Worlds’ Finest – Huntress & Power Girl 1 (Comic)

Paul Levitz
Der Preis des Sieges
Worlds’ Finest – Huntress & Power Girl 1
(Worlds’ Finest 0-5: Beginnings/Rebirth 1-3 + Conclusion/Three Midnights, Far from Home, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Carolin Hidalgo
Titelillustration von George Pérez und Hi-Fi
Illustrationen von George Pérez, Scott Koblish, Hi-Fi, Kevin Maguire, Rosemary Cheetham u.a.
Panini, 2013, Paperback, 132 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86201-597-9

Von Irene Salzmann

„Worlds‘ Finest“ ist eine Anspielung auf „World‘s Finest Comics“, eine Serie, die von 1941 bis 1986 lief und eine wechselhafte Geschichte durchmachte. In ihr wurden vor allem Superman- und Batman-Comics veröffentlicht, doch auch andere Superhelden hatten ihre Auftritte. Es folgten weitere „World’s Finest“-Reihen als Hommage und ab 2012 „Worlds‘ Finest“ mit den Abenteuern von Huntress und Power Girl.

Helena Wayne beziehungsweise Bertinelli/Robin ist die Tochter von Bruce Wayne/Batman und Selina Kyle/Catwoman von Erde 2 und Kara beziehungsweise Karen Starr/Supergirl ihre Freundin. Im Kampf gegen Darkseid und seine Schergen von Apokolips werden sie durch Raum und Zeit geschleudert und landen auf Erde 1. Diese ähnelt zwar ihrer Welt, doch die ansässigen Superhelden konnten Darkseid besiegen – und es gibt bereits einen Robin und ein Supergirl, sogar die anderen Menschen, die ihnen nahestanden, sind noch am Leben.

Die jungen Frauen bauen sich eine Existenz auf und kämpfen als Huntress und Power Girl mehr oder minder unbemerkt gegen das Böse. Vor allem Power Girl sucht nach Mitteln und Wegen, die es ihnen ermöglichen sollen, in ihre Heimat zurückzukehren. In dem japanischen Labor, das Karen kaufte, ist man auf dem richtigen Weg, doch dann wird es von jemandem zerstört, der möglicherweise mit ihnen von Erde 2 kam.

Hakkou, ein Radioaktivität verströmender Mann, entpuppt sich als Täter. Die Angriffe von Power Girl zeigen kaum Wirkung, während seine Strahlung ihr zusetzt. Anders Huntress, der die Radioaktivität nichts anzuhaben scheint und deren Pfeile Hakkou zumindest ablenken, so dass Power Girl sich sammeln kann. Ihnen gelingt es, den Angreifer zu vertreiben, doch er kehrt zurück, größer und mächtiger. Schließlich kommt es auf dem Meer zum Showdown…

Längst hat man den Überblick verloren, wie oft DC sein Superhelden-Universum bereits resettedhat, um Ordnung in die vielen, teils widersprüchlichen und zu „Elseworld-Stories“ erklärten Geschichten zu bringen und ein neues, junges Publikum zu binden, das keine Serien lesen mag, an denen der Ballast von Jahrzehnten hängt. In immer kürzeren Intervallen kommen diese Neustarts, und Leser, die schon länger dabei sind, beginnen das zu bedauern, weil dadurch so manche reizvolle Handlung nicht richtig abgeschlossen wird und viele großartige Ideen auf der Strecke bleiben.

„Das neue DC-Universum“ kehrt zu dem Modell der vielen Erden zurück und präsentiert unter anderem als Duo Huntress und Power Girl, die es von Erde 2 auf die allen vertraute Erde verschlagen hat. Dies war schon immer der ursprüngliche Hintergrund der Charaktere, der nun mehr denn je in den Mittelpunkt rückt, denn was die beiden auch unternehmen, so ist ihr Ziel die Rückkehr nach Erde 2. Zwar scheint sich Huntress mit ihrem Leben arrangieren zu können, doch Power Girl will in den Kampf gegen Darkseid eingreifen, hoffend, dass noch nicht alles verloren ist. Auch privat sind die beiden grundverschieden und kleben nicht wie Kletten aneinander. Helena hat sich Zugang zum Vermögen von Bruce Wayne verschafft, was beiden Frauen hilft, unabhängig zu leben und sich etwas aufzubauen. Sie erweist sich als die idealistischere von beiden, denn sie bekämpft nicht nur gefährliche Schurken, sondern setzt sich auch für die Belange der ‚kleinen Leute‘ ein, die sich in ihren Augen für die richtige Sache stark machen. Karen hingegen genießt das Leben, flirtet viel und kauft Laboratorien samt darin befindlichen klugen Köpfen.

Die Geschichte wird nicht in einem Stück erzählt, sondern immer wieder von Rückblenden unterbrochen, die schildern, wie sich Robin und Supergirl kennenlernten, wie sie nach Erde 1 gelangten, sich anpassten und seither Verbrecher bekämpfen und einen Weg zurück suchen.

Man fühlt sich fast schon an „E.T.“ erinnert, wenn Power Girl von Erde 2 spricht. Hakkou wiederum ist eine Hommage an den ersten japanischen „Godzilla“-Film, was Erscheinungsbild und den Showdown betrifft. Aktuelle Geschehnisse werden ebenfalls berücksichtigt, beispielsweise die Teilchenforschung von CERN und die Katastrophe von Fukushima.

Dadurch dass die Geschehnisse nicht chronologisch aufbereitet wurden, liest sich die eigentlich simple Handlung spannend, denn man muss die Puzzlestücke zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Im Vordergrund stehen die unterschiedlichen Charaktere der Protagonistinnen, die ihr Schicksal auf individuelle Weise anpacken, aber immer füreinander da sind, wenn es notwendig ist.

Die Zeichnungen sind ansprechend und dynamisch. Da man für die Vergangenheitssequenzen teilweise andere Künstler einsetzte, heben sie sich von der fortlaufenden Geschichte ab, sind stilistisch aber nicht so viel anders, dass es zu einem Bruch käme.

Insgesamt ist der erste Band über die Abenteuer von Huntress und Power Girl vielversprechend und steigerungsfähig, denn ihre Aktivitäten dürften den lokalen Superhelden, insbesondere Batman, auf Dauer nicht verborgen bleiben. Ein Zusammentreffen mit den Alter Egos ihrer Eltern und Freunde dürfte so richtig interessant werden.