HALO: Primordium – Die Blutsväter-Saga 2, Greg Bear (Buch)

HALO: Primordium
Die Blutsväter-Saga 2
Greg Bear
(Primordium – The Forerunners Saga Book 2)
Übersetzung: Tobias Toneguzzo & Andreas Kasprzak
Panini, 2012, Hardcover, 314 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2524-6

Von Frank Drehmel

Nur knapp überlebt der Chamanune Chakas in seiner Rüstung und dank eines Energiefeldes den Sturz auf eine der gigantischen Kriegsmaschinen der Blutväter, auf ein Halo. Die junge Vinnevra, Mitglied eines Stammes dort lebender Menschen, findet den Verletzten und pflegt ihn nicht nur gesund, sondern lehrt ihn auch einige der Besonderheiten der Halo-Flora und Fauna. Zudem stellt sie Chakas ihrem Großvater, Gamelpar, vor, einen von der Dorfgemeinschaft Ausgestoßenen, den die Menschen gleichermaßen fürchten wie respektieren.

Zusammen mit dem Alten und seiner Enkelin macht sich Chakas auf die Suche nach Morgenwächter, den er ebenfalls irgendwo auf dem Halo vermutet. Je länger ihre Reise durch das bizarre Konstrukt dauert, desto mehr wird den drei Menschen die Zerstörungen in Folge eines gnadenlosen Krieges unter den Blutsvätern gewahr sowie der Tod und Zerfall, denen sie allerorts begegnen. Zugleich finden sie immer mehr Hinweise auf ein uraltes Unwesen, einen vorzeitlichen Gefangenen, der einst auf das Halo verbracht wurde. Doch nicht nur die Umweltbedingungen machen das Reisen zu einer Tortur, auch der alte Geist eines toten Blutvaters, des Herrn der Admiräle, der als Gaea im genetischen Code Chakas verborgen ist und der beständig an die Bewusstseinsoberfläche drängt, fordern von dem Chamamune all seine mentale Kraft. Und als sie schließlich Morgenwächter unter dramatischen Umständen finden, beginnen sie erst, die Ausweglosigkeit ihrer Lage zu verstehen.

So unterhaltsam, exotisch und episch der erste Teil der „Blutsväter“-Saga war, so unendlich langweilig und in jeder Hinsicht – nicht nur in räumlicher – begrenzt ist dieser zweite Teil. Dass man als Leser keine actionüberladene Hard-SF erwarten durfte, war nach dem zwar ruhigen, atmosphärisch aber umso intensiveren Vorgängerband zwar offensichtlich, dass aber auf über 300 Seiten außer einer langen, langen Wanderung dreier blasser Charaktere und endlosem Gerede – mit sich selbst, mit den Lebenden, mit den „alten Geistern“ – nichts Signifikantes geschieht, ist dann doch etwas überraschend. Statt exotischem Flair vor einem epischen Hintergrund, statt starker, durch einen animistischen Mystizismus geprägter Charaktere, statt bahnbrechender Erkenntnisse über die Blutsväter als Individuen und als Rasse sowie den Konflikt, der sie zerriss, statt valider Informationen über das Wesen der Flood oder die generelle Rolle der Menschen, erwartet den Leser ein großes, dunkles, langweiliges Nichts, in dem vereinzelt kleine Informations-Lichter aufleuchten; zu wenig, um dem Leser für 320 Seiten oder überhaupt zu fesseln. Die geografischen und physikalischen Besonderheiten des Handlungsortes, die Topografie des Halos bleiben ebenso vage, wie die Beziehungen der treibenden Blutväter, des Didaktikers, des Bibliothekars, des Herrn der Admiräle und der übrigen mehr oder weniger toten Toten. Das Bisschen an „creepy“ Atmosphäre, das am Anfang durchaus vorhanden ist, die wenigen originellen Ideen und Details verlieren sich schnell im endlosen Wandern und Wandern und Wandern und Labern und Labern und Labern und passen sich dem schon nach 50 Seiten steil abfallenden Spannungsbogen perfekt an.

Fazit: So großartig, mitreißend und exotisch der erste Roman der „Blutsväter“-Trilogie war, so langatmig, langweilig und überflüssig ist Band 2, wobei selbst der gefällige Schreibstil Bears nichts mehr rauszureißen vermag.