Justice League International 1 (Comic)

Dan Jurgens
Die Wächter
Justice League International 1
(Justice League International Vol. 3, 1-6, 2011/2012)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss
Titelillustration und Zeichnungen von Aaron Lopresti, Matt Ryan, Hi-Fi, Marco Castiello, Vincenzo Acunzo
Panini, 2012, Paperback, 132 Seiten, 14,95 EUR

Von Irene Salzmann

Die UNO möchte ein eigenes Superhelden-Team haben, das – anders als die JLA – ihren Befehlen gehorcht. In Folge wird die Justice League International gegründet, der Meta-Wesen aus verschiedenen Nationen angehören. Mit Booster Gold glaubt man, einen Anführer gefunden zu haben, der sich leicht manipulieren lässt, da ihm Publicity und Geld wichtiger sind als Altruistismus.

Die zusammengewürfelte Gruppe wird sogleich in einen Einsatz geschickt, der sich als härter erweist, als angenommen: Alien-Roboter haben damit begonnen, die Erde aufzuspalten. Die Bodenschätze will Perraxus, ein mächtiger Extraterrestrier, der sich dieser Maschinen bedienen kann, weil ihre Schöpfer ausgestorben sind, an Bord seines Schiffes bringen. Zunächst muss die Gruppe eine empfindliche Schlappe einstecken. Aber sie sind die einzigen, die die Vernichtung der Erde verhindern können. Mit einem neuen Plan stellen sie sich Perraxus ein weiteres Mal.

Die JLA bekommt Konkurrenz von der JLI … Eingefleischte Comic-Fans denken nun bestimmt an Marvels ursprüngliche X-Men, die 1975 in „Giant Size X-Men“ von einem internationalen Team abgelöst wurden. Auch das sich drehende Personen-Karussell weist Parallelen auf: Zunächst steht Batman der Gruppe als Mentor zur Verfügung, zieht sich jedoch schneller zurück als bei den X-Men Cyclops. Es gibt mit Vixen ein Mitglied, das über Krallen wie Wolverine verfügt. Ice ähnelt Iceman. Rocket Red und August General of Iron sind Abbilder von Colossus. Godiva lässt das Bild Medusas von den Inhumans vor dem inneren Auge erscheinen. Fire könnte Storm verkörpern. Und zwischen Booster Gold und Green Lantern Guy Gardner schwelt ein ewiger Konflikt wie zwischen Cyclops und Wolverine. Ihr Gegenspieler Perraxus wirkt wie eine Mischung aus Galactus und seinem Herold Terrax. Dabei spielt es keine Rolle, ob die DC- oder die Marvel-Figur die ältere ist und vielleicht als Inspirationsquell diente.

Ausgangspunkt für die neue DC-Serie ist ein völlig umgekrempeltes Universum, in dem alles, was zuvor geschah – mal wieder –, ungeschehen gemacht wurde. Die Bevölkerung hat, ganz aktuell, das Vertrauen in ihre Regierungen verloren und misstraut zudem den Meta-Wesen, die in Eigenverantwortung handeln und sich von niemandem kontrollieren lassen. Das soll sich ändern. Darum stimmt die UNO der Gründung der JLI nach langem Hin und Her zu. Allerdings stecken auch nationale und persönliche Erwägungen hinter der Entscheidung, und die Bevölkerung begehrt durch Attentate auf.

Natürlich sind die nach bestimmten Gesichtspunkten rekrutierten Helden letztlich weniger lenkbar, als gehofft, dennoch wartet eine schwere Aufgabe auf den unterschätzten Booster Gold, der die Machenschaften der Hintermänner durchschauen und gleichzeitig sein Team zusammenschweißen muss. Batman spielt kurz den Aufpasser, doch Green Lantern ist als stärkstes und überaus kritisches Mitglied derjenige, den Booster Gold überzeugen muss.

Diese Problematik ist in den Kampf gegen Perraxus, der sich fremde Technologie aneignete und als Weltenplünderer und -zerstörer auftritt, eingebettet. Booster Gold zieht sich, als er erkennt, dass die Situation völlig falsch beurteilt wurde, zurück, um das Leben seiner Kameraden zu retten. Das bringt ihm prompt Ärger ein, da sich die UNO einen werbewirksamen Auftritt versprochen hatte, mit dem sie die Bevölkerung für sich einnehmen wollte – ein Motiv, das man aus der Image-Serie „Youngblood“ kennt. Tatsächlich ist Booster Gold klüger, vernünftiger und verantwortungsbewusster, als man ihm zugesteht. Ein neuer Plan bedeutet, dass die Erde vielleicht noch eine Chance hat.

Nun, „JSI“ bietet nichts, was es nicht schon in der einen oder anderen Form bereits gegeben hat – und doch folgt man gespannt der Story. Superhelden-Teams offerieren einfach mehr Möglichkeiten als die Abenteuer von Einzelgängern, das Thema und die Charaktere orientieren sich an bewährten Erfolgsrezepten, durch wenig verbrauchte Helden der zweiten, dritten, vierten … Garnitur gelangt Abwechslung ins DC-Universum, und zumindest mit Batman, Booster Gold und Green Lantern sind trotzdem einige zugkräftige Namen vertreten. Somit hat „JSI“ alles, was eine packende Comic-Serie mit Potenzial ausmacht. Ansprechende realistisch-idealistische Illustrationen runden gelungen ab. Man darf nach dem Cliffhanger gespannt sein, wie es weitergeht!