Steven Savile: Vogelmanns Schatten (Buch)

Steven Savile
Vogelmanns Schatten
(Laughing Boy’s Shadow)
Aus dem britischen Englisch übersetzt von Andreas Schiffmann
Voodoo Press, 2012, Taschenbuch, 302 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-902802-24-8

Von Carsten Kuhr

Declan Shea verdient sich seinen Lebensunterhalt als Jazz-Pianist. Diese Woche war er schon zweimal in London zu Probeaufnahmen und einem Gig, jetzt kommt er gerade mitten in der Nacht ins heimatliche Newcastle zurück. Müde ist er, auch die Selbstgedrehten halten ihn kaum mehr auf Spur. Als mitten auf der Straße plötzlich ein alter Obdachloser mit einer Flasche in der Hand auftaucht, ist es zu spät zum Ausweichen. Als Declan schwerverletzt aus dem Wrack, die einst sein Sportwagen war, kriecht, findet er auf dem Asphalt nur mehr eine Leiche.

Kaum im Krankenhaus wieder zu sich gekommen, unterstellt man ihm eine Halluzination. Weder ein angefahrener Penner noch eine Leiche wurde an der Unfallstelle entdeckt. Verstört und verunsichert wird Declan aus dem Hospital entlassen – nur um feststellen zu müssen, dass nichts mehr ist, wie es einmal war. Er sieht Dinge die es nicht geben kann, nicht geben darf, er erlebt Grässliches, wird gefoltert und missbraucht, manipuliert und benutzt, ohne dass er sich dagegen auflehnen kann. Im Auftrag Malachis, einem Blinden, ein Gott oder doch nur ein Wesen, das die Stadt verkörpert, soll er gegen den König der Tramps, der Vagabunden und Bettler antreten – eben jenes Wesen, das er bereits einmal frontal getroffen hat…

Steven Savile hat sich nicht nur durch seine Mitarbeit bei erfolgreichen Buchserien und Romanen zu PC-Games einen Namen gemacht, sondern mit „Silber“ auch einen packenden Thriller ganz eigener Prägung vorgelegt. Voodoo Press legt nun einen Roman vor, der weit von klerikalen Thrillern oder Piraten- und Vampirabenteuern entfernt ist. Zunächst nur eine Kurzgeschichte nahm sich der Autor seiner Idee zwanzig Jahre später erneut an. Heraus kam ein Roman, der anders ist als Vieles, was die Verlage uns sonst kredenzen.

Eigenständig, düster, verstörend und beängstigend, das sind die Adjektive, die mir unwillkürlich in den Sinn kommen, wenn ich den Roman Revue passieren lasse. Mit kurzen, stakkatoartigen Sätzen zieht Savile uns in seinen Plot. Und der hält so allerhand Blutiges für den Leser bereit. Unser Erzähler leidet, wird verletzt, verstümmelt und erniedrigt in einen Kampf geschickt, den er weder versteht noch wirklich unterstützt, geschweige denn gewinnen kann. Hilflos und doch stur stellt er sich seinem Schicksal, ohne dass am Ende ein wie auch immer geartetes Happy End auf ihn warten würde. Das liest sich intensiv, packend und spricht Ängste tief in uns an, eben genau das, was der Freund des Horror-Genres in seinen Büchern sucht.