Schwindt, Peter: Die Blume des Bösen – Morland 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 21. November 2009 00:00
Peter Schwindt
Die Blume des Bösen
Morland 2
Titelillustration von Christopher Gibbs
Ravensburger, 2009, Hardcover, 396 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-473-35312-5
Von Carsten Kuhr
Vor gute sechstausend Jahren erschütterte ein verheerender Krieg die Welt. Dem gnadenlosen Bürgerkrieg zwischen den magisch begabten Eskatay und den normalen Menschen fiel nicht nur ein Großteil der Bevölkerung, sondern auch deren zivilisatorischen Errungenschaften zum Opfer. Seitdem sind Magier, seien es die künstlich erweckten Eskatay oder die geborenen Gist, verpönt, werden gejagt und gnadenlos ausradiert.
Ein weiteres Erbe hat der Krieg den Überlebenden hinterlassen. Einen Planeten, auf dem Rohstoffe rar sind, auf dem diese zunehmend zu Neige gehen. Zwischenzeitlich haben sich die Menschen wieder ein wenig aufgerappelt, Dampfbetriebene Maschinen helfen Produkte industriell herzustellen, Luftschiffe ziehen fliegenden Zigarren gleich über den Himmel, die Bahn verbindet die Städte des Reiches.
Morland; eines der Länder hat das Joch eines gigantischen, die Menschen versklavenden Konzerns abgeschüttelt und eine Demokratie errichtet. Was der Mann von der Straße aber nicht weiß, ist, dass die Führung des Landes, die zehn mächtigsten Männer und Frauen alle an einer Blume, der Eskaton, geschnüffelt haben. Seitdem sind sie zwar unfruchtbar, dafür haben sie besonderen Kräfte entwickelt. Der eine kann Gedanken lesen, der nächste teleportieren oder andere beeinflussen. Nun gilt es, die eigene Macht zu konsolidieren, zumal niemand ahnen darf, dass sich ihre Macht ausgerechnet auf die verpönten Gaben der Eskatay stützt. Um weiter zu forschen und sich ihre Macht zu sichern, brauchen sie nichts nötiger als einen der naturbegabten Gist. Die Jagd ist eröffnet.
Gleichzeitig stößt einer der Wissenschaftler der Eskatay auf das Geheimnis der Vermehrung der Eskaton-Pflanzen, die die Metamorphose der Menschen zu Eskatays auslöst. Eine geheimnisvolle Strahlung, die von uralten metallenen Fundstücken ausgeht, führt zu Vermehrung der Pflanzen. Dass die Strahlung menschliches Leben vernichtet, dass die Suche nach dem Relikten gravierende Opfer unter den als Bergleute eingesetzten Straftätern führt, ist den Herrschenden egal. Es gilt die eigene Macht zu sichern – koste es, was es wolle.
Doch wie wird der Mann von der Straße auf die Neuigkeit reagieren, dass Eskatay die wirtschaftlichen und politischen Schaltstellen der Macht übernommen haben? Ein Bürgerkrieg droht, der sich durch ein profanes Mittel abwenden lässt – Unterdrückung einer totalitären Staatsmacht …
Mittelbände von Trilogien sind für jeden Autor ein schwieriges Terrain. Ganze Bibliotheken ließen sich mit Rezensionen zu Mittelteilen füllen, die denselben bescheinigen, die Erwartungen ihrer Leser nicht erfüllt zu haben. Verrät man zuviel, bleibt für das möglichst dramatische Finale nichts mehr übrig, offenbart man zu wenig, langweilt sich der Leser nur allzu oft.
Peter Schwindt hat die goldene Mitte getroffen und führt seine Handlung packend weiter. In einem Steampunk-Plot spricht er dabei durchaus ernste Themen an. Wie weit darf Forschung, dürfen Wissenschaftler gehen, bevor sie sich an ihren Mitmenschen versündigen? Bevor das Erforschte zur Unterdrückung und zu Krieg missbraucht wird? Wo bleibt die Freiheit in einem Staat, der sich eigentlich das Wohl seiner Bürger auf die Fahnen geschrieben hat? Inwieweit sind Politiker durch die ihnen verliehene Macht korrumpierbar? Fragen, die alle angeschnitten werden, auf die naturgemäß aber auch Peter Schwindt keine einfachen Antworten bieten kann.
Verpackt hat er dies in eine spannende, teilweise ergreifende Handlung in der er insbesondere die Zustände in dem sich zu einem totalitären Unterdrückungsstaat wandelnden Morland eindringlich schildert. So verfolgen wir durch die Augen unserer junger Gris, aber auch den als Aufwiegler und Andersdenkenden ins Gefängnis geworfenen ehemaligen Kriminalkommissar, quasi von innen mit, wie die Bevölkerung unter den Durchsuchungen und der Unterdrückung zu leiden hat.
Nicht vergessen wird aber auch die andere Seite. Ein eigentlich wohlmeinender Wissenschaftler, der zum Eskatay aufstieg, befindet sich innerlich im Zwist mit sich selbst. Überleben wird nur der Staat, der am stärksten ist – doch sind die Opfer das Ergebnis wert?
Das Gebotene liest sich flüssig, wobei kleinere stilistische Holprigkeiten kaum ins Gewicht fallen. Zu dramatisch bietet sich die erneut mit einem Cliffhanger endende Handlung, die neugierig macht, wie es mit »Morland« weitergehen wird.