Ann-Kathrin Karschnick & Torsten Exter (Hrsg.): Krieger (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. Juli 2013 11:02
Ann-Kathrin Karschnick & Torsten Exter (Hrsg.)
Krieger
Titelillustration von Timo Kümmel
Verlag Torsten Low, 2013, Taschenbuch, 392 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-940036-21-6
Von Carsten Kuhr
Krieger – was verbindet man gemeinhin mit diesem Begriff? Vor meinem inneren Auge tauchen sie auf, die muskelbepackten Helden, großgewachsene Recken, die ihren Feinden das Fürchten lehren. In unzähligen Schlachten griffen sie meist entscheidend ein, zwangen das Schlachtenglück in ein anderes Fahrwasser, sorgten dafür, dass die Bösen nicht triumphierten, dass die Gerechtigkeit nicht mit Füßen getreten wurde.
Die Herausgeber riefen und erhielten auf ihre Ausschreibung hin eine Vielzahl von Einsendungen. Aus diesen gut 170 Geschichten wählten sie 17 Erzählungen aus, die sie nun in diesem Band vorlegen.
Äußerlich durch ein tolles Cover aus der Werkstatt Timo Kümmels geadelt, erwartet den Leser ein bunter Strauß unterschiedlichster Storys, in denen die gewaltigen Recken nicht immer nur bewundernd beschrieben werden, sondern in denen die Autoren auch einmal ihre Krieger an sich und ihren Weg zweifeln lassen. Neben packenden Kämpfen erwarten so auch nachdenklich machende Beiträge den Leser, die dem Band ungewohnte Tiefe verleihen.
Stilistisch zwar durchaus unterschiedlich, doch insgesamt ansprechend, erwarten so Beiträge den Leser, die ebenso abwechslungsreich wie spannend aufgezogen wurden, die uns Kämpfer nahebringen, die voller Mut ihre Haut zu Markte tragen, die sich für andere, für Gold, gute Worte oder die Ehre in den Kampf stürzen und nur zu selten im Bett ihr Dasein beenden.
Helen B. Kraft: „Das Dorf“. Sie nennen sich die Bluthorde, eine Gruppe versierter Söldner, die in allen Kriegen ihrer Welt gekämpft haben. Doch nun herrscht Frieden, man braucht die Söldner nicht länger. Auf ihrem Weg begegnen sie einem Maskierten, der sie bittet, einem bedrohten Dorf, noch dazu unentgeltlich, zu Hilfe zu kommen. Als sie sich dem Dorf nähern, greifen sie die Bewohner, die sie eigentlich schützen sollen, an. Dass sie in eine Falle gegangen sind ist klar, doch dass die Götter ihnen ganz übel mitspielten, erfahren sie viel zu spät.
Heike Knauber: „Windzeit, Wolfszeit“. Hilflos muss Ariald auf dem Feld der Ehre miterleben, wie die verhassten Römer den Vater und seinen Bruder umbringen. Er schwört grausame Rache zu nehmen, ein Schwur, der den Fenriswolf dazu veranlasst, ihm ein ganz besonderes Geschenk zu machen – ein Geschenk aber, das nicht die Zustimmung der Walküren findet.
Detlef Klewer „Nebelkrieger“ : Einst waren sie dreizehn Krieger, denen ein Magier die Fähigkeit verlieh, als Nebel zu ihren Opfern zu gelangen und für das Gute zu streiten. Sechs von ihnen sind noch übrig, alte Männer, deren Eid sie zwingt, dem jungen, ehrlosen König zu folgen – selbst wenn sie von diesem verraten werden.
Christian Vogt: „Zähne“: Sie nennen sich selbst die Kinder Wotans – gestaltwandelnde Krieger, die den Römern in Gestalt von Wölfen das Leben schwer machen. Seit einiger Zeit kämpfen sie zum ersten Mal an der Seite der Rotte der Keiler, einem anderen Keltenstamm, gegen die Legionen Roms. Doch Verrat ist nie weit von Roms Tribunen entfernt und nichts vergibt Rom weniger, als einen Aufstand.
Jonas Wolf berichtet uns in „ Das Mädchen im Geierturm“ von einem Bauernsohn, der auszog, sich als Krieger einen Namen zu machen und schon in seinem ersten Abenteuer auf die verfluchten Tegin stößt, jene Rasse, die lange vor den Menschen kam.
Mike Krzywik-Groß erzählt in „Von Deserteuren und Märtyrern“ von einem Offizier, der das Töten leid ist. Als er desertiert, greift ihn der gegnerische Kommandant auf und bewirtet ihn in seinem Zelt königlich. Der Dank folgt auf dem Fuße.
Stefanie Mühlsteph & Moritz Gießel erzählen in „Lauernde Stille“ von der Auswahl einer neuen Walküre, deren Mut einem Test unterzogen wird.
Stefanie Benders „Roter Schnee“ berichtet von dem Kriegszug der Zwerge. Erst überfielen sie die Menschen, dann versuchten sie die Elben auszurauben – und wurden von diesen dafür in die weiße Hölle gesandt …
Sean O'Connell macht uns in „Schädelspalter und Riesentöter“ mit zwei Kriegern bekannt, die auf Riesenjagd gehen. Als sie die Riesen mit einem Zaubertrank ausschalten wollen, machen sie eine für sie tragische Entdeckung.
Susanne Gerdoms „Das letzte Schlachtfeld“ entführt die frisch Verstorbenen auf das Feld der Ehre. Hier werden sie getrimmt, für die weiße oder die schwarze Seite in den Kampf zu ziehen – auch wenn sie früher, als sie noch gelebt haben, ein Paar waren.
Tom Dauts „Das Schwert der Ehre“ erzählt uns in dem für mich intensivsten und besten Beitrag von einem jungen Soldaten, der das Schwert seines Großvaters, der als Held verehrt wird, übernehmen soll. Ein einstiges Opfer des Krieges zeigt ihm anschaulich auf, welches Grauen mit eben jenem gepriesenen Familienerbstück begangen wurde.
In Nina Sträters „Die Armee der Frau Strack“ begegnet uns eine wundersame alte Frau, die in dem Heim, in dem sie zur Pflege untergebracht ist, lebensechte Puppen bastelt – Puppen, die sich, einmal ausgewachsen, zu furchterregenden Kriegern entwickeln und letztlich korrupte Politiker das Fürchten lehren.
Tina Albas „Jahrestag“ erinnert an den größten Sieg der Elben – ein Sieg aber, der mit dem Tod ihres Seelenbruders teuer erkauft war. Doch dann, just zum 15. Jahrestag, scheint der geschlossene Spalt zum Reich der Dämonen sich wieder zu öffnen – nur: wer kommt durch die Pforte?
Markus Heitkamp entführt uns in „Soldat und Krieger“ in den Ersten Weltkrieg. Elben und Zwerge kämpfen auf Seiten der Alliierten als es gilt, einen dank Zwergenwissens unzerstörbaren Zeppelin von der Bombardierung Londons abzuhalten – merke, ein unzerstörbarer Zeppelin, ist selbst für einen Zwerg eine Herausforderung.
Bernd Rümmelein zeigt uns in „Legenden“ auf eindrucksvolle Weise den Unterschied zwischen einem Krieger und einem Söldner auf.
Carsten Thomas’ „Umbras“ berichtet uns aus dem Leben eines Gladiators, der seine Vergangenheit hinter sich lassen will, aber immer wieder von selbiger eingeholt wird.
Andreas Zwengel zeigt uns in „Die Ehre der Deserteure“ auf, dass auch Deserteure Ehre im Leib haben und sich selbstlos verhalten können.
Heike Schrapper lässt uns in „Gotteskrieger“ am letzten Gericht über einen islamischen Selbstmordattentäter teilhaben – ein wahrlich verstörendes Aufeinandertreffen eines Gläubigen mit dem Höchsten.
Thomas Plischke erzählt uns in „Speersommer“ von der Rache eines jungen Mädchens an den Jungs, die ihre Freundin überfallen und abgeknutscht haben.
Judith C. Vogt entführt uns in „Klauen“ zum Kampf der letzten Werwesen in einer Disco.
Torsten Scheibs „Der Gejagte“ schließlich beendet das Buch mit einer Geschichte über einen früheren Krieger, der auf seinem einsamen Weg nach Hause auf einen Tyrannen trifft und sich seiner alten Fertigkeiten erinnern muss.