Jay Lake: Die Räder der Welt (Buch)

Jay Lake
Die Räder der Welt
Übersetzung: Marcel Bülles
Titelbild: Max Meinzold
Bastei Lübbe, 2012, Paperback, 364 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-404-20656-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Andrea Tillmanns

Die Erde angetrieben von einem kilometerhohen metallenen Zahnkranz entlang des Äquators, die Lüfte beherrscht von den Luftschiffen der Royal Navy – in dieser Welt wird Hethor, ein einfacher Uhrmacherlehrling, eines Nachts von dem Messingengel Gabriel besucht, der ihm aufträgt, den Hauptschlüssel für die Erde zu finden, um diese wieder aufzuziehen, ehe ihr Uhrwerk stehenbleibt und alles Leben erlischt.

Doch dieser Weg ist alles andere als leicht. Denn Hethor ‚gehört‘ eigentlich seinem Lehrherrn. Und seine ersten Versuche, mehr über seinen Auftrag herauszufinden, führen dazu, dass er davongejagt wird und sich plötzlich alleine einer feindlichen Welt gegenübersieht. Zu allem Überfluss hat er nicht die leiseste Idee, wo er den Hauptschlüssel finden kann, und vermeintliche Unterstützer auf seinem langen Weg bis über die Äquatormauer auf die Südhalbkugel der Erde entpuppen sich mehr als einmal als gefährliche Widersacher…

Eine Steampunk-Welt, in der selbst die Erde von Zahnrädern angetrieben wird, ist auf alle Fälle eine ungewöhnliche Idee. Hinzu kommt, dass Hethors Irrfahrten nie langweilig werden, da die Geschichte sehr gut geschrieben (beziehungsweise übersetzt) ist und immer wieder neue, unerwartete Einfälle den Leser in ihren Bann ziehen. Etwas ungewöhnlich in einem Buch mit einem relativ jungen Protagonisten, das daher eigentlich auch von Jugendlichen gelesen werden könnte, ist die hohe Sterblichkeitsrate unter den handelnden Personen, die vom Autor nicht geschont werden. Nichtsdestotrotz ist der Roman nicht unangenehm zu lesen. Gegen Ende jedoch driftet die eigentlich in sich logische Beschreibung einer Welt, in der Gott eine Art Uhrmacher ist, immer stärker in pseudoreligiöse Schilderungen ab, in der Hethors Fähigkeiten nahezu in Unermessliche wachsen. Fast hat man als Leser das Gefühl, dem Autor sei keine andere Lösung mehr eingefallen, seinen Protagonisten aus allen Gefahren, in die er ihn hineinmanövriert hat, zu retten.

Ein gut geschriebenes Buch mit packender Grundidee, das leider zum Ende hin jegliche naturwissenschaftliche Basis vermissen lässt.