Diablo III – Die Cain-Chronik, Flint Dille (Buch)

Diablo III – Die Cain-Chronik
Flint Dille
(Diablo III, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Kasprzak
Titelillustration von Christian Lichtner
Zeichnungen von Brom, Mark Gibbons, James Gurney u.a.
Weitere Texte von Chris Metzen, Mickey Neilson & Matt Burns
Panini, 2012, Hardcover, 160 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2389-1

Von Frank Drehmel

Seit rund 15 Jahren behauptet sich Blizzard Entertainments überschaubar umfangreiche „Diablo“-Reihe im Spitzen-Kanon der erfolgreichsten PC-Fantasy-Rollenspiele, und das, obwohl die Spielperspektive isometrisch ist, die Spieltiefe mit „knöcheltief“ abschließend beschrieben werden kann und das Rollenspielelement mit Rollen soviel zu tun hat wie ein Rolling Stone.

Über die Ursache des anhaltenden Erfolgs zu spekulieren ist müßig, es ist, wie es ist … und es ist nun mal so, dass nach rund zehn Jahren Wartezeit unlängst „Diablo III“ das Licht der Computer-Welt erblickte, einer Welt, die – glaubt man vielen Rezensionen und nicht den Verkaufszahlen – sich sofort enttäuscht abwandte. Für uns soll das jedoch kein Grund sein, sich vom vorliegenden Buch abzuwenden, denn seit Langem sind es die belletristischen Spin offs, die der – euphemistisch ausgedrückt – spielerisch sehr übersichtlichen Welt „Sanktuario“ Seele und Leben einhauchen.

Deckard Cain – oder Onkel Deckard –, der fiktive Verfasser der vorliegenden Chronik, letzter der Horadrim und omnipräsenter Questgeber, wird jedem „Diablo“-Spieler nicht nur ein Begriff, sondern für viele Power-Gamer der einzige verbliebene Freund sein. Doch auch Freunde müssen sterben; der gute Deckard weiß, dass sein Ende kurz bevorsteht und verfasst im Wissen um sein Dahinscheiden eine Chronik, ein Kompendium, eine Essenz seines Wissen, sein Lebenswerk, um es seiner Nichte Leah zu vermachen, auf dass sie daraus die nötigen Informationen für ihren Kampf gegen das Böse und Dunkle zieht.

In einem lexikalischen Ansatz beginnt Onkel Deckard mit dem Schöpfungsmythos, dem unergründlichen Geist Anu, der aus sich selbst heraus den Drachen als Manifestation seiner Dunklen Seite gebar, beschreibt die Reiche des Bösen samt ihrer Herrscher, den Großen und Niederen Übeln, genauso wie den Angiris-Rat der Hohen Himmel, dem unter anderem Tyrael, der Engel der Gerechtigkeit angehörte.

Texte über die Erschaffung der Welt der Sterblichen, des Weltensteins, die Geburt der menschlichen Zivilisation, den Sünden-Krieg und die Magierklan-Kriege oder die Verfinsterung Tristrams sowie ein kurzer Exkurs in Geografie und Kulturen Sanktuarios machen die Cain-Chronik für Leah ganz sicher zu einem kleinen Schatz … und nicht nur für Leah, auch familienfremde Leser werden ihre Freude daran haben, denn mit Flint Dilles Cain-Chronik hat Panini ein Buch im Programm, das nicht nur durch seine fast schon bibliophile Ausstattung – Hardcover, geprägter Einband, visuell auf Pergament getrimmtes, festes Papier, brauner, sepiafarbener Druck – überzeugt, sondern das sowohl alten „Diablo“-Hasen, als auch Frischlingen einen stimmungsvollen (Wieder)Einstieg das Setting garantiert.

Die Texte sind einerseits so gefällig verfasst, so kurz und knackig gehalten, dass sie selbst Kenner nicht langweilen, andererseits bieten sie Neulingen mit ihren zahlreichen Informationen einen vergleichsweise umfassenden Eindruck über den Hintergrund, ohne sich in Details zu verlieren. Die zahlreichen Illustrationen, die von unterschiedlichen Künstlern angefertigt wurden und die in Ausführung und Größe deutlich variieren, sind durch die Bank stimmig und ausdrucksstark. Möchte man etwas bemängeln, so sind das zwei Dinge: erstens ist der Exkurs in die Geografie Sanktuarios – sowohl in Text als auch in Bildern – deutlich zu knapp gehalten und zweitens fehlt mir ein „Literaturverzeichnis“ mit den dazugehörigen Fußnoten, welche einzelne Passagen der Chronik mit den bisher erschienen Romanen und Spielen in Verbindung bringen, auch wenn das zugegebenermaßen dem „künstlerischen“ Konzept dieses Buches widerspräche.

Fazit: Ein aufwändig gestaltetes Hardcover; informativ und atmosphärisch äußerst stimmig. Trotz des stolzen Preises für „Diablo“-Fans – selbst wenn sie sich den dritten Teil der Spiele-Reihe verkneifen – eine unbedingte Empfehlung.