Stefan Burban: Söldnerehre (Buch)

Stefan Burban
Söldnerehre
Titelillustration von Allan J. Stark
Atlantis, 2013, Paperback, 280 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-8640-065-0 (auch als Hardcover und eBook erhätllich)

Von Carsten Kuhr

Einst waren die Moyri Nomaden, die sich auf der großen Prärie um ihre Herden und sich selbst gekümmert haben. Inzwischen kennt die Welt die Moyri als gnadenlose Kämpfer, die als Eroberer kommen und verbranntes Land hinter sich lassen. Coyle Pollok, der Mann, der dafür verantwortlich ist, steht kurz davor, seinen Traum, sich zum despotischen Herrscher über die Königreiche aufzuschwingen, zu erreichen. Das Königreich Varis gehört ihm, die Hauptstadt Eriakum ist gefallen. Doch einem Teil der königlichen Familie gelang es, zu fliehen. Sie machen sich, verkleidet als bürgerliche Flüchtlinge auf, Erys, die letzte freie und befestigte Stadt von Varis, zu erreichen.

Verfolgt werden sie dabei nicht nur von magisch erzeugten Kreuzungen zwischen Mensch und Tier, für die Ephraim, Schamane und oberster Ratgeber Polloks verantwortlich ist, sondern auch von den Schakalen, der Leibwache Polloks. Damit nicht genug, hat Pollok auch noch den besten Meuchelmörder der Welt damit beauftragt, die Thronfolgerin zu verfolgen.

In einer Schenke treffen die Flüchtigen auf Kilian und seine Gruppe von Söldnern. Eigentlich standen diese in den Diensten der Moyri, wurden jedoch unehrenhaft und ohne ihren Sold auszuzahlen entlassen, da sie einem aufgeblasenen Offizier einen Streich gespielt haben. Kilian präsentiert sich der Welt gerne als zynischer Realist, der für sich und seine Kameraden, die er als Familie betrachtet, das Beste erreichen will. Als die flüchtigen Adeligen ihn und seine Männer verpflichten wollen, lehnt er zunächst entschieden ab. Doch seine Männer würden gerne einmal für eine gerechte Sache fechten. Als die Moyri die Herberge stürmen, greifen die Söldner unwillkürlich zu den Waffen und schon haben sie den Job, den sie eigentlich ablehnen wollten.

Auf der Flucht vor den Verfolgern und dem anrückenden Heer Polloks kommen sich die Flüchtigen und ihre Beschützer näher. Als der Meuchelmörder einen nach dem anderen von ihnen ausschaltet, wird die Sache persönlich. Doch plötzlich stehen Kilian und der Meuchelmörder auf derselben Seite, hat Pollok doch seine Tiermenschen auf sie beide angesetzt. Zusammen führen sie, unter herben Verlusten, die Thronfolgerin nach Erys – nur um dort von Polloks Heeren eingekesselt zu werden…

Stefan Burban kam aus dem Nichts und eroberte mit seinen bislang vier Romanen um die Invasion der Ruul die Fans der Military SF im Sturmschritt. Plötzlich war da ein deutscher Autor, der von Kommandounternehmen, Planetenkämpfen und Weltraumschlachten fabulierte – und das auf einem Niveau, das sich vor Weber, Ringo und Co wahrlich nicht verstecken musste. Nun hat sein Hausverlag seinen ersten und meines Wissens bislang einzigen Fantasy-Roman aufgelegt.

Um es vorwegzunehmen: das Buch liest sich flüssig und spannend, hat aber nicht die Klasse der Ruul-Titel.

Burban entführt uns in eine archaische Welt, auf der ein gnadenlos geführter Eroberungsfeldzug tobt. Entsprechende Kämpfe und Ausschreitungen, das Hinmetzeln der Zivilbevölkerung, die Vergewaltigung der Frauen, die Versklavung der Kinder, werden angesprochen, aber nicht näher thematisiert. Stattdessen konzentriert sich der Autor auf die Beschreibung der Flucht, der Kämpfe seiner Protagonisten gegen ihre Gegner und die finale Auseinandersetzung. Magische Elemente sucht man, abgesehen von der Schöpfung der Tiermenschen des Schamanen, vergebens, viel Sword wenig Sorcery also.

Wie in seinen SF-Romanen lebt das Werk von den sympathisch gezeichneten Personen. Kilian und der Attentäter werden beide vielschichtig mit jeder Menge Ecken und Kanten gezeichnet, haben ihre verborgenen Geheimnisse und Schwächen. Das ist im Subgenre eher selten der Fall, macht die Helden aber menschlicher und in sich überzeugender. Allerdings sind sonst wirkliche Überraschungen Mangelware. Wer schon ein wenig in die Fantasy hineingeschnuppert hat, der findet sehr viele bekannte Versatzstücke und Szenen vor. Das Gebotene liest sich stilistisch unauffällig und routiniert verfasst, ohne mich aber wirklich in die Handlung hineinzuziehen.

Alles in allem ein durchaus gelungener Roman, dem aber ein wenig das Eigenständige und Überraschende fehlt.