X-Men Paperback 2: Dein Freund und Helfer (Comic)

Victor Gischler
Dein Freund und Helfer
X-Men Paperback 2
(X-Men (Vol. 2) 7-11: To Serve and Protect, Part 1-3 + Conclusion + Blood Hunt, X-Men: To Serve and Protect 1+2, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Rachel und Terry Dodson
Zeichnungen von Chris Bachalo, Paco Medina & Al Barrionuevo u.a.
Panini, 2012, Paperback, 148 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86201-443-9

Von Irene Salzmann

Das zweite „X-Men“-Paperback. „Dein Freund und Helfer“, bietet vier in sich abgeschlossene Abenteuer, von denen die titelgebende Erzählung mit vier Kapiteln die längste ist.

Die X-Men begegnen in der Kanalisation Spider-Man. Gemeinsam suchen sie nach Lizard alias Dr. Connor und einigen verschwundenen Teenagern. Worauf sie stoßen, scheint einem Albtraum entsprungen – und nicht der mutierte Wissenschaftler steckt dahinter, sondern ein viel gefährlicherer Feind.
Seit Jubilee in eine Vampirin gewandelt wurde und ihren Blutdurst fortwährend unter Kontrolle halten muss, ist sie todunglücklich. Zwar versuchen ihre Kameraden, sie aufzuheitern, aber erst ein Erlebnis, von dem ihr Dr. Xavier erzählt, lässt einen Funke Hoffnung keimen.
Für Emma Frost gibt es kaum etwas Schlimmeres als die Unterbrechung ihres Aufenthalts in einem Wellness-Center, vor allem wenn der Verursacher der Störung jemand wie der Mandrill ist.
Als Spider-Man einen Banküberfall verhindern will, kommt er zu spät, denn die Stepford Cuckoos haben alles im Griff – auf so ungewöhnliche Art, dass die Diebe Spider-Man sogar bitten, sie zu retten.

Spannung, Tragödie und Komödie sind in diesem Band vereint. Während die kürzeren Geschichten nur kleine Episoden, die entweder Einblicke in das Denken und Handeln einiger Charaktere geben oder auch nur eine lustige Momentaufnahme darstellen, erzählt die Titelstory eine packende Geschichte mit Tiefgang.

In ihr geht es bloß vordergründig um die grausigen Experimente, die ein alter Feind, basierend auf den Forschungen von Dr. Connor, mit seinen Gefangenen anstellt. Auch die X-Men werden von ihm überwältigt und in Monster verwandelt, die er kontrolliert. Allein zwei Personen, die ihm durch Glück entwischen konnten, schaffen es vielleicht, die heikle Lage zu bereinigen, aber die Chancen stehen schlecht. Viel wichtiger ist dem Autor jedoch die scheinbare Nebenhandlung, in der sogenannte Loser den Verlockungen eines Unbekannten erliegen, der ihnen verspricht zu helfen, damit sie stärker werden, sich vor ihren Peinigern nicht mehr fürchten müssen und es ihnen sogar heimzahlen können. Tatsächlich ist das nur ein Trick, denn die Kinder werden ebenfalls zu Versuchsobjekten. Wie sie mit ihrer Situation umgehen und welche Lehre sie letztlich daraus ziehen, ist zugleich die Botschaft an die Leser, dass man sich nicht Rachegelüsten hingeben soll, die ohnehin wenig oder gar nichts ändern, wohingegen man in der Gemeinschaft stark ist, tut man sich mit anderen Mobbing-Opfern zusammen.

Da verschiedene Künstler am Werk waren, treffen unterschiedliche Stile aufeinander, die von comichaft über kantige Misch-Zeichnungen aus Tusche- und Digital Art bis hin zu relativ realistischen Illustrationen reichen. Was gefällt, ist Geschmackssache.

Es ist immer schön, in sich abgeschlossene Storys lesen zu dürfen. Auch so ein kleines X-Men/Spider-Man-Crossover ist nett, da die witzigen Kommentare von Peter Parker ein bisschen frischen Wind in die manchmal schon standardisierten Dialoge der Mutanten bringt. Obendrein eröffnen sich durch den unverhofften Mitstreiter neue Möglichkeiten, einem bekannten Gegner das Handwerk zu legen. Insgesamt ein lesenswertes Paperback, wenngleich die Illustrationen sicher nicht jedermanns Fall sind.