München unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock
Lyx, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 376 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8236-3
Von Irene Salzmann
Isabella und Corrine Russ sind Zwillinge und doch grundverschieden. Während Isabella eine introvertierte, jungfräuliche Bibliothekarin ist, genießt die aufgeschlossene Corrine das Leben. Eine zunächst wunderbare Nacht ändert für Isabella alles:
Als sie unglücklich aus ihrem Fenster im fünften Stock stürzt, fängt der attraktive Jacob sie auf. Obwohl sie sich nie zuvor begegnet sind, fühlen sie sich sogleich zueinander hingezogen. Doch das Auftauchen eines Monsters zerstört den trauten Moment – und es ist ausgerechnet Isabella, die die Gefahr zuerst bemerkt und den Angreifer zur Strecke bringt. Das hätte es nicht geben dürfen!
Jacob ist verwirrt und nimmt die junge Frau mit sich. Antworten bekommt er jedoch keine, denn Isabella weiß selber nicht, was passiert ist, nimmt aber alles erstaunlich gelassen hin. Und die Wirkung, die beide weiterhin aufeinander haben, wird Jacob beinahe zum Verhängnis, da Elijah und Noah glauben, einschreiten zu müssen, bevor Jacob seinen Trieben nachgeben kann. Im letzten Moment kann das Missverständnis geklärt werden, aber die Beteiligten sehen sich mit einer völlig neuen Situation konfrontiert.
Isabella erfährt, dass Jacob und die anderen Dämonen sind und ihre eigenen Gesetze verbieten, dass sie sich mit Menschen einlassen, da die gewaltigen Kräfte der Nachtwandler jedes andere Wesen töten würden. Jacobs Aufgabe als Vollstrecker ist es zu verhindern, dass ein Dämon dem Wahn verfällt, sich mit einem Menschen paaren zu müssen – und jetzt ist er selber nahe dran, das Gesetz zu übertreten, über das er wacht. Aber etwas ist zwischen ihm und Isabella anders.
Isabella stößt auf einige Schriftrollen, und auch der letzte Urälteste Gideon entdeckt etwas, durch das das Geheimnis nach und nach gelüftet wird. Was in ihr steckt, kann Isabella beweisen, als Legna, Noahs Schwester, von einer Gruppe Nekromanten entführt wird …
Die Kreaturen der Nacht übten schon immer eine große Faszination auf die Menschen aus, wie viele unheimlichen Sagen und Mythen beweisen. Nicht erst seit Bram Stoker fand der Stoff Eingang in die Literatur, und nachdem diese Wesen zunächst das Böse verkörperten, hat sich ihr Image in den letzten zwanzig, dreißig Jahren komplett gewandelt. Sie sind jetzt oft die düster-tragischen Helden, auf denen ein Fluch lastet, und seit einer geraumen Weile sogar die Traummänner eines weiblichen Publikums, das überwiegend zwischen 15 und 30 Jahren alt ist. Zunächst waren es die Vampire, die in den Paranormal Romances nach ihren Seelengefährtinnen und Retterinnen suchten; nach und nach kamen andere Wesen dazu, darunter Werwölfe, Werleoparden und auch Dämonen.
In der Regel kreist die Handlung darum, dass ein solcher Superlover … äh … ein solches Überwesen ein hübsches 08/15-Mädchen findet, das ihm vom Schicksal zugedacht ist. Durch ihn entwickelt sie fast immer ungeahnte Fähigkeiten, entpuppt sich so manches Mal selber als nicht ganz menschlich (sondern zum Beispiel als Fee, Elfe, Walküre, Dhampir, Telepathin …) und wird als Gefährtin durch langes Leben/Unsterblichkeit und ewige Schönheit belohnt. Den besten Sex, den man sich vorstellen kann, gibt es gratis dazu.
Das ist tatsächlich in den meisten Fällen der ganze Inhalt des Buchs. Das einander Umkreisen, mehr oder minder freche Dialoge und die erotischen Momente nehmen den meisten Platz ein. Eher ausnahmsweise wird eine spannende Rahmenhandlung drum herum gewoben (positive Beispiele sind »Vampire Academy«, »Stadt der Finsternis«, »Dante Valentine«, »Dhampir«), die auch Leser reizen kann, welche in erster Linie einen phantastischen Roman zu lesen wünschen und weniger ein leidenschaftliches Liebesabenteuer, bei dem der Burgherr, der Bergbauer oder der Frauenarzt durch ein Wesen der Nacht ersetzt wurde und ein bisschen Hokuspokus den Alltag aufpeppt.
»Jacob«, der erste Band der »Schattenwandler«-Serie, steht etwa in der Mitte zwischen spannender Phantastik und dem leidenschaftlichen Liebesroman. Die Grundidee ist interessant und bietet viele Möglichkeiten, die von Jacquelyn Frank durchaus genutzt werden, doch die Beziehung der Hauptfiguren nimmt sehr viel Raum ein. Isabella wird so schnell zu einer ›Superheldin‹ und alle Puzzlestücke legen sich so rasch an die richtige Stelle, dass selbst die Autorin mit dieser glatten Entwicklung nicht ganz zufrieden scheint und die Schwächen der Geschichte in Nebensätzen ein wenig auf die Schippe nimmt.
Natürlich werden auch die Weichen für die weiteren Bände gestellt, denn zweifellos gibt es auch über Corinne, Elijah, Noah etc. eine Geschichte zu erzählen. Für Dezember 09 angekündigt ist »Gideon«.
»Jacob« ist ein typischer Roman des Genres Romantic Mystery. Er wartet mit attraktiven, sympathischen Protagonisten auf, bietet eine ganz annehmbare Handlung mit spannenden Momenten, aber auch sehr viel Romantik und Erotik. Die Autorin vermeidet deftige Ausdrücke, scheut aber nicht vor grafischen Schilderungen zurück.
Wer das Genre mag, wird nicht enttäuscht, zumal die Dämonen ein wenig Abwechslung zwischen den Vampiren und Werwesen bieten. Ist man jedoch ein Hardcore-Mystery/Horror-Fan, wird ein anderer Titel vielleicht eher die Erwartungen erfüllen.