Alexey Pehov: Wind – Die Chroniken von Hara 1 (Buch)

Alexey Pehov
Wind
Die Chroniken von Hara 1
Übersetzung aus dem Russischen von Christiane Pöhlmann
Titelbild von Viktor Fetch
Karte von Erhard Ringer
Piper, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 496 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-49270-258-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Alexey Pehov gehört zu den jungen russischen Autoren, die sich in ihren Geschichten mehr nach dem Stil und Inhalt orientieren, der im angloamerikanischen Raum üblich ist. Daher sind ihre Romane auch für Leser aus dem Westen interessant geworden. Nachdem „Die Chroniken von Siala“ begeisterte Leser in Deutschland fanden, bietet Piper nun eine weitere Trilogie aus seiner Feder an. „Wind“ ist der erste Band der „Chroniken von Hara“.

Vor vielen Jahrhunderten zerstörte der „Krieg der Nekromanten“ das Land Hara und ließ die Menschen im Elend zurück. Damals begannen auch die magischen Funken zu verschwinden, die überhaupt erst ermöglichten, dass die Menschen zaubern konnten. Inzwischen gibt es nur noch wenige, und diese sind heißbegehrt. Die Windsucherin Lahen gehört zu den wenigen, die noch über eine gewisse Macht gebieten und ihren eigenen Weg gehen. Sie zieht an der Seite ihres Gefährten, des Meuchelmörders Ness, durch die Lande und erledigt verschiedene Aufträge. Dadurch fällt sie aber auch den „Verdammten“ auf, den Adepten der schwarzen Magie, die sich insgeheim zu einem weiteren Krieg rüsten. Da sie jeden magischen Funken brauchen können, beginnen sie, die beiden zu verfolgen.

Das bringt Ness und Lahen in Bedrängnis, obwohl sie sich ins Exil zurückgezogen haben. Allerdings können sie sich auch nicht an die Vertreter der hellen Seite wenden, denn vor sieben Jahren haben sie im Rahmen eines Auftrages eine Magierin des Lichts getötet, was ihnen immer noch nicht verziehen wurde. Aus diesem Grund können sie sich letztendlich nur auf sich selbst verlassen ... und auf die wenigen Gefährten von früher, die sich ihnen auf ihrer Reise anschließen, weil sie ebenfalls die Gefahr spüren, die von den heranziehenden Nekromanten und ihren Verbündeten ausgehen.

Dies sind aber nicht die einzigen Protagonisten der Geschichte. Der Autor baut das Geschehen auf mehreren Ebenen auf und entwickelt sie aus der Sicht ganz verschiedener Charaktere, angefangen mit einem geistig zurückgebliebenen Kuhhirten, über die Meuchelmörder und Mitglieder der Grenztruppen bis hin zu Angehörigen der beiden unterschiedlichen magischen Strömungen. Da die Perspektiven manchmal sogar innerhalb eines Kapitels mehrfach wechseln, ist der Leser gezwungen, aufmerksam zu lesen. Interessant ist dabei, dass Pehov es schafft, die Figuren unterschiedlich sprechen und denken zu lassen, so dass zumindest bei manchen Szenen die Identifikation, mit wem man es zu tun hat, leicht wird.

Alles in allem bleibt die Spannung trotz aller Action und konsequenten Entwicklungen eher moderat. Zwar scheut sich der Autor nicht, auch einmal liebgewonnene Charaktere über die Klinge springen zu lassen, aber er verliert sich auch immer wieder in allzu kleinen Details, die die Handlung in die Länge ziehen. Ebenso erfährt man eine ganze Menge über die Figuren und lernt verschiedene Facetten ihres Charakters kennen. Dennoch wird nicht wirklich mit ihnen warm, weil der Stil für eine gewisse Distanz sorgt, die auch zum Ende des Buches hin nicht verschwindet. So entsteht ein eher zwiespältiger Eindruck. Die Geschichte hat interessante Ansätze, einen logischen Aufbau und bietet vielschichtige Charaktere, auf der anderen Seite aber braucht sie viel zu lange, um in Fahrt zu kommen und erschlägt den Leser mit einer Vielzahl von Figuren, die man nicht leicht auseinander halten kann.

„Wind“, der erste Band der „Chroniken von Hara“, dürfte vor allem die Fans facettenreicher High-Fantasy-Geschichten ansprechen, die vor allem detailreiche Schilderungen der Welt mögen und auch mit einer Vielzahl von Personen zurechtkommen können.