F. Paul Wilson: Der Erbe – Handyman Jack 10 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 03. November 2012 11:01
F. Paul Wilson
Der Erbe
Handyman Jack 10
(Harbingers)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Plogmann
Festa, 2012, Taschenbuch, 470 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-167-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Auf Handyman Jack wartet eine Woche, die selbst er, der ja leidgeprüft ist, so noch nie hat erdulden müssen. Sieben Tage, die Jacks Leben, seine Pläne und Träume für immer verändern, die aus dem Mann, der Dinge auf seine ganz eigene Art in Ordnung bringt, einen anderen machen.
Doch beginnen wir am Anfang. Einst war Jacks Leben ganz einfach. Zwar gab und gibt es ihn offiziell nicht, weder die Meldebehörde noch das Finanzamt haben ihn gespeichert, doch wenn jemand bedroht wird, wenn böse Menschen einmal mehr ungestraft davonzukommen glauben, dann greift Handyman Jack ein, und stell, auf seine ganz eigene Art ein Stück Gerechtigkeit her. Als Timmy, ein Bekannter aus seiner Kneipe, ihn bittet, seine verschwundene Nichte zu suchen, ahnt er noch nicht, dass er erneut im Spiel zweier körperloser, kosmischer Entitäten manipuliert wird. Als er die Entführte findet, begegnet er zum ersten Mal bewusst den Men in Black – Agenten des Verbündeten, die seit Jahrtausenden im Kampf gegen die Andersheit dafür sorgen sollen, dass die Erde den Menschen erhalten bleibt.
Und eben jene Macht des Verbündeten hat ihn als Kämpfer für ihre Sache auserkoren. Das Dumme an der Angelegenheit ist nur, dass Jack zum einen absolut keine Lust hat, sich in eine ungewollte Rolle zwingen zu lassen, und, dass Menschen die ihm am liebsten sind, dafür leiden müssen. Denn nur ein Speer ohne Seitenäste ist ein starker, ein tödlicher Speer. So hat der Verbündete seit Jahren dafür gesorgt, dass Jacks Verwandten Anschlägen zum Opfer fielen. Nun, um den Widerspenstigen im Feuer der Verzweiflung und Wut zu stählen, sollen ihm seine Frau und sein Pflegekind genommen werden – doch da hat die Entität die Rechnung ohne Jack gemacht…
Die Repairman-Jack-, oder wie ihn die Verlage deutsch nennen Handyman-Jack-Romane, waren eigentlich immer nach einem ähnlichen Schema aufgebaut. Jemand mit einem Problem, das moralisch gerechtfertigt ein Eingreifen erforderlich macht, wendet sich an Jack. Mit dessen Hilfe bekommen die Bösen eins auf die Mütze und neben der guten Tat kann Jack noch einen Zugang bei seiner Sammlung an Goldmünzen verbuchen. Seit einigen Romanen schon rückt der übernatürliche Aspekt der Reihe immer weiter in den Vordergrund. Der Kampf, nein, eigentlich die Auseinandersetzung, der beiden kosmischen Entitäten um den Nebenkriegsschauplatz Erde nahm einen immer breiteren Raum ein, die Verzahnung der Handyman-Jack-Romane mit dem Adversary-Zyklus (dt. ebenfalls und komplett bei Festa) wurde vorangetrieben. Dabei ist bereits seit langem klar, wie die Romane um den Mann, der alles „richten“ kann, enden werden, ist doch der entsprechende Roman bereits erschienen.
In diesem Band der Reihe um Jack – der Autor hat, des großen Erfolgs der Figur willen, noch einige Romane mit Jugendabenteuern um Jack nachgeschoben – geht es ans Eingemachte. Vorbei ist es mit der Auseinandersetzung mit Verbrechern, mit Kinderschändern oder Unsympathen, die ihre Frauen schlagen. Und das Gebotene ist beileibe keine einfache, schnelle Lektüre. Wie gewohnt schreibt Wilson zwar packend und temporeich, ja es geht atemberaubend spannend voran, doch der Inhalt schockt. Gerade als Vater kann ich es gut nachvollziehen, wenn uns der Autor von einem verzweifelten Jack berichtet, der hilflos miterleben muss, wie seine kleine Welt um ihn herum, die er immer und unter allen Umständen schützen wollte, zusammenbricht. Ausgerechnet die Personen, die ihm selbst am Wichtigsten sind, leiden, werden seinetwegen zu Opfern. Pikant dabei, dass nicht etwa die „böse“ Andersheit und Rasalom hinter den Anschlägen steckt, sondern die gute Seite selbst ihn unnachgiebig und mitleidlos zu manipulieren sucht. Das schockt in der Aussage und ihrer Ausführung im Roman, zeigt uns einen hilflosen Jack und wirkt doch in sich stimmig, schrecklich real und rührt den Leser, der mit dem liebgewonnenen Protagonisten leidet.
Noch ein Band wartet darauf, ins Deutsche übertragen zu werden, dann ist der eigentliche Zyklus um Jack abgeschlossen. Dass der Verlag das Format, abweichend von den bisherigen Goldmann Taschenbüchern, zu einem etwas größeren Format geändert hat wird Regal-Puristen verzweifeln lassen, macht das Buch aber zugleich dank etwas größerem Satz leichter lesbar.
Handyman-Jack-Zyklus:
Die Gruft (gleichzeitig Band 2 des Widersacher-Zyklus’)
Der Spezialist
Im Kreis der Verschwörer
Tollwütig
Todesfrequenz
Das Ritual
Todessumpf
Der schwarze Prophet
Das Höllenwrack
Der Erbe
Bloodline
By the Sword
Handyman Jack (Erzählungen) Zwischenspiel im Drugstore, Ein ganz normaler Tag, Der lange Weg nach Haus, Der letzte Rakosh, Familiennotdienst, In der Mangel, Untermieter, Gesichter, Dat-Tay-Vao, Krabbler, Mitgefühl
Ground Zero
Fatal Error
The Dark at the End