Star Trek Vanguard 4: Offene Geheimnisse, Dayton Ward & Kevin Dilmore (Buch)

Star Trek Vanguard 4
Offene Geheimnisse
Dayton Ward & Kevin Dilmore
(Star Trek Vanguard: Open Secrets, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Christian Humberg
Titelbild von Cliff Nielsen
Cross Cult, 2009, Taschenbuch, 444 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-08-3

Von Christel Scheja

»Star Trek« ist mehr als nur ein Franchise, das seit vierzig Jahren immer wieder mit neuen Serien und Filmen belebt wird, sondern mittlerweile ein Phänomen der modernen Popkultur, das sich vor allem in den Ländern westlicher Prägung weiterhin einer soliden Fan-Basis erfreut. Für diese sind auch in einer Zeit, in der der Stern des Universums fast erloschen war, eine ganze Reihe von Romanen erschienen.
So wie die »Vanguard«-Trilogie. Diese spielt in der Ära, in der Captain James T. Kirk gerade erst das Kommando über die ›U.S.S. Enterprise‹ übernommen hat und die ersten Abenteuer seiner legendären Fünf-Jahres-Mission erlebt.

Die Raumstation »Vanguard« liegt auffällig nahe am Rande der Taurus-Ausdehnung, die eigentlich von den Tholianern und anderen großen kosmischen Völkern der Jetztzeit beansprucht wird. Das geschieht nicht ohne Grund, denn auch die Föderation der Planeten will ihren Anteil an den Sternensystemen haben, um ihren Einfluss zu vergrößern.
Während sich die politische Situation verschlechtert, weil hinter den Kulissen auch noch die Romulaner heimlich mitmischen und Unfrieden stiften, wird deutlich, dass die Shedai, die ehemaligen Bewohner der Taurus-Ausdehnung, zurückgekehrt sind. Sie sind älter und mächtiger als jede andere Fraktion, die in diesem Sektor aktiv ist.
So müssen Commodore Diego Reyes und seine Leute sowohl auf der Raumstation als auch vor Ort auf der ›U.S.S. Sagittarius‹ unpopuläre Entscheidungen treffen, um nicht nur einen Krieg aufzuhalten, sondern auch die Shedai zurück zu schlagen. Weil durch seinen Befehl hunderte von Menschen und anderen Wesen sterben, wird der Commodore seines Kommandos enthoben und unter Arrest gestellt, nachdem er bewusst öffentlich gemacht hat, was geschehen ist.
Doch die Probleme sind damit immer noch nicht vorbei. Denn die Shedai sind nach wie vor noch da draußen und wütender als je zuvor. Die Klingonen und Tholianer rasseln mit den Säbeln, und ein Krieg scheint unvermeidlich zu sein.
Zufrieden sind nur Forscher wie Carol Marcus, die in den Hinterlassenschaften der Shedai die Grundlagen für Bahn brechende Forschungen für die Urbarmachung von Planeten finden und nun mehr wissen möchten, als für sie gut ist.
Die führenden Offiziere der Raumstation versuchen derweil ebenso wie Botschafter Jetanien, den Commodore vor dem kommenden Verfahren zu bewahren und Beweise zu finden, die ihn entlasten könnten. Doch Reyes selbst weiß, dass vielleicht in diesem Moment ein Bauernopfer besser als jede andere Aktion ist, um die Gefahr auf lange Sicht aufzuhalten
Derweil kämpft seine erste Offizierin mehr denn je um ihre geistige Gesundheit, denn das, was sie schon lange insgeheim mit sich herum trägt, scheint sie jetzt völlig zu vereinnahmen. So entschließt sich der Chefarzt der Station schließlich dazu, sie nach Vulkan zu bringen ...

Geschickt verbinden Dayton Ward und Kevin Dilmore die Handlungsstränge der vorhergehenden »Vanguard«-Romane mit Ereignissen aus der Serie. So hat der »Frieden von Organia« indirekt Einfluss auf die Handlung, ebenso wie die Wiederentdeckung der Romulaner und ihrer Verwandtschaft zu den Vulkaniern. Als besonderer Gaststar darf hier auch noch Carol Marcus auftreten, die ebenso wie ihre Forschung eine nicht unerhebliche Rolle in »Star Trek 2: Der Zorn des Khan« spielen durfte. Hier erfährt man von deren Anfängen.
Ansonsten geht es weiter wie gehabt. Die persönlichen Probleme der Hauptfiguren werden ebenso betrachtet wie die gängigen Brandherde und Konflikte. Ebenso werden neue Weichen gestellt, denn es ist offensichtlich, dass die Völker in dieser Region zusammenarbeiten müssen, wenn sie gegen die Shedai bestehen wollen, von denen sie erst einmal nicht viel mehr erfahren.
Das Buch bildet wie seine Vorgänger eine Synthese aus dem, was man aus der Classic-Serie um Kirk & Co. kennt, und der modernen Sichtweise des Universums – und es macht Spaß, die vielen kleinen Querverweise zu entdecken und die später wirksam werdenden Verknüpfungen zu erkennen.
Allerdings leidet darunter manchmal ein wenig die Spannung. Zu wenig geschieht auf zu vielen Seiten, und nicht immer treibt es auch die Handlung voran. Ebenso fehlt ein Rückblick auf frühere Ereignisse; die Vorstellung der wichtigsten Orte und Personen kann dies nur ungenügend leisten. Das macht den Einstieg in die Reihe sehr schwer.

»Offene Geheimnisse« schließt die Geschehnisse ab, die »Ernte den Sturm« noch unbeantwortet ließ und stellt neue Weichen, da einige der Figuren nun freier in ihrem Handeln sind. Der Band bietet vor allem »Star Trek«-Fans spannende Unterhaltung, wenngleich er ohne Kenntnis der Vorgängerbände nicht mehr zu verstehen ist und manchmal Längen zeigt.