Brandoll (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 11. Juli 2012 10:04
Ryo Takagi
Brandoll
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
EMA, 2011, Taschenbuch, 186 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7492-9
Von Petra Weddehage
Diesen Tag hatte sich Fen doch ganz anders vorgestellt. Nachdem er hart gearbeitet und studiert hat, soll er zum Lohn in die SDF aufgenommen werden. Er sieht sich schon als führenden Staatsmann. Dumm nur, dass er vergessen hat, sich einen Lageplan der riesigen Schlossanlage zu besorgen.
Prompt landet er zwar bei der SDF, allerdings ist dies nicht die Special Dispatch Force, sondern er stürmt ins geheime Zimmer der Special Doll Force. Das bedeutet: gleiche Abkürzung des Namens, aber völlig verschiedene Arbeitsweisen. Hier werden Plüschtiere gesammelt, die die Königin einst für ihre Lieben nähte. Nach deren Tod war der Kummer des Königs so groß, dass er alle ihre Stofftiere, die auch Brandoll genannt werden, verschenkt hat. Der Sohn des Königs rief daraufhin diese spezielle Geheimgruppe ins Leben, um die letzten Andenken an seine Mutter zurückzugewinnen.
Fen wird also zwangsrekrutiert und darf fortan mit dem niedlichen Dio auf Brandoll-Jagd gehen. Fen fühlt sich von Dio angezogen, dabei steht er doch eigentlich auf Frauen – oder etwa doch nicht?
Obwohl es sich um einen sogenannten Boys Love Manga handelt, kann dieser jener Kategorie nicht eindeutig zugeordnet werden. Es gibt zwar schwammige Andeutungen, dass einige der Protagonisten sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlen, aber selbst das täuscht. Gezielte Maskeraden und Täuschungen enthüllen Frauen, die eigentlich Männer sind, so dass Irrtümer schon mal vorkommen können. Mehr als ein paar harmlose Küsse bekommt der Betrachter nicht zu sehen. ‚Eindeutig zweideutig‘ darf hier getrost als Aussage des Manga genommen werden.
Die einzelnen Protagonisten sind durch die Bank sehr ansehnliche Figuren, egal ob es sich hierbei um Männer oder Frauen handelt. In vielen Boys-Love-Titeln werden gerade Frauen eher maskulin und sehr hässlich dargestellt. Vermutlich um eine Rechtfertigung für die gleichgeschlechtliche Liebe aufzuzeigen. Immerhin ist nicht jedes Land so human wie Deutschland, wo sich kaum noch einer über derlei Dinge aufregt, außer natürlich ein Politiker wittert Wählerstimmen. Fakt ist, in vielen Ländern und Religionen unserer ach so zivilisierten Welt gilt die Todesstrafe für derlei ‚Vergehen‘.
„Brandoll“ entpuppt sich als nette, abenteuerliche Geschichte im Fantasy-Gewand mit Märchenfaktor. Die abgeschlossene Story bringt reichlich humorige Szenen und dennoch ernste Themen zur Sprache, die dankenswerterweise nicht durch blutige Schlachten entschieden werden. Die Namensgebungen einiger Figuren stammen von bekannten Labels aus der Modewelt. Nina Ricci und Chanel sind nur einige dieser Namen und dürften als Hommage zu werten sein.
Die Zeichnungen sind intensiv, wunderschön und sehr detailverliebt. Die Illustrationen wirken wie von leichter Hand gezeichnet und überwältigen den Betrachter mit ätherischen, wunderschönen Gestalten und einer märchenhaften Atmosphäre. Der Boys Love Manga, der streng genommen keiner ist, dürfte junge Männer und Frauen ab 14 Jahre gleichermaßen begeistern.