Jana Oliver: Seelenraub – Riley Blackthorne – Die Dämonenfängerin 2 (Buch)

Jana Oliver
Seelenraub
Riley Blackthorne – Die Dämonenfängerin 2
(Soul Thief)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Maria Poets
FJB, 2012, Hardcover, 526 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-8414-2111-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Atlanta wird von Dämonen heimgesucht. Nun ist dies in der Welt des Jahres 2018 wirklich keine Besonderheit mehr. Überall auf der Welt ist der Kampf zwischen den freien Dämonenfängern, den klerikalen Dämonenjägern des Vatikans und den Abgesandten der Hölle entbrannt. Riley Blackthorne ist die erste Frau, die sich den Fängern anschließt. Das hat sie ihrem Vater zu verdanken, der zu den angesehensten Meistern der Zunft in Atlanta gehört. Als er einem Dämon zum Opfer fällt, steht Riley plötzlich und unerwartet vor einem Scherbenhaufen.

Schon mit dem Tod ihrer Mutter begann der Abstieg. Um die horrenden Krankenhauskosten bezahlen zu können, nahm ihr Vater ein Darlehen auf. Um dieses abzustottern, geht er immer größere Risiken im Kampf gegen die Höllenbrut ein. Jetzt sind die Schuldeneintreiber hinter Riley her.

Doch es kann immer noch schlimmer kommen. Nächtelang hat Riley am Grab ihres Vaters gewacht, seinen Leichnam vor den Nekromanten, die ihn wieder aufwecken und als Sklaven verkaufen wollen, geschützt. Den Angriff eines Dämons der 5. Ebene auf die Versammlung der Dämonenfänger nutzt ein Unbekannter, um sich des alten Blackthorns zu bemächtigen, währenddessen sterben Kollegen Rileys, sie selbst steht mitten im Kampf. Nur indem sie sich einem Engel verpflichtet, kann Riley das Leben ihres Freundes und Lehrlingskollegen retten. Statt Dankbarkeit aber wendet sich Simon von ihr ab. Glück für sie, dass sie zwei weitere Männer um sich hat, die auf sie aufpassen.

Beck, der ehemalige Lehrling ihres Vaters wacht über sie. Auch wenn die Beiden sich zanken und immer wieder aufeinander losgehen, kümmern sie sich um den anderen, ja vielleicht empfinden sie sogar mehr füreinander, als sie sich selbst gegenüber zugeben wollen. Und dann ist da noch Ori. Auch er versucht Riley zu schützen, ahnt sie aber auch, dass er darüberhinaus weit mehr von ihr will, als sie zu geben bereit ist. Denn Schwingen haben Engel und die gibt es auf beiden Seiten – die Abgesandten des Himmels und ihre gefallenen Brüder…

Im zweiten Teil ihrer Saga um Riley Blackthorne baut die Autorin auf ihr solides Fundament auf. Dabei nutzt sie geschickt die angesagten Themeta des Sub-Genres: eine junge, toughe Frau, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihren Weg geht, die zwar oft zweifelt, ja am Verzweifeln ist, aber sich dann doch nicht unterkriegen lässt. Gern schlupft man in ihre Haut, um aus ihrer Perspektive dann die Angriffe aller Art intensiv mitzuerleben.

Es passiert so Einiges in diesem Buch. Es gilt, Kämpfe auszufechten, Geheimnisse zu ergründen und mit Verlusten fertigzuwerden. Menschlich wird sie insbesondere von Simon, ihrem – früheren – Freund tief enttäuscht. Dass er sie, die für ihn so viel geopfert hat, der allein er sein Leben und seine Genesung verdankt, fallen lässt, ja bei den Vatikankollegen im Dämonenkampf denunziert, ist natürlich ein Schlag ins Kontor für sie.

Hier geht es viel um Gefühle (Vertrauen, Zuneigung, Verlust, Enttäuschung) – die ganze Palette wird im Verlaufe der abwechslungsreich aufgezogenen Handlung abgedeckt. Dabei reift unsere Erzählerin an ihren Prüfungen in körperlicher wie psychischer Art, bleibt aber immer noch letztlich zu naiv, um nicht wieder in eine perfide Falle zu laufen. Geschickt zeichnet die Autorin ihre aufbrausende Art, begründet diese auch mit ihrer persönlichen Historie, den Verlusten, denen sie ausgesetzt war, den Anfeindungen, denen sie als Frau in einer Männerdomäne ausgesetzt ist.

Das alles wird mit übernatürlichen Wesen und jeder Menge Action gewürzt. Seien es die Dämonen, die Nekromanten oder Engel und deren gefallene Brüder, in Verbindung mit den wieder erweckten Leichen, die Reiche sich als letztlich rechtlose Sklaven halten, bilden die faszinierend farbenprächtige Kulisse, vor der die Handlung abläuft. Das fesselt nicht nur junge Mädchen an die Seiten, sondern bietet auch für männliche Leser genügend Tempo und Dramatik, sodass sich die Seiten wie von selbst umblättern.