Kerstin Pflieger: Wenn die Nacht beginnt – Sternenseelen 1 (Buch)

Kerstin Pflieger
Wenn die Nacht beginnt
Sternenseelen 1
Goldmann, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 416 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-442-47707-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Das Leben macht es Lilly nicht eben leicht. Nach dem frühen Tod des Vaters sucht und findet ihre Mutter neue Freunde, Lilly wird dadurch immer wieder aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und muss zum neuen Ersatzvater ziehen. Gerade hat ihr Freund mit ihr Schluss gemacht, da steht neuer Ärger ins Haus. Thomas, so heißt der neue Mann an Mamas Seite, und einen Sohnemann bringt er auch noch mit ein in die Patchwork-Familie.

Dass Samuel dabei wirklich nett ist und Lilly beim Einleben hilft, steht auf der Habenseite, zumal Lilly sich in ihrer neuen Schule, eigentlich mehr einem Internat für Sprösslinge aus gutem, sprich reichem Hause, schnell einfindet. Als sie dann noch auf einer Party Raphael, einen netten Typen kennenlernt und sich in ihn verliebt, scheinen sich endlich einmal die Gewitterwolken in ihrem Leben zu verziehen. Dann erleidet Samuel einen vermeintlich tödlichen Unfall, Raphael missachtet sie tagsüber und wieder einmal droht ihr Leben in Chaos zu versinken…

Irgendwie hat man, wenn man die Zusammenfassung liest, das Gefühl, das Buch bereits einmal gelesen zu haben. Junges Mädchen kommt in eine neue Umgebung, verliebt sich in einen mysteriösen, vielleicht gar übernatürlichen Typen, es geht um Geheimnisse, Tod und mehr – bekannt und weidlich von Autoren aller Couleur ausgeschlachtet. Erst als sowohl Raphael als auch später nach seinem Unfall Samuel gar merkwürdige Unterschiede in ihren Verhaltensweisen zwischen Tag und Nacht offenbaren, wird es interessanter. Was steckt hinter den so unterschiedlichen Gesichtern die sie abhängig von der Tageszeit bieten, wie konnte Samuel seinen Autounfall äußerlich so unbeschadet überstehen?

Der erfahrene Leser wird ahnen, auf was es hinausläuft, wobei es der Autorin gelingt, doch noch die eine oder andere Überraschung bereitzuhalten. Allerdings bleibt Pflieger weit hinter ihren hochgelobten ersten beiden Romanen um Icherios Ceihn zurück (hier arbeitet die Autorin gerade an einem dritten Teil). Zu klischeehaft handeln die Figuren, zu flach bleiben die Charaktere, zu vorhersehbar bleibt letztlich die Handlung. Das Gebotene bleibt ganz im Bereich der erfolgsgewohnten „Jungen-Mädchen-Fantasy“, und bietet dem erfahrenen Leser nichts wirklich Neues.