Storm – Die Chroniken des Außenrings: Die Verbannte von Thum (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 25. Juni 2013 10:00
Storm – Die Chroniken des Außenrings
Die Verbannte von Thum
(Storm: De kroniken van de buitenring)
Text: Willem Ristier
Artwork: Minck Oosterveer
Übersetzung: James ter Beek & Nikolaus Danner
Splitter, 2013, Hardcover, 64 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-86869-632-5
Von Frank Drehmel
Da Storm, Rothaar und Nomad dem Lockruf des Geldes nicht widerstehen können, kreuzen sie auf der Jagd nach einem seltenen Marlin in einem fliegenden Boot im Außenring des Multiversums von Pandarve, als ihr kleiner Kahn mit einem riesigen gespenstischen Schiff kollidiert und zermalmt wird.
Es gelingt es ihnen, an Bord des ungleich größeren Havaristen zu klettern, nur um dort festzustellen, dass das Schiff menschenleer ist; als Rothaar eine Luke öffnet, entströmt dem Laderaum ein Gas, welches die drei Freunde bewusstlos zu Boden sinken lässt. Die junge Frau erwacht als erste und wird von einer geisterhaften Projektion erwartet, die sich als Fulmin, die verbannte Ex-Herrscherin von Thum vorstellt, nur um sogleich mittels ihrer mentalen Fähigkeiten ihren Geist mit Rothaar zu tauschen. Während das Bewusstsein der jungen Frau nun im weit entfernten Exil im Körper der Verbannten gefangen ist, fordert Fulmin im Körper Rothaars die beiden zwischenzeitlich erwachten Freunde, Storm und Nomad, auf, Kurs auf Thum zu setzen, einerseits um sie zu ganz aus ihrer Verbannung zu befreien, andererseits um mit denjenigen abzurechnen, die sie dorthin sandten.
Schon bald erreichen sie Thum, eine riesige schwebende Stadt, die zu großen Teilen aus Minen-, Industriekomplexen und Höhlen besteht. Sie schleichen in die Metropole, wo sie zunächst einen alten Verbündeten Fulmins aufsuchen und anschließend das Auge von Thum, eine handgroße Kugel, stehlen. Zwar können sie den Wächter des Artefakts besiegen, aber ihr Eindringen in die Stadt ist nicht unbemerkt geblieben, sodass die drei unversehens der Stadtwache gegenüberstehen.
War „Die Chroniken des Außenrings“ ursprünglich als regelmäßiger Spin off zur Hauptreihe, „Die Chroniken von Pandarve“, konzipiert, in welchem die Beziehungen der drei Freunde näher ausgeleuchtet werden sollten, so wurde das Projekt nach dem Unfalltod Minck Oosterveers im Jahre 2011 nach nur einem Band vorerst auf Eis gelegt.
Während die Geschichte selbst keine fundamental neuen Akzente setzt – weder in der Beziehung der Charaktere, noch in den Figurenzeichnungen selbst –, sondern im Wesentlichen in alter „Martin Lodewijk“-Tradition eine einfach konstruierte, leichte, abenteuerlich, actionreiche Rettungsmission vor einem bizarr-skurrilen phantastischen Hintergrund bietet, wirkt das Artwork deutlich elaborierter und feiner als zu Don Lawrences Zeiten. Figuren wie Hintergründe sind sehr viel feiner ausgearbeitet, die Farbgebung ist aufgrund moderner Kolorationstechnik deutlich weicher in den Farbverläufen, wobei nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal der „Storm“-Comics sofort ins Auge fällt: der Mut zur Buntheit! Auch in diesem Spin off setzen die Künstler auf extreme, leuchtende, starke Komplementär-Farb-Kontraste – Gelb-Violett, Blau-Orange, Grün-Rot –, welche geradezu ein visuelles Fanal an Lebendigkeit zwischen all der monochromen Düsternis und dem „Gedeckte Farben“-Fetischismus vieler moderner Comics setzen. Eine weitere Wohltat stellen die lasziven Posen Rothaars dar, die voll unterschwelliger Sexualität nur so strotzen und die zu Lawrence Zeiten deutlich zurückhaltender inszeniert wurden.
Fazit: Eine einfache, seichte, abenteuerliche, – kurzum – typische „Storm“-Geschichte, die erzählerisch wenig Neues bietet, die aber in der farbenfrohen, malerischen Visualisierung vollends überzeugt. „Storm“-Fans können bedenkenlos zugreifen.