Onkel Dagobert – Milliardenraub in Entenhausen: Taler in Gefahr (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 27. Juli 2013 12:19
Onkel Dagobert – Milliardenraub in Entenhausen: Taler in Gefahr
Aus dem Amerikanischen von Michael Bregel, Dr. Erika Fuchs u.a.
Titelillustration und Zeichnungen von Carl Barks und Don Rosa
Mit Vorworten von Michael Bregel und Don Rosa
Ehapa, 2011, Hardcover, 406 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3528-9
Von Frank Drehmel
Nachdem mit Don Rosas „Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden“ die ultimative Biografie des alten vermögenden Erpels in einem ziegelsteinförmigen Sammelband von Ehapa verlegt wurde, widmet sich die vorliegende „Anthologie“ nicht nur den pekuniären Freuden des Duck’schen Seins und Daseins, sondern gewährt dem Leser auch einen tiefen Einblick in die Malaisen, die Reichtum jenseits aller Vorstellungskraft mit sich bringt. Diese Malaisen mögen ganz profaner Natur sein, wie etwa die Fragen der physischen Geld- und Goldlagerung sowie der Geld- und Goldhege und -pflege oder aber sie äußern sich in einem Ansturm von Neidern und Feinden auf die so sorgsam zusammengetragenen Pretiosen.
In vier Kapiteln – „Willkommen im Geldspeicher“, „Knacker am Werk“, „Die Magie der Gundel Gaukeley“ sowie „Gemeinsam zum Angriff“ – und 22 Geschichten aus den Federn Don Rosas und Carl Barks erfahren wir nicht nur, warum Dagobert Münzsammler zutiefst verachtet, sondern erleben einen Kampf mit allen Mitteln – seien es wissenschaftliche, magische oder fiskalische – um Gold und Moneten, einen Kampf, in dem auf der einen Seite mit Onkel Dagobert ein Held steht, dessen Geiz zwar geradezu sprichwörtlich geworden ist, der aber dennoch auf die familiären Bande mit Neffen und Großneffen bauen kann, und auf der anderen Seite solch obskure Gestalten wie die Panzerknacker, die Hexe Gundel Gaukeley oder Steuerinspektoren und windige Winkeladvokaten.
Im Zentrum des Reigens aus Begehren und Versagen, aus Attacke und Riposte, aus Täuschung, Tarnung und Trotzen, steht dabei der Duck’sche Geldspeicher, jenes erhabene architektonische Monument ungeheuren Reichtums, jener Hort unermesslicher Schätze, die verheißungsvoll auf den warten, dem es gelingt, die dicken Mauern und/oder Spezialstahltüren, die tödlichen oder wenigstens fiesen Fallen und zu guter Letzt den eisernen Willen seiner Verteidiger zu überwinden.
Die Auswahl der Storys überzeugt vor allem durch Qualität, reihen sich doch Klassiker an Klassiker und Highlight an Highlight, sei es mit „Seine Majestät Dagobert I.“ eine Geschichte, in der sich Onkel Dagobert listenreich mit dem Fiskus anlegt und dieser ebenso trickreich zurückschlägt, sei es „Gauner gegen Geldspeicher“, in der die Panzerknacker in bester Heist-Manier in das architektonische Labyrinth eindringen und sich Zug um Zug selbst schachmatt setzen, oder Gundel Gaukeleys Debüt in „Der Midas-Effekt“, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Sowohl von der Erzählweise als auch der grafischen Umsetzung unterscheiden sich zwar die Geschichten Barks und Rosas an mehreren Stellen deutlich, jedoch sind sie allesamt unterhaltsam, die einen eher des dargebrachten Witzes, die anderen wegen der Spannung oder bizarrer Ideen und Reminiszenzen.
Wie in dieser Reihe üblich runden ein umfangreiches Vorwort – diesmal aus der Feder Andreas Platthaus’ – sowie ein zweiseitiges Quellenverzeichnis das durch und durch positive Gesamtbild ab.
Fazit: Nennt mich wahnsinnig, aber nach der Lektüre dieses Wälzer muss ich mich erst einmal erneut mit dem Gedanken anfreunden, dass Geldspeicher lediglich das Produkt einer überbordenden Phantasie sind und in der Realität noch keine bauliche Umsetzung gefunden haben. Abgesehen von der Gefahr des Realitätsverlustes bietet dieser Sammelband allerbeste Comic-Unterhaltung zu einem fairen Preis.