Silberner Schmetterling (Comic)

Rie Honjoh
Silberner Schmetterling
(Libre, 2007)
Aus dem Japanischen von Caroline Schöpf
Tokyopop, 2012, Taschenbuch, 168 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-84200-476-4

Von Christel Scheja

Rie Honjoh gehört zu den Autorinnen, die in Deutschland überwiegend durch ihre Boys-Love-Mangas bekannt sind. Regelmäßig erscheinen kurze Reihen oder Oneshots, so wie das hier vorliegende „Silberner Schmetterling“.

In der Titelgeschichte verdingt sich Soichi in einem Männerbordell als Diener, um die finanzielle Not seiner Familie zu lindern. Der Dritte Weltkrieg hat eine Menge verändert und zerstört, nicht nur die Fabrik seiner Eltern, sondern auch das Verhalten. Führten männliche Prostituierte früher eher ein Schattendasein, so sind ihre Dienste heute offen anerkannt und werden von vielen Volkgruppen geschätzt. So gehen in das Bordell Suitenkaku nicht nur Yakuza und andere zwielichtige Gestalten ein und aus, sondern auch ganz normale Geschäftsleute und Regierungsvertreter. Star des Etablissements ist Ginzo. Viele haben sich um die Stelle als sein Diener beworben, aber warum gerade Soichi der Richtige war, erfährt er erst im Lauf der Zeit.

Auch „Finsternis und Unzucht“ spielt in diesem Bordell und erzählt eine Nebengeschichte um einen anderen Prostituierten.

„Auf dem Schulweg zum Liebsten“ befindet sich Asamine, der seit einiger Zeit leidenschaftliche Gefühle für seinen Mitschüler Fujishima hegt, es ihm aber irgendwie nicht sagen kann, weil dieser nicht den Eindruck macht, viel mit Männern zu tun haben zu wollen.

Leider gehört der Einzelband nicht zu den Highlights in Rie Honjohs Schaffen, denn die Geschichten sind einfach zu kurz, um die Handlung mehr als nur oberflächlich anzureißen. Die Beziehungen entwickeln sich viel zu schnell und unglaubwürdig, auch die Romantik kommt mehr oder weniger zu kurz. Selbst dramatische Momente gehen eher unter. Das ist vor allem bei der Titelgeschichte zu spüren, die zwar interessante Ansätze hat, aber kaum ausgeführt werden. Auch ist das futuristisch angehauchte Setting eher Staffage und spielt nicht einmal in den Zeichnungen eine Rolle, da das Leben im Bordell eher in die Vergangenheit gerichtet ist. Besonders schwach ist „Finsternis und Unzucht“, die mehr oder weniger nur dahinplätschert, während man in den anderen Geschichten noch über die Unsicherheit der eigentlich mehr auf Mädchen eingestellten Helden schmunzeln kann.

Alles in allem werden die Geschichten zwar sehr solide erzählt, schlagen aber nicht wirklich in ihren Bann. „Silberner Schmetterling“ ist daher ein Band, den man kennen kann, aber nicht muss, selbst wenn man ansonsten von Boys Love nicht genug bekommen kann.