James Bond 2: Leben und sterben lassen, Ian Fleming (Buch)

Ian Fleming
James Bond 2
Leben und Sterben lassen
(Live and Let Die, 1954)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2012, Taschenbuch, 332 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-072-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

„Leben und Sterben lassen“ ist der zweite Roman der „James Bond“-Neuausgabe von Cross Cult. Fans des Geheimagenten kennen die Geschichte sicherlich durch den gleichnamigen Film mit Roger Moore.

Sein zweiter Auftrag für den MI6 schickt James Bond in die Vereinigten Staaten. Zusammen mit seinem CIA-Kollegen Felix Leiter, den er bereits in „Casino Royale“ kennengelernt hat, soll er dort einen gefährlichen Gangsterboss zur Strecke bringen, weil dieser auch ein hochrangiger Agent ist, der dem Feind schon so manche Information zugesteckt hat. Allerdings erweist sich Mr. Big nicht nur körperlich als harter Brocken. Tatsächlich hat er sich unter der schwarzen Bevölkerung des Landes und in der Karibik ein großes Imperium aufgebaut, mit dem er bestens informiert ist.

Schnell gerät Bond in das Visier des farbigen Schurken. Dieser lässt ihn gefangennehmen, um ihn zu warnen. Dabei lernt der Geheimagent auch die schöne Solitaire kennen, eine junge weiße Frau mit übersinnlichen Kräften, die mehr oder weniger die Sklavin des Gangsterbosses ist und seinen Glauben an die Macht des Voodoo unterstützt. Doch Bond ist nicht bereit, aufzugeben. Denn nun hat er noch einen Grund mehr, Mr. Big zu jagen und auszuschalten, auch wenn er sich dafür in die haiverseuchten Küstengewässer der Karibik wagen und sich manch einer Bestie stellen muss, denn die gibt es nicht nur in Fischgestalt.

Weniger phantastisch, aber noch actionreicher als der Vorgänger, kommt der zweite Band, „Leben und sterben lassen“, daher. Ian Fleming zieht alle Register, um den Leser in den Bann zu ziehen. Bond erweist sich bei den ganzen Gefahren und Folterungen als wahres Stehaufmännchen, auch wenn er nicht ohne Blessuren davonkommt, die er auch noch am Ende des Buches mit sich herumschleppt.

Wieder badet der Autor in typischen Klischees der Fünfziger, gerade was die schwarze Bevölkerung Amerikas angeht. Die wirklich coolen und unerschrockenen Afroamerikaner sind brutale Gangster, die anderen wirken eher devot und haben ihre Sklavenvergangenheit noch nicht abgeschüttelt. Begriffe wie „Nigger“ und „Neger“ fallen, die heute tunlichst jeder Autor vermeidet.

In dieser Hinsicht vertieft der politisch inkorrekte Stil die Stimmung der Zeit, in denen auch die Frauen noch nicht besonders emanzipiert waren. So darf sich auch die außergewöhnlich selbstbewusste Solitaire so Manches anhören und scheint gelegentlich darüber froh zu sein, ihren Kopf an die Schultern des Helden lehnen zu dürfen. Immerhin entspricht sie gerade nicht dem Bild, das man aus dem Film kennt, während Bond so bleibt, wie er ist; ein Mann der Tat, der sich nur gelegentlich zu Gefühlen hinreißen lässt – meistens dann, wenn man Menschen, die er gerne hat, Schaden zufügt.

Alles in allem kann auch der zweite Roman der „James Bond“-Reihe überzeugen. „Leben und sterben lassen“ ist ein actionreiches Agentenabenteuer vor der schwülen Kulisse der Karibik, das dem Leser atmosphärisches und kurzweiliges Lesevergnügen schenkt.