Heike Korfhage: Sommerturnier – canis lupus niger 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 18. April 2013 09:28
Heike Korfhage
Sommerturnier
canis lupus niger 2
Titelbild: Mark Freier
Koios, 2012, Paperback, 16,40 EUR, ISBN 978-3-902837-02-8 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Die 1964 in Norddeutschland geborene Heike Korfhage arbeitete viele Jahre als Beamtin, ließ sich aber beurlauben, als sie Kinder bekam und begann nebenher zu schreiben, als sie merkte, dass sie noch etwas anderes brauchte, dass sie ausfüllte. 2010 erschien ihr Romandebüt „Der Fremde“, der für den Deutschen Phantastik Preis nominiert wurde. Mit „Sommerturnier“ legt sie nun den zweiten, in sich geschlossenen Roman der Reihe „canis lupus niger“ vor.
Wanja Bajarin stammt eigentlich aus dem fernen Amudaria. Der Sohn eines Nomadenfürsten entschied sich aber zu einer Laufbahn als Abenteurer und Reisender. Er sah viele Länder und Völker, sammelte Erfahrungen und knüpfte Kontakte, bis er im Mittländischen Reich endlich eine Heimat fand und eine Familie gründete. Durch seine Verdienste wurde er von König zu einem Grafen ernannt.
Seither füllt ihn die Aufgabe, seine Domäne zu verwalten, gänzlich aus. Während ihn seine Untergebenen immer mehr zu schätzen beginnen, weil er nicht über ihnen steht, sondern auch ihre Sorgen und Probleme teilt, dort mit anfasst, wo Not am Mann ist und alles tut, damit es ihnen gut geht, verachtet der alteingesessene Adel weiterhin den fremden Emporkömmling.
Wanja stört dies nicht, denn er hat im Mittländischen Reich auch Freunde gefunden und weiß, dass seine Frau Valeria treu zu ihm steht.
Dann allerdings wirbelt erst ein Prüfer vom Hof des Königs, der nachsehen soll, ob in dem Fürstentum alles mit rechten Dingen zugeht und nicht durch Hexerei erzeugt ist, wie auch die Einladung zum jährlichen Sommerturnier Wanjas Leben durcheinander. Nur widerwillig erscheint er in der Hauptstadt, um sich dem Adel im ritterlichen und höfischen Zweikampf zu stellen. Doch auch wenn er sich dort Achtung verschaffen kann – das Unglück lässt nicht lange auf sich warten: denn Valeria und eine junge Edeldame werden von einem Mann entführt, den viele eigentlich für ihren Freund gehalten haben. Selbst der König. Und damit beginnt ein dramatisches Abenteuer, das selbst Wanja bis an die Grenzen seiner Kraft führen wird.
Auch wenn „Sommerturnier“ der zweite Band einer Reihe ist, so macht es die Autorin den Lesern leicht, in die Geschichte einzusteigen. Alle früheren Ereignisse, die für die Handlung relevant sind, werden angemessen vorgestellt, so dass man nicht das Gefühl hat, dass allzu viel fehlen würde.
Die Handlung selbst ist abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltet – immer wieder gibt es kleine Abenteuer, die selbst den erfahrenen Abenteurer in Atem halten. Zwar ist Wanja ein wahrer Held, der auf viele Erfahrungen und Fähigkeiten setzen kann, aber er macht auch Fehler und zeigt Schwächen, braucht manchmal Hilfe, um einer Gefahr zu entrinnen. Dadurch bleibt er sympathisch, ebenso wie andere Figuren, die zwar nicht sonderlich ausgearbeitet sind, aber ansprechende Züge besitzen.
Das Abenteuer steht ganz klar im Mittelpunkt des Buches. Zwar nutzt die Autorin sehr bekannte Handlungsmuster und Klischees, wandelt sie aber auch immer wieder überraschend ab, so dass man sich nie sicher sein kann, ob wirklich das eintritt, was man erwartet. Dadurch, dass sie bekannte Settings benutzt, muss sie nicht all zu viel beschreiben, was dem Handlungsfluss des Buches sehr zugute kommt.
Die Spannung bleibt konstant, die Mischung aus Dialogen, Beschreibung und Action ist ausgeglichen, so dass auch für erfahrene Leser keine Wünsche offen bleiben. Der Stil der Autorin ist angenehm flüssig – sie weiß mit ihren Worten zu fesseln.
Heraus kommt ein Buch, das mit vielen bekannten Elementen der Fantasy spielt, aber dennoch etwas ganz Eigenes daraus macht, das durchaus mit Romanen aus Großverlagen mithalten kann.
Alles in allem spricht „Sommerturnier“ alle Fans an, die ein abwechslungsreiches High-Fantasy-Abenteuer mit einer stimmigen Atmosphäre, spannendem Verlauf und durchweg sympathischen Figuren mögen. Selbst wenn vieles vertraut sein mag – die Autorin spielt gekonnt mit Klischees und Archetypen, so dass selbst erfahrene Leser von der leichtfüßig erzählten Geschichte unterhalten werden.