Conductor 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 11. April 2013 09:41
Conductor 1
Text: Manabu Kaminaga
Zeichnungen: Nokiya
Aus dem Japanischen von Yuko Keller
Tokyopop, 2012, Taschenbuch, 176 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-8420-0541-9
Von Irene Salzmann
Nachdem Manabu Kaminagas Roman-Vorlage, die von Suzuka Oda als Manga umgesetzt wurde, große Erfolge feierte, hat Tokyopop eine weitere Thriller-Reihe mit Mystery-Elementen des Autors ins Programm genommen: „Conductor“ ist in vier Teilen abgeschlossen. Die Handlung erstreckt sich über den kurzen Zeitraum von sieben Tagen. Von Nokiya, die die Illustrationen lieferte, stammen Serien der jüngeren Zeit – „Code Geass Knight“ und „Darker than Black“ –, die in Japan vor allem als Anime viele Fans fanden.
Die Flötistin Naomi Kuchiki leidet schon seit einer geraumen Weile unter furchtbaren Albträumen, in denen ihr ein Vermummter erscheint, der einen Schädel in den Händen hält. In ihrer Not wendet sie sich an den Psychotherapeuten Dr. Matsuzaki, der ihr zu helfen verspricht. Als sie nach Hause kommt, steht vor ihrem Haus die Polizei. Nur zwei Wohnungen weiter wurde eine Mumie ohne Kopf gefunden!
Auch beruflich wartet auf Naomi eine Überraschung: Yasufumi Yuki, ein Kommilitone, der eine Weile in Deutschland studiert hat, ist heimgekehrt und übernimmt den verwaisten Posten des Dirigenten von der Aufführung, für die sie und ihre Kollegen proben. Sein Auftauchen verwirrt aber noch sehr viel mehr die Violinistin Akiho Maya, die einmal mit ihm zusammen gewesen war, und den Pianisten Kazuo Tamaki, ihren Verlobten.
Die ermittelnden Beamten im Mumienfall unter der Leitung von Kommissar Tsuyoshi Ishikura treten zunächst auf der Stelle. Die Leiche war nur aufgrund eines anonymen Anrufs gefunden und extra für die Polizei hergerichtet worden. Sie hielt ein Foto in der Hand, und ein Symbol wurde hinterlassen, das an einen Apfel erinnert, der angebissen wurde.
Im ersten Band werden die Hauptfiguren vorgestellt und teilweise ihre Probleme enthüllt, die offenbar alle mehr oder weniger miteinander in Zusammenhang stehen.
Naomi wird von Albträumen und fehlenden Erinnerungen gequält. Akiho könnte dem Gedächtnis ihrer Freundin und Kollegin auf die Sprünge helfen, ahnt aber nicht, dass diese einige wichtige Ereignisse vergessen hat. Außerdem hat sie eigene Sorgen, denn Kazuo ist eifersüchtig auf Yasufumi, obwohl Akihos Beziehung mit ihm vor fünf Jahren in die Brüche ging. Kazuo scheint jedoch weitere Probleme mit seinem Vorgänger zu haben, bei der vermutlich die Handverletzung, die seine Karriere als Solo-Pianist beendet hat, eine Rolle spielt.
Außer diesem Quartett, das durch ein Geheimnis verbunden ist, mischen noch der Beamte Ishikura und der Therapeut Matsuzaki mit. Ersterer wirkt wenig sympathisch, da er während eines Wutanfalls ein Auto tritt. Er scheint eine Person zu sein, die regelmäßig Dampf ablassen muss und von daher als Polizist wenig geeignet wirkt. Ist es nur der permanente Ärger mit seiner Ex, oder hat er Dreck am Stecken? Der Therapeut gibt sich sehr bemüht und trifft sich sogar nach Arbeitsende mit seiner Patientin. Ist er tatsächlich nur ambitioniert, oder weiß er mehr, als er verrät?
Die Ausgangssituation ist spannend aufgebaut. Man begleitet alle Akteure zwei Tage lang und erfährt noch so einige mehr über sie. Es sind kleine Details, die vermutlich später zur Auflösung beitragen werden. Davon einmal abgesehen, scheint sich der Autor außerdem im Vorfeld mit Musik befasst zu haben. Zwar fügt er keine fachlich fundierten Erläuterungen ein, doch hat man das Gefühl, dass er wusste, worüber er schreibt.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der den Leser gespannt auf die Fortsetzung warten lässt. Schade, dass der Veröffentlichungsrhythmus nur jeden dritten Monat einen Band zulässt. Tokyopop allein weiß, ob das bei der abgeschlossenen Serie notwendig war oder lediglich ein von kommerziellen Erwägungen geleiteter Schachzug ist, der aber auch in die andere Richtung losgehen kann, wie viele Verlage in den letzten Jahren erleben mussten, wenn sie mehrbändige Serien unnötig in die Länge zogen (zum Beispiel „Get Backers“). Das dürfte hier aber wohl nicht zu befürchten sein, denn „Psychic Detective Yakumo“ hat neugierig gemacht, und „Conductor“ verspricht, ähnlich spannend und dramatisch zu verlaufen.
Schätzt man Titel wie „Doubt“, „Limit“ oder „Spiral“, sollte man auch diesem Vierteiler unbedingt eine Chance geben.