Fables 6: Finstere Jahrezeiten (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 04. Mai 2013 13:54

Bill Willingham
Fables 6
Finstere Jahreszeiten
(Fables: The Mean Seasons 28 – 33, 2004)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Mark Buckingham & Tony Akins
Panini, 2008, Paperback mit Klappenbroschur, 144 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-619-8
Von Irene Salzmann
Bigby Wolf besucht einen alten, todkranken Freund, der ihm ein Buch voller Erinnerungen hinterlässt: Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte Bigby in Frankreich gegen die Nazis und kam dabei einem ihrer schaurigen Experimente auf die Spur.
Bigby Wolf und Snow White sind nicht verheiratet, wissen nicht einmal, was und wie es geschah – aber nun sind sie Eltern von sechs mehr oder weniger menschlichen Kindern. Solange die Welpen nicht fähig sind, eine unauffällige Gestalt anzunehmen, werden sie in Fabletown nicht geduldet. Notgedrungen zieht Snow mit ihnen auf die Farm, wo auch die anderen Fables leben, die sich nicht unter die Menschen mischen können. Allerdings ist Bigby aufgrund seiner Natur der Zutritt zu dieser Einrichtung verwehrt. Enttäuscht, weil er Snow und die Kinder nicht mehr sehen kann, verschwindet er.
Snows und Bigbys Aufgaben als stellvertretende Bürgermeisterin und Sheriff übernehmen Beauty und ihr Gemahl Beast, so wie es Prinz Charming, der die Wahl gegen King Cole gewonnen hat, den beiden versprach. Schon bald erweisen sich alle drei als überfordert: Der neue Bürgermeister kann die Versprechen, die er vor der Wahl gegeben hatte, nicht einhalten, Beauty kommt mit der Verwaltung nicht zurecht, und Beast versteht viele der Geheimnisse nicht, die er nun anstelle seines Vorgängers hüten bzw. sinnvoll nutzen soll.
Ausgerechnet jetzt ereignen sich unerklärliche Mordfälle, erst in Fabletown, dann auch auf der Farm. Es dauert eine Weile, bis Snow anhand eines rätselhaften Grußes von Frau Totenkinder und dem, was Mr. North, Bigbys Vater, herausfindet, Eins und Eins zusammenzählt.
„Fables“ 6 läutet viele Veränderungen für die titelgebenden Fables ein. Damit es auch für den Leser deutlich wird, sind einige Episoden, die in der Vergangenheit spielen, eingeschoben worden, bevor die laufende Handlung fortgesetzt wird.
In einer Rückblende wird erzählt, wie Bigby Wolf den Nazis das Fürchten lehrte. Als deutscher Leser fragt man sich bei solchen Storys, ob Bill Willingham gerade einen Writer‘s Block hatte, oder woran es liegt, dass gerade englischsprachige Autoren immer wieder die ollen Nazi-Kamellen ausgraben, wenn ihnen sonst nichts einzufallen scheint, und das nach so vielen Jahren und angesichts der aktuellen Feindbilder. Von daher handelt es sich auch nur wieder um eine der ewig gleichen Geschichten dieser Art, die dem Thema keine neue Facette hinzufügen, sondern bloß noch nerven und einen bitteren Geschmack hinterlassen, weil sie dafür sorgen, dass viele Menschen ein völlig falsches Bild vom Deutschland der Gegenwart erhalten.
Sehr viel interessanter lesen sich die anschließenden Kapitel, die schildern, dass es vorerst kein Familienidyll für Snow White, Bigby Wolf und ihre Kinder gibt. Immerhin erhält Snow Unterstützung von ihrem Quasi-Schwiegervater Mr. North, ihrer Schwester Rose Red und den anderen Bewohnern der Farm. Allerdings gibt es auch etwas, das keiner von ihnen jemals erfahren darf. Ob und wann dieses Geheimnis ans Licht kommt, bleibt abzuwarten.
Auch für Prinz Charming, den neuen Bürgermeister, und seine Helfer läuft nicht alles so, wie sie es gern hätten. Die Fußstapfen ihrer Vorgänger, in die sie treten sollen, sind noch viel zu groß, und es fehlen einige wichtige Helfer, was sich vor allem Beauty und Beast selbst zuzuschreiben haben aufgrund einiger unüberlegter Entscheidungen. Auch bei dieser Entwicklung, die ihre Vorbilder in der Realität hat, darf man gespannt auf die Folgen sein.
Die Zeichnungen sind gefällig, wie man es von den bisherigen „Fables“-Bänden gewohnt ist, und runden die Storys angemessen ab. Auch die Gestaltung des Paperbacks mit Klappbroschur, das „Who’s Who?“ und die textlosen Cover-Abbildungen gefällt.
Hat man sich auf die „Fables“ eingelassen, wartet man gespannt auf jede Fortsetzung. Für Quereinsteiger bietet sich diese Ausgabe zum Reinschnuppern an, denn man muss über das Vorherige nicht unbedingt Bescheid wissen, um in die Handlung hinein zu finden. Die hier gesammelten Episoden ergeben einen relativ in sich abgeschlossenen Band.