Batman gegen Kane (Comic)

Chuck Dixon
Batman gegen Bane
Zeichnungen: Graham Nolan
Übersetzung: Peter Thannisch
Panini, 2013, Paperback, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-633-4 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)

Von Frank Drehmel

Nachdem Panini unlängst und im Zuge von Christopher Nolans Kino-Film „The Dark Knight Rises“ dem in den 90ern Maßstäbe setzenden Epos „Knightfall“ in drei fetten Sammelbänden eine Neuveröffentlichung spendierte, ist es nur folgerichtig auch jene Storys zu veröffentlichen, in denen Batmans großartiger Gegenspieler Bane im Mittelpunkt steht: dem ursprünglich vor Knightfall erschienenen Oneshot „Batman – Vengeance of the Bane I“ (1993) sowie die Miniserie „Batman – Bane of the Demon“ (1998).

„Banes Rache“
Geboren wird Bane hinter den Gefängnismauern der Insel Peña Dura, auf der seine Mutter von der Junta der karibischen „Bananenrepublik“ Santa Priscas eingekerkert wurde, weil ihr Mann an einem Aufstand gegen das Regime beteiligt gewesen sein soll. Für den kleinen Jungen hat das Leben in dieser engen, brutalen Welt nichts Bedrohliches und Ungewöhnliches, da er nichts anderes kennt. Erst als seine Mutter stirbt und er im Alter von sechs Jahren zu den normalen Gefangenen verlegt wird, wird ihm die ganze Ausweglosigkeit Härte seiner Situation vor Augen geführt. Nach einem schweren Unfall wacht der Junge als anderer Mensch aus einem längeren Koma auf und übt sofort Vergeltung an dem Gefangenen, den er für seinen Unfall verantwortlich macht. Der Mord bringt ihm eine zehnjährige Einzelhaft in einer Zelle ein, in der er jede Nacht gegen die Flut des nahen Meeres ums Überleben kämpfen muss. Als man ihn schließlich nach vielen Jahren begnadigt, ist er in Peña Dura mittlerweile zu einer Legende geworden. Die folgenden Jahre verbringt Bane damit, seinen Körper mit Sport zu stählen und seinen Intellekt durch umfangreiche Literaturstudien zu schulen, so dass er dank seiner außerordentlichen Fähigkeiten nicht nur die medizinischen Experimente überlebt, die in der Anstalt an Gefangen durchgeführt werden, sondern auch die Flucht aus der Hölle der Gefangenschaft durchzieht, um einen Mythos zu zerstören: Batman.

„Bane – Der Fluch des Dämons“
Auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit zieht Bane eine Blutspur um den gesamten Globus, bis er schließlich in Singapur zufällig Talia, der Tochter des gefürchteten Ra's Al Ghul, sowie ihrem Leibwächter Ubu begegnet. Während des unausweichlichen Kampfes wird Bane von den beiden überwältigt und in den Unterschlupf des Dämons – wie Ra's Al Ghul genannt wird – geschafft. Hier bekundet der dank der Lazarus-Grube Unsterbliche seinen Respekt gegenüber dem Mann, der näher daran war, Batman zu vernichten, als er selbst. Doch trotz der gegenseitigen Achtung entspinnt sich bald darauf ein intellektueller Kampf zwischen den beiden Männern, in dem Bane versucht, das Geheimnis der Lazarus-Grube zu enträtseln, und der Alte wiederum das Rad der Seuchen zu finden. Und zwischen beiden Männer steht Talia hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und der Hassliebe zu Bane, den sie gleichermaßen verachtet wie sie seine rohe Kraft schätzt.

Einen neuen Todfeind Batmans im Vorfeld eines langen Storyruns durch eine eigene Hintergrundgeschichte aufzubauen, in der der Dunkle Ritter bestenfalls als Randfigur agiert, war damals in den 90ern so ungewöhnlich wie das „Knightfall“-Epos und die anschließenden, darauf aufbauenden Story-Arcs („Knightquest“, etc.) selbst. Noch ungewöhnlicher ist, dass der Schurke in diesem „Prequel“ in einer Art und Weise als Opfer der Umstände gezeichnet wird, die ihn zwar nicht gänzlich sympathisch macht, die jedoch den Leser mitleiden und Verständnis entwickeln lässt. Banes Werdegang vom kleinen, unschuldigen Kind bis zum obsessiven Killer wird alles in allen zwar klischeehaft aber dennoch nachvollziehbar gezeichnet, wobei der Bruch in der Stringenz bedauerlicherweise an entscheidender Stelle erfolgt. Es wird nicht plausibel beziehungsweise deutlich, weshalb dieser hochgebildete, ja geradezu geniale Bane einem für ihn zu jenem Zeitpunkt vollkommen bedeutungslosen Mythos überhaupt Bedeutung verleiht; man hat als Leser das Gefühl, dass, hätte ihm sein mitgefangener Freund Bird zufällig Pinky den hüpfenden Gummiball als Held präsentiert, Bane fortan versucht haben würde, Gummibälle zu „zerstören“.

In der zweiten Story, in der sich die beiden brillantesten, charismatischten und letztlich auch kultiviertesten Erzfeinde Batman ein Stelldichein geben, weicht die anfänglich wohlwollende Sichtweise auf Bane nach dem eiskalten Mord an einem Hilflosen einer gewissen voyeuristischen Neugier an den Duell der beiden Verbrecher-Giganten, wobei Bane als Figur deutlich zerrissener als im ersten Teil wirkt und das Ende der Story letztlich für altgediente „Batman“-Fans nicht sonderlich überraschend daherkommt.

Fazit: Zwei der interessantesten „Batman“-Spin-Offs in einem Band. Was will man mehr?