Arzak – Der Raumvermesser (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 31. Dezember 2012 13:53
Arzak – Der Raumvermesser
(Arzak L'arpenteur)
Szenario & Artwork: Moebius (Jean Giraud)
Übersetzung: Rossi Schreiber
Ehapa, 2012, Hardcover, 80 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3687-3
Von Frank Drehmel
Mit der Figur des wortlosen Kriegers Arzach, der auf seinem pterodactylusähnlichen Vogel phantastische Abenteuer in einer seltsam surrealen Welt besteht, hat der französische Künstler Jean Giraud unter dem Künstlernamen Moebius nicht nur eine Ikone des frankobelgischen Science-Fiction-Comics geschaffen, sondern sich selbst ein Denkmal in der Ruhmeshalle der europäischen Comic-Kunst gesetzt.
Mit seiner als Trilogie konzipierten Serie um Arzak (d.i. Arzach), den Raumvermesser, wollte Moebius den Hintergrund seines stillen Helden erweitern, die Figur für den Leser fassbarer machen. Wegen des Todes Moebius' im März 2012 ist dieses Vorhaben zwar obsolet, aber nichtsdestotrotz ist schon dieser erste Band so beeindruckend, dass er eine besonders ambitionierte Edition im Rahmen der Ehapa Comic Collection rechtfertigt: das Überformat sowie ein exzellentes, beidseitig glänzend gestrichenes Papier sorgen erstens für eine erfrischende Farbbrillanz und geben zweitens Moebius' weitläufigen Bildern visuell den ihnen zustehenden Raum.
Während Arzak auf seinem treuen Pterodelphus den Himmel einer unwirtlichen Welt durchstreift, wird er einer Anomalie gewahr. Er folgt der Spur zu einer alten Totenstadt der Werg und findet eines dieser humanoiden Wesen gefesselt und gefoltert. Der Raumvermesser erfährt, dass Kopfgeldjäger unterwegs sind, die im Auftrag eines Unbekannten aus der Stadt Redmond Werg-Schädel sammeln. Nach einem kurzen Scharmützel mit den zurückgekehrten Mördern macht sich Arzak auf den Weg in die Stadt, um von seinem alten Freund Boolang Harraps, dem Polizeichef, eine Erklärung zu fordern. Doch unterwegs streikt sein cybernetischer Pterodelphus aufgrund eines Defektes, sodass der Raumvermesser notlanden und sich zu Fuß auf den gefährlichen Weg machen muss. Unterwegs wird er von einem Rudel Miesmarder gestellt, die er zwar töten kann, die ihn jedoch ihrerseits mit ihren giftigen Bissen tödlich verletzen. Mit letzter Kraft schleppt er sich zum kleinen Außenposten Barmond, wo man ihm medizinische Hilfe angedeihen und ihm nach seiner Heilung Richtung Redmond weiterziehen lässt. Als Arzak sein Ziel schließlich erreicht, muss er feststellen, dass sich die politischen Verhältnisse dort grundlegend geändert haben: Sein alter Freund ist tot und die Bande des skrupellosen neuen Polizeichefs, Ettom Goanpym, hat auf der Straße das Sagen.
Während Arzak auf dem Planeten Tassili seinen Kampf ausfechtet, wird an einem weit entfernten Ort im All das Raumschiff „Tronic Rapidoo“ von Werg-Piraten überfallen. Da sich an Bord der Erbprinz der Konföderation von Desmezz sowie sein Mutter befinden, entschließt sich Kommandant Xing Wang Xu zu einer gleichermaßen verzweifelten wie gefährlichen Flucht durch den Hyperraum, nicht ahnend, dass es sich um eine Falle der Werg handelt, die ihn in das Orbit von Tassili führt.
Obgleich der vorliegende Comic zweifelsohne ein Spätwerk Moebius' darstellt, so zeugt auch er davon, dass der Künstler einer bedeutendsten und einflussreichsten französischen Comic-Schaffenden gewesen ist, der selbst im Alter von rund 70 Jahren nichts von seiner erzählerischen und zeichnerischen Verve verloren hat. In atemberaubend klaren ruhigen Bildern erweckt er in seinem unnachahmlichen Stil eine exotische, fremdartige Welt visuell zum Leben, in ruhigen, gefälligen Dialogen entwickelt er Handlung und Figuren, wobei insbesondere Arzak eine Gleichmut, eine fast schon kontemplative innere Ruhe und Güte ausstrahlt, die ihn regelrecht sakral überhöht und ihm messianische Wesenszüge zuschreibt. Es ist diese visuelle und erzählerische Ruhe, die den Leser gleichsam in diese an sich recht einfach konstruierte und geschriebene Geschichte hineinsaugt und ihn zum Reisegefährten Arzaks macht.
Ein umfangreicher redaktioneller Teil mit zahlreichen großformatigen Bildern, Skizzen und kürzeren Textbeiträgen ergänzt dieses hervorragend edierte Sammlerstück.
Fazit: Die phantasiereiche Geschichte voller exotischer Figuren und Orte, das großartige Artwork sowie die exzellente editorische Ausstattung machen „Arzak – Der Raumvermesser“ zu einer unbedingten Empfehlung für jeden Science-Fiction-Fan