Assassin's Creed: Forsaken – Verlassen, Oliver Bowden (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 15. September 2013 12:40

Assassin's Creed
Forsaken – Verlassen
Oliver Bowden
(Assassin's Creed: Forsaken, 2012)
Aus dem Englischen von Timothy Stahl
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 412 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2610-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Birgit Scherpe
„Forsaken“ schildert die Lebensgeschichte des Templers Haytham Kenway, Vater des Assassinen Connor Kenway, der vielen Fans aus dem dritten Teil der Spielereihe „Assassin's Creed“ bekannt sein dürfte.
Im Stil eines Tagebuchs erzählt Haytham von seiner glücklichen Kindheit in London und deren schrecklichem Ende, als eine Bande Attentäter in ihr Haus eindringt, seinen Vater ermordet und seine Schwester Jenny entführt. Haythams Mutter, fortan eine gebrochene, trauernde Frau, überlässt ihren Sohn der Obhut Reginald Birchs, einem engen Freund ihres Mannes, der den Jungen nach den geheimnisvollen Regeln der Templer ausbildet.
Von dem Gedanken beseelt, eines Tages den Tod seines Vaters zu rächen und seine verlorene Schwester wiederzufinden, macht sich Haytam daran, einer der besten Templer zu werden, den die Welt je gesehen hat. Mit der Hilfe Reginald Birchs verfolgt er jeden Hinweis, den sie zu dem Anschlag auf Haythams Familie finden. Die Spur führt sie bis in die Neue Welt, wo Haytham endlich einen der Männer fassen kann, der an dem Überfall in London dabei war. Und dieser verrät ihm ein Geheimnis, welches ihn bis ins Mark erschüttert. Sein Vater wurde umgebracht, weil er ein Assassine war, und die Auftraggeber sind unter den Männern zu suchen, die Haytham bisher seine Brüder nannte: dem Orden der Templer.
Für viele Spieler dürfte es eine Überraschung gewesen sein, als sich der Charakter Haytham Kenway nach einigen Stunden Spiel plötzlich als Templer entpuppte. Wie kommt ein hochrangiger Templer in die Ahnenreihe einer Assassinenfamilie? Autor Oliver Bowden, der unter dem Namen Anton Gill bereits mehrere Historische Romane veröffentlicht hat, löst dieses und noch viele andere Rätsel in seinem neuesten, fünften Roman zu der erfolgreichen Spielereihe von Ubi-Soft.
Während Bowdens bisherige Bücher sich oft recht eng am Spielgeschehen orientiert haben, hat der Autor sich in diesem Teil dazu entschieden, die Geschichte eines der kleineren Charaktere zu erzählen und weiterzuspinnen. So hebt sich dieser Band wohltuend von Bowdens übrigen „Assassin's Creed“-Büchern ab, die ja doch häufig in ‚Spieleleveln‘ erzählt waren, was deren Verlauf dementsprechend immer etwas vorhersehbar machte. Der vorliegende Roman ist jedoch angenehm abwechslungsreich und dank Bowdens routiniert flüssigen Schreibstil gut wegzulesen.
Leider schafft „Forsaken“ es trotzdem nicht, 100 %ig zu überzeugen. Denn so schön die Idee ist, in „Assassin's Creed“ einmal die Lebensgeschichte eines Templers zu erzählen und damit die Sicht der ‚anderen Seite‘ zu beleuchten, so sehr fällt der Autor bei der Beschreibung der Charaktere in sein altes Muster zurück. Zwar ist Haytham selbst ein durchaus vielschichtiger und interessanter Charakter – alle übrigen Templer und Assassinen sind jedoch nach dem Grundprinzip Assassinen = gut und edel, Templer = plump und bösartig erschaffen. Hier wurde definitiv die Chance vertan, dem Buch- und damit auch dem Spielehintergrund mehr Tiefe und Vielschichtigkeit zu verleihen
Insgesamt ist „Forsaken“ wesentlich besser als seine Vorgänger, schafft es aber trotzdem nicht ganz, auf wirklich gutes Fantasy-Roman-Niveau zu kommen. Für Fans der Reihe ist das Buch aber definitiv eine gelungene Abwechslung und eine schöne inhaltliche Ergänzung zu den Spielen.