Garret P. Serviss: Edisons Eroberung des Mars (Buch)

Garret P. Serviss
Edisons Eroberung des Mars
(Edison's Conquest of Mars, 1898)
Aus dem Amerikanischen von Wilko Müller jr.
Titelbild von Mario Franke
Projekte-Verlag, 2009, Paperback, 234 Seiten, 14,50 EUR, ISBN 978-3-86634-807-3

Von Andrea Tillmanns

Nachdem die Marsianer in H. G. Wells’ „Krieg der Welten“ nur durch einen Zufall davon abgehalten wurden, die Erde zu erobern, schlägt die Menschheit in „Edisons Eroberung des Mars“, einer unautorisierten Fortsetzung von „Krieg der Welten“, zurück.

Die klügsten Köpfe der damaligen Zeit – die meisten Namen, die genannt werden, bezeichnen real existierende Personen – tun sich zusammen, um Raumschiffe und Waffen zu entwickeln, die den Menschen in diesem ungleichen Kampf den Sieg bringen sollen. Mit Desintegratoren und hundert ‚elektrischen Schiffen‘ ausgestattet, zieht die Flotte der Erde in die Schlacht – doch auf dem Mars erwarten sie noch ganz andere Gefahren und Hindernisse, als gedacht. Gelingt es Edison und seinen Gefährten dennoch, die Marsianer zu besiegen und so die Sicherheit der Erde zu gewährleisten?

Dass das vorliegende Buch im Original vor mehr als hundert Jahren entstanden ist, merkt man ihm in vielerlei Hinsicht an. Ebenso wie Jules Verne hat auch Serviss unzählige Vorstellungen und Ideen über den Weltraum, Sternenschiffe, zukünftige Waffen und so weiter in seinen SF-Roman integriert, die teilweise erstaunlich modern anmuten, oft aber auch längst überholt beziehungsweise widerlegt sind. Auffällig ist auch, dass bis auf wenige Ausnahmen Frauen keine Rolle spielen – was in heutigen SF-Romanen nur noch selten vorkommt.

Die Gewissensbisse und Zweifel der Wissenschaftler und Forscher, die ihre Aufgabe bis zum bitteren Ende durchführen müssen und wissen, dass sie kein Mitleid mit den Marsianern haben dürfen, wenn sie die Menschheit retten wollen, werden häufig erwähnt; auf intensivere Schilderungen des Innenlebens aller Beteiligten wird jedoch verzichtet – die Hauptrolle in diesem Buch spielen der Erfindungsreichtum der Menschen und ihre abenteuerliche Reise zum Mars. Dementsprechend ist auch die Handlung sehr linear angelegt; auf kompliziertere Zusammenhänge, wie in heutigen SF-Roman oft üblich, wird vollständig verzichtet. Ebenso findet man hier, im Gegensatz zum Original von H. G. Wells, keine Anspielungen auf den Umgang der großen Kolonialmächte mit den Menschen in den besetzten Ländern, sondern im Gegenteil eine Rechtfertigung der fast vollständigen Vernichtung allen Lebens auf dem Mars, aus der – verständlichen – Angst vor der überlegenen Technologie der Marsianer heraus.

Insgesamt ein leicht zu lesender Roman, der als Zeitdokument für SF-Leser interessant ist, aber nicht den Tiefgang von „Krieg der Welten“ erreicht.