Swamp Thing 1: Die Auferstehung der Toten (Comic)

Swamp Thing 1
Die Auferstehung der Toten
(Raise Them Bones)
Autor: Scott Snyder
Zeichnungen: Yannick Paquette u.a.
Übersetzung: Josef Rother
Panini, 2012, Paperback, 156 Seiten, ISBN 978-3-86201-421-7

Von Frank Drehmel

Im Zuge des „New 52“-Relaunches fanden auch einige Vertigo-Serien beziehungsweise -Helden ihren Weg zurück in die „normale“ DC-Universum-Kontinuität, darunter unter anderem John Constantine, Shade – beide innerhalb der „Justice League Dark“ –, „Animal Man“ sowie „Swamp Thing“.

Gemeinsam ist diesen Titeln – respektive Figuren –, dass sie mit ihrem starken Horror-Einschlag eher eine dunkle Spielart des Superhelden präsentieren, wobei, bemüht man die Veröffentlichungs-Historie, sicherlich „Swamp Thing“ die düstersten Wurzeln aufweist, angefangen beim gothischen und viktorianischen Horror Len Weins und Bernie Wrightson bis hin zum eher epischen Grusel eines Alan Moore. Mit Scott Synyder versucht nun ein Autor der Figur Leben einzuhauchen, der mit seiner Eisner-Award-prämierten Comic-Reihe „American Vampire“ (dt. bei Panini) jüngst für Furore sorgt.

Nur noch vage Träume und ungute Gefühle erinnern Alec Holland an ein anderes Leben als Swamp Thing, ein Leben mit dem er endgültig gebrochen hat. Als ihn eines Tages Superman aufsucht, um nach ihm zu sehen und ihn über seltsame Vorkommnisse innerhalb der Natur rund um den Globus zu informieren, erteilt er dem Stählernen ebenso eine Abfuhr wie dem Avatar, den das Parlament der Bäume gesandt hat, um Holland als Krieger-König des Grün im Kampf gegen die Fäulnis und ihren Herren – Sethe – zu rekrutieren, indem ihn die Entitäten in eine weitere Inkarnation des Swamp Thing verwandeln. Bevor der Avatar vergeht, warnt er Alec vor den Schergen Sethes, die schon seine Spur aufgenommen haben, und er warnt ihn insbesondere vor der weißhaarigen Frau namens Abigail Arcane, deren genetische Determinierung sie zu einer Gefolgsfrau der Fäule machen soll. Und doch ist es just diese junge Frau, die Alec Holland schon bald vor dem Zugriff der Anhänger Sethes beschützt, damit er sie seinerseits in ihrem Bemühen unterstützt, ihren kleinen Bruder, William Arcane, zu erretten. Für William jedoch kommt die Hilfe zu spät, denn der Junge hat mittlerweile Kräfte entwickelt, die ihn zu einer tödlichen Gefahr für jedes lebende Wesen machen. Während Abigail und Alec gegen William und seine Monstrositäten in den Kampf ziehen, steht die Fäule kurz davor, das Parlament der Bäume zu vernichten.

Scott Snyders „Swamp Thing“-Einstand nur als gelungen zu bezeichnen, wird der Qualität dieses ersten Tradepaperbacks nicht gerecht. Tatsächlich gelingt es ihm scheinbar mühelos, einen Relaunch des über 40 Jahre alten Horror-Klassikers zu entwickeln, der sowohl Motive insbesondere der Moore’schen Ära aufweist und zudem mit einigen Reminiszenzen aufwartet, als auch eine frisch wirkende, actionreiche und brutale Story mit modernen, vielschichtigen Charakteren präsentiert.

Im Gegensatz zum viktorianischen Grusel und dem gothischen Horror der früheren Wein/Wrightson-Ausgaben, die gleichermaßen von den fast schon poetisch zu nennenden Texten Weins wie den nebelverhangenen, romantisierend-grotesken, knorrigen Bildern Wrightsons lebten, setzen Autor und Künstler der Neu-Interpretation eher auf explizites, körperliches, voyeuristisches Grauen mit starkem cthuloiden Einschlag. Neben der expliziten Darstellung verdrehter menschlicher Körper und bizarrer Monstrositäten, wozu auch die Swamp Things des Parlaments gehören, überzeugt das detailreiche, visuell tiefe Artwork durch eine dynamische Panelaufteilung, die – bei Bedarf – ihrerseits fast schon organisch daherkommt und die zuweilen wie die Bilder selbst einen regelrecht psychedelischen Einschlag aufweist.

Fazit: Auch diese visuell spannende und hochdynamische, gewalttätige und Horror-betonte Neu-Definition einer 40 Jahre alten Figur reiht sich in die Phalanx der gelungenen Serien-Auftakte von DC's „New 52“-Relaunch ein.