Batman Sonderband 22: Batgirl (Comic)

Adam Beechen
Batman Sonderband 22
Batgirl
(Batgirl 1–6, 2008/09)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration von Andy Clarke
Zeichnungen von J. Calafiore, Mark McKenna, Nathan Eyring u. a.
Panini, 2009, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

Barbara Gordon trägt schon lange nicht mehr das Kostüm von Batgirl. Momentan gehört es Cassandra Cain, der Tochter von zwei Killern, David Cain und Lady Shiva. Von ihrem Vater wurde das junge Mädchen lieblos großgezogen. Er enthielt ihr alles vor, was ein Kind braucht und was ein Leben lebenswert macht, um sie zur perfekten, eiskalten Mörderin und Leibwächterin für Ra’s al Ghul zu formen. Cassandra begriff jedoch, dass sie Verbrechen begehen sollte, sagte sich von ihrem Vater los, tauchte unter und wurde schließlich von der ›Bat-Familie‹ unter die Fittiche genommen.

Allerdings ist nicht jeder von Batmans anderen Zöglingen oder Freunden mit dem neuen Batgirl einverstanden. So mancher, darunter auch Nightwing, misstraut ihr, zumal sie ihre Freunde und die gemeinsamen Ideale schon einmal verraten hat, wenngleich sie zu diesem Zeitpunkt manipuliert wurde und nicht wirklich für ihr Handeln verantwortlich war.
Nun muss sich Batgirl entscheiden: Will sie blutige Rache an ihrem Vater und dessen Partner Deathstroke nehmen, die ihr und anderen Mädchen so viel Grausames angetan haben, und es auf einen Bruch mit Batman ankommen lassen – oder ist sie fähig, ihren Hass zu überwinden, nicht zu morden und die Verbrecher der Justiz zu überantworten?
Die Begegnung mit Marque, die mit Batgirl mehr als nur die harte Ausbildung durch David Cain gemein hat, hält ihr den Spiegel vor, wohin ihr Weg führen wird, trifft sie die falsche Entscheidung. Indem sie Marque aufhält, schafft sie sich eine neue Feindin und steht schließlich allein dem Mann gegenüber, der sie besser kennt als jeder andere und der auch hinsichtlich seiner Tochter keinerlei Skrupel kennt …

Das neue Batgirl ist etwas gewöhnungsbedürftig, ist man an ihre langjährige Vorgängerin gewöhnt, auch wenn Cassandra Cain mittlerweile kommunikativer wurde und anfing, ein Privatleben zu entwickeln. Die Protagonistin wandert wie so mancher geläuterter Ex-Verbrecher/Superheld den schmalen Pfad zwischen Killer und Gesetzeshüter. Hass und Rachewünsche bestimmen ihr Handeln, sobald ihr Vater, der ihr Schlimmes antat, ins Spiel kommt; dann scheinen alle guten Vorsätze und Ideale vergessen.
Die vorliegende in sich abgeschlossene Mini-Serie beschreibt Batgirls Ringen mit sich selbst, die Suche nach dem richtigen Weg, bei dem ihr ausgerechnet jene behilflich sind, die sich falsch entschieden haben. Bis zum Schluss bleibt offen, ob die Titelheldin ihre dunkle Seite bezwingen kann oder ob diese die Oberhand behält, nicht zuletzt aufgrund der Provokationen ihres Vaters.
Der innere Konflikt wird ebenso glaubwürdig beschrieben wie die Reaktionen von Batman, Nightwing, Robin und Alfred. Im Vergleich wirken Marque und Ravager eindimensional, denn ihnen geht es nur um sich selbst und ihre Rache. Das Zweckbündnis, das die drei eingehen, steht von Anfang an auf tönernen Füßen. Durch sie lernt Batgirl, wie sie nicht werden will und dass die drastischen Vorgehensweisen der beiden falsch sind.
Tatsächlich ist die Handlung sehr brutal, kampfbetont, es fließt viel Blut, und auch so manche Leiche bleibt zurück. Zwischendurch erweist sich Batgirl auch als kluge Strategin, der es gelingt, Batman und die anderen, die sie aufhalten wollen, abzuhängen und Helfer zu mobilisieren, die eigentlich Batman hätte über diese Entwicklungen informieren müssen. Diese Momente bringen mehr Abwechslung und Spannung in die Geschichte als der hohe Anteil an Gewalt.
Die Illustrationen tendieren zum Realismus, sind aber eher einfach und kantig gehalten. Sie passen zur Story und sind in Ordnung, wenn es auch Comics mit gefälligeren Zeichnungen gibt.

»Batgirl« ist eine spannende Mini-Serie, die den Charakter der Titelheldin näher beleuchtet und auch einige Details ihres Lebens in ein neues Licht rückt. Dass das Paperback in sich abgeschlossen ist und man fürs Verständnis keine Vorkenntnisse benötigt, ist ebenso ein großes Plus wie die ansehnlichen Illustrationen.
So sollten Comic-Paperbacks sein!