Jack McDevitt: Firebird (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. September 2012 19:21

Jack McDevitt
Firebird
(Firebird, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Frauke Meier
Titelbild: Sebastian Zakrzewski & Albert Lozak
Bastei Lübbe, 2012, Taschenbuch, 526 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-20683-4 (auch als eBook erhältlich)
Gunther Barnewald
Der vorliegende Roman ist das sechste, in sich abgeschlossene Abenteuer des Teams Benedict/Kolpath nach „Die Legende von Christopher Sim“ (Bastei Lübbe TB 24134), „Polaris“ (Bastei Lübbe TB 24349), „Die Suche“ (Bastei Lübbe TB 24362) und „Das Auge des Teufels“ (Bastei Lübbe TB 24386) und „Echo“ (Bastei Lübbe TB 20646).
Der Antiquitätenhändler Alex Benedict und seine Assistentin Chase Kolpath, die wie immer als Ich-Erzählerin fungiert, werden von einer älteren Dame kontaktiert, deren Schwester im Jahr zuvor gestorben war. Letztere war mit einem bekannten Physiker verheiratet gewesen, der vor 41 Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden war. Chase misst dem Angebot der alten Dame zunächst keinerlei Bedeutung bei, denn ihr sagt der Name des Physikers Christopher Robin nichts (und alle Fans von Winnie Puh und A. A. Milne sollten sich auch nicht angesprochen fühlen, denn hier ist zweifellos jemand ganz anderer gemeint). Doch Alex ist gleich interessiert, beginnt auch über den Verschollenen nachzuforschen und stößt diesmal gleich auf zwei frappierende Tatsachen, die großes Potenzial in sich tragen:
Da ist zunächst ein von Menschen verlassener Planet, auf dem aber die moderne Technik (nach christlicher Zeitrechnung spielen die Bücher dieser Serie jenseits des Jahres 10000) zurückgelassen werden musste, als der Planet in eine gewaltige Staubwolke eintrat und die Menschen entweder starben oder flüchteten. Der Planet namens Villanueva wird seitdem allein von den vom Menschen geschaffenen Künstlichen Intelligenzen (kurz KI) bewohnt, die sich hier Betas nennen und von denen einige scheinbar psychotisch geworden sind. Zumindest wird jeder, der auf Villanueva landen will, angegriffen und getötet, weshalb der Planet nicht mehr besucht werden soll. Natürlich hält diese Weisung einen Alex Benedict nicht auf, auch wenn er und Chase hier in tödliche Gefahr geraten.
Zudem entdeckt Alex, dass der verschollene Physiker kurz vor seinem Verschwinden eine ganz erstaunliche Entdeckung gemacht hatte, welche dermaßen sensationell ist, dass sie die menschliche Vorstellung von Raum und Zeit revidieren könnte. Auch hier stoßen die Protagonisten auf spektakuläre Vorgänge...
Erneut gelingt es dem US-amerikanischen SF-Autor Jack McDevitt ein außerordentlich spannendes Werk vorzulegen. Diesmal begnügt er sich nicht mit einem Mysterium, nein, ähnlich wie in zum Beispiel einigen Folgen der erfolgreichen Serie „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“, wo zwei spannende Handlungsstränge eine Episode tragen, kreiert der Autor hier zwei völlig unabhängige Geheimnisse, deren Aufdeckung überraschende Ergebnisse zeitigen. Dabei steigert sich die Spannungsschraube scheinbar bis ins Unermessliche, so dass der Leser das Buch jenseits der 200-Seiten-Grenze am liebsten in einem Rutsch verschlingen möchte. Großes Manko des Romans ist einzig und allein der etwas dröge Auftakt. Die Geschichte braucht einige Zeit, um in Fahrt zu kommen, legt dann aber los wie eine schwere Güterzuglokomotive.
Der Autor verwendet sehr viel wörtliche Rede, was den Text auflockert und den Lesefluss befördert. Geschickt streut McDevitt immer wieder kleine Beobachtungen (zum Beispiel über das Wetter) ein und kreiert so eine glaubhafte Atmosphäre und vor allem beim Leser prägnante Bilder im Kopf. Erneut wird die Geschichte außerdem von der kriminalistisch wirkenden Grundkonstruktion getragen. Vor allem die Suche nach den verschollenen Raumschiffen und die hier schlussendlich erzielten Ergebnisse dürften die Herzen vieler SF-Fans höherschlagen lassen (leider ist es nicht möglich, näher auf McDevitts wunderbaren Plot einzugehen, ohne allzu viel davon zu verraten!).
So ist auch „Firebird“ ein wunderbar packender SF-Abenteuer-Roman zum Weglesen; kein Meilenstein des Genres, aber für alle, die diese Art der Unterhaltung in der Science Fiction mögen, ein nahezu perfektes Lesevergnügen.