Krähen 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 19. November 2009 00:00
Marie Sann & Guido Neukamm
Krähen 1
Tokyopop, 2009, Taschenbuch, 168 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-86719-677-2
Von Irene Salzmann
Cassandra hat die Schule geschmissen und schlägt sich seither mit kleinen Jobs durch. Allerdings muss sie sich nach kurzer Zeit immer etwas Neues suchen, weil sie unpünktlich und in der Arbeit nachlässig ist. Rif hofft auf seinen Durchbruch als Musiker, bislang vergeblich. Diese beiden werden durch das Mädchen Ice zusammengeführt, die aus einem Fenster im vierten Stock springt und unversehrt vor ihnen landet.
Gemeinsam fliehen sie vor den albtraumhaften Kreaturen, die Ice auf den Fersen sind, in Rifs Wohnung. Dort erfahren die beiden nach und nach, auf welch tödliches Spiel sie sich eingelassen haben. Ihnen wird bald klar, dass sie in die Offensive gehen müssen, wollen sie eine Chance haben gegen die »Krähen« …
Vor drei Jahren erschien schon einmal ein Gemeinschaftsprojekt von Marie Sann und Guido Neukamm bei Tokyopop. Wer sich an die schrille Teenie-Comedie »Sketchbook Berlin« noch erinnern kann, wird feststellen, dass die beiden seither reifer geworden sind und »Krähen« auch illustratorisch ein ganz anderes Kaliber ist.
Die neue, ebenfalls auf zunächst zwei Bände angelegte Serie, fährt die Mystery-Schiene, mixt mit schriller, zeitgenössischer Mode, besticht aber vor allem durch die aparten Zeichnungen, die mit Bleistift (Buntstift), aber ohne Tusche und Rasterfolie auskommen. Auch die Story ist geheimnisvoll, spannend und wird gewiss noch mit einigen Überraschungen aufwarten – wenn der nächste Band kommt. Das scheint leider manchmal ein Problem für westliche Künstler zu sein (»Evergrey«, »Yaru«, »Indépendence« …).
Über die Charaktere kann man im Moment nur wenig aussagen, da man bloß das Nötigste über sie erfährt und was für die Geschehnisse relevant ist. Es sind Szene-Kids, die modische Akzente setzen, im Spießbürgeralltag anecken und ihr eigenes Leben führen wollen. Am Rätsel um die Krähen wird kaum gekratzt; erneut muss man sich gedulden.
Es bleiben auf jeden Fall sehr viele Geheimnisse, die vielleicht mehr als nur einen weiteren Band erforderlich machen. Schön wäre es, wenn die Reihe zum Abschluss gebracht würde, denn die Idee ist reizvoll, und die Zeichnungen gefallen.