Jeanne C. Stein: Blutrotes Verlangen (Buch)

Jeanne C. Stein
Blutrotes Verlangen
Anna Strong 5
(Retribution, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Katharina Volk
Knaur, 2011, Taschenbuch, 348 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-426-50684-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Seit Anna Strong ein Vampir ist, wird sie regelmäßig in übersinnliche Angelegenheiten verwickelt, ob sie will oder nicht. Auch diesmal lässt sich die Kopfgeldjägerin bloß der Notwendigkeit wegen auf eine Zusammenarbeit mit Williams, dem ehemaligen Polizeichef von San Diego, ein, da er zu oft versucht hatte, sie zu manipulieren und für seine Zwecke einzuspannen.

Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen dem erschreckenden Zustand von Annas (platonischen) Freund Culebra und den grausamen Morden an jungen Vampiren. Die Spur führt zu einer Hexe, der Anna schon einmal in die Quere kam und die nun, da sie erneut aufeinander treffen, auch persönliche Rache üben will.

Wie man es von Anna Strong gewohnt ist, sofern man die vier vorherigen Bände gelesen hat – dies ist nicht zwingend erforderlich, da jeder Roman in sich abgeschlossen ist, doch bauen die Ereignisse aufeinander auf, das Einbinden von bekannten Personen sorgt bei treuen Lesern für den Aha-Effekt –, tappt sie lange im Dunkeln, obwohl sich manche Zusammenhänge schon früh andeuten beziehungsweise sie den Fehler begeht, wichtige Hinweise zu übersehen.

Kein Wunder, dass Williams und andere ungeduldig werden und ihr Vorwürfe machen, weil sie einige unschöne Entwicklungen hätte verhindern können, teils durch schnelleres Begreifen, teils durch den gezielten Einsatz ihrer Kräfte, denn sie soll ‚die eine‘ sein, eine Vampirin mit besonderen Fähigkeiten, der fast nichts etwas anhaben kann. Da sich Anna jedoch weigert, Williams als Mentor zu akzeptieren, bleibt sie weitgehend unwissend, bekommt immer nur kleine Häppchen vorgeworfen, was sie sein könnte, und der Leser rätselt mit der Protagonistin, was das bedeutet und an Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Vermutlich will die Autorin ihre Hauptfigur nicht zu schnell zur Superheldin mutieren lassen, doch oft genug erweist sich Anna Menschen, Vampiren und anderen Wesen als überlegen, so dass der Umstand, ‚die eine‘ zu sein, dem nicht mehr allzu viel draufsetzen kann. Nach und nach trägt Anna die Puzzlestücke zusammen und findet weitere Helfer, die sie dringend braucht, um ihre Feindin von ihren Plänen abhalten und das Leben jener zu retten, die zum Spielball der Hexe wurden. Hin und wieder sorgen einige erotische Einlagen für etwas Auflockerung, die dankenswerterweise nicht zum Hauptthema gemacht werden, wie dies in etlichen anderen Paranormal Romances der Fall ist.

In Folge bekommen beide Lesergruppen, was sie sich wünschen: die Freunde des soften Horrors einen spannenden Schmöker, die Romantikerinnen ausreichend Liebesgeflüster. Zielgruppe sind Leserinnen ab 15 Jahre. Für den Geschmack des männlichen Publikums dürfte zu wenig Blut fließen.