Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2009, Hermann Ritter & Michael Scheuch (Hrsg.) (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 10. Oktober 2009 01:00
Hermann Ritter & Michael Scheuch (Hrsg.)
Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2009
Titelbild und Rückseite von Oliver Wetter
Innenillustrationen von Ateru, Crossvalley Smith, Lothar Bauer u.a.
Fantasy Club e. V., 2009, Paperback, 440 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-935913-09-6
Von Christel Scheja
Seit 2001 gibt der Fantasy Club e. V., alljährlich »Magira«, das sogenannte »Jahrbuch zur Fantasy« heraus. Unter dem Buchdeckel versammeln sich eine ganze Reihe von interessanten Artikeln, die nicht nur die aktuelle Lage oder Strömungen im phantastischen Genre beschreiben, sondern auch ganz konkrete Themen beinhalten. Daneben gibt es Rezensionen und natürlich Kurzgeschichten, manchmal auch eine Galerie, durch die ein Künstler ausführlich vorgestellt wird, die im »Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2009« allerdings fehlt. Dafür kehrt man zur gewohnten Mischung zurück.
Dominant vertreten sind diesmal deutsche Autoren und ihre Werke, da sie ja nun auch in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben und nicht mehr länger nur ein Nischendasein fristen. So werden die »Zerrissenen Reiche« von Thomas Plischke betrachtet, in denen nicht die Menschen sondern die Zwerge zivilisatorisch und technisch überlegen sind. Ein Interview mit dem Autor und eine Kurzgeschichte aus seiner Feder ergänzen das ausführliche Portrait der Saga und des Autors.
Aber auch Uschi Zietschs »Waldsee«-Zyklus wird genauer unter die Lupe genommen, genau so wie das aus deutscher Feder stammende Rollenspiel zu Narnia oder Tanja Meurers Dark-Fantasy-Roman »Night’s End«.
Nicht zuletzt runden viele Rezensionen zu Neuerscheinungen deutscher Autoren und diesmal nicht wenige Kurzgeschichten aus allen Bereichen der Phantastik diesen besonders auffälligen Themenbereich ab.
Neben einem Nachruf auf Phillip José Farmer widmen sich eine Betrachtung von Jonathan Barnes Romanen oder Fritz Leibers »Hexenvolk« der internationalen Literatur. Zudem gibt es zwei bisher in Deutschland unveröffentlichte »Kane«-Storys von Karl Edward Wagner und eine von George Alec Effinger – und nicht zuletzt natürlich eine Betrachtung der hier erschienenen Romane und einen subjektiven Blick auf den amerikanischen Buchmarkt.
Zwei Filme stehen weiterhin im Mittelpunkt des Interesses, einmal »Hellboy und die Goldene Armee« und nicht zuletzt »Twilight – Biss zum Morgengrauen«, dem auch noch ein Artikel über die aktuellen Strömungen in der Vampir-Literatur nachgeht.
Man stellt zudem den Künstler Thorsten Wolber vor, der sich vom Fanzine- zum gefragten Digialkünstler hochgearbeitet hat. Leider kommen die Bilder in der geringen Größe und in Schwarz-Weiß nicht so zur Geltung, wie man sich es wüschen würde, sind aber durch Buch- und Zeitschriftencover so bekannt, dass man sich durchaus wieder entsinnen kann.
Johannes Rüster erinnert an Lurchi, das Maskottchen einer Schuhfirma, das in seinen Comics auch das eine oder andere phantastische Abenteuer erleben durfte.
Interessanterweise gestaltet sich das Bild jedes Jahrbuchs anders. Beschäftigte man sich 2008 noch mehr mit den Randerscheinungen des Genres, stehen in diesem Jahr vor allen deutsche Fantasy und ihre Autoren im Mittelpunkt.
Es gibt überraschend viele Kurzgeschichten, nämlich sieben statt den üblichen zwei bis vier, die ein gesundes Gegengewicht zu den Rezensionen und Buchbetrachtungen bilden, die einen anderen Schwerpunkt des Bandes bilden. Hier fällt vor allem »Wonniglich verirrt im Labyrinth der Fantasy« auf. Molosovsky betrachtet ausgewählte Werke sehr ausführlich und begründet sehr persönlich, warum sie für ihn Highlights sind, und lässt die Lektüre zu einem Vergnügen werden, während viele der anderen Rezensionen eher zum Überblättern einladen, da sie oftmals viel zu kurz und oberflächlich sind und ihre Subjektivität krampfhaft zu ummanteln versuchen.
Ausführliche Artikel zu weiter gefassten oder allgemeineren Themen gibt es diesmal so gut wie gar nicht, fast alles bezieht sich auf Literatur und Film, nur der »Lurchi«-Artikel sticht sehr deutlich aus der Masse hervor. Er dürfte vor allem bei den über Fünfunddreißigjährigen Erinnerungen wecken.
Ebenfalls positiv fällt ins Gewicht, dass man die aktuellen Strömungen diesmal nicht all zu sehr außer Acht gelassen hat, denn die Vampire machen ja nun doch einen großen Teil der populären Literatur aus und erinnern daran, dass es durchaus noch eine andere Zielgruppe gibt als die traditionellen Hardcore-Fans.
Alles in allem weiß die Mischung wieder zu gefallen und überzeugt durch eine abwechslungsreiche Zusammenstellung, die wieder einmal anders ist als im vergangenen Jahr. Man merkt erneut, dass hier in erster Linie Fans für Fans schreiben und ihre Artikel trotz sauberer und ausführlicher Recherchen möglichst unterhaltsam und nicht wissenschaftlich trocken wie in einer Dissertation vermitteln möchten. Und für die Liebhaber von Kurzgeschichten gibt es diesmal mit den beiden »Kane«-Geschichten wirkliche Schmankerl, da diese in Deutschland bisher unbekannt sind.
Das »Magira Jahrbuch 2009« geht diesmal wieder auf aktuelle Strömungen in der Fantasy ein und konzentriert sich vor allem auf die deutschen Autoren und ihre Werke, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nur wer allgemeine Artikel sucht, könnte diesmal eher leer ausgehen.